Sonntag, 29. September 2013

Tipps vom 23.09. - 29.09.2013

 

BARBARELLA - Das süßeste und unbedarfteste, psychotronische und bizarr-ausgeschmückte Swinging-Euro-Sci-Fi-Pulp-Abenteuer, dass es wohl gibt. Ich würde BARBARELLA heiraten, wenn das ginge ♥ In den tiefen Weiten des knallbunten, verschrobenen Psychedelica-Universums muss es sie ja irgendwo geben. Hach...




TORE TANZT - (GESICHTET AUF DEM FILMFEST HAMBURG)

Ein höchst sympathischer und glaubensfester, junger 'Jesus-Freak' erlebt seine erbarmungslos-verstörende Passion im deutschen Schrebergarten.

Ähnlich wie Seidl's PARADIES-Triloge in die Kapitel 'Glaube', 'Liebe', 'Hoffnung' eingeteilt, entwickelt sich die Glaubensprobe anfangs noch wunderbar-leichtfüßig (sowieso großes Lob dafür, dass man vermieden hat, sich hier über Religion lächerlich zu machen), wird dann aber immer stetiger von der latenten Bedrohlichkeit unterwandert und kulminiert in einer psychischen & physischen Grausamkeit, die im deutschen Kino selten so eindringlich und gewissermaßen-apokalyptisch gelang.

Die Wege, die Regisseurin & Drehbuchautorin Katrin Gebbe dabei geht, sind zwar teilweise nicht ganz ungewohnt für Kenner des kontroversen Kinos, besitzen aber eine emotionale Schlagkraft, die besonders von dem äußerst authentischen Darstellerensemble und der naturalistischen Inszenierung getragen werden, einen immer tiefer in das moralisch abgrundtief finstere Fegefeuer des nihilistischen Menschseins hineinführen.

TORE TANZT bleibt dabei aber auch so schnörkellos-subtil und gleichzeitig nah am Menschen, dass die Greifbarkeit der Charaktere beim Zuschauer einschneidend-schockierend & bitter wirkt, bis hin zum eruptiv-entsetzlichen Finale.

Eine mächtige, herausfordernde Wucht - kein Wunder, dass er letztendlich als Oscar-Kandidat für den besten, ausländischen Film abgelehnt wurde: TORE TANZT ist mutig, extrem, unheilvoll, wahrhaftig und sowieso basierend auf einer wahren Begebenheit - schneidet sich behutsam und starr-vor-Fassungslosigkeit zur Wurzel der Dunkelheit hervor.




BLUE STEEL - Megan Turner (Jamie Lee Curtis) schlägt sich in Kathryn Bigelow's hochspannenden Crime-Thriller (nach einem Drehbuch von ihr selbst und Eric 'Cohen & Tate' Red) als frisch-gebackene und recht unsichere Polizistin durch das unbarmherzig-subversive Milieu New York's (dessen nächtliche Skyline Bigelow beinahe schweigsam von MAN OF STEEL-Kinematograph Amir Mokri abfliegen lässt, die kühle Distanz dieser Welt umso greifbarer macht), dass sich in der soziopathischen, diabolisch-charmanten Kälte des manischen Börsentiers Eugene Hunt (Ron Silver, R.I.P.) manifestiert, der seine Gewaltfantasien ausleben kann, als er bei ihrem ersten, recht missglückten (für sie konsequenzreichen) Einsatz gegen einen Räuber dessen Revolver an sich nimmt.

Im heftigen Regen treffen sich die Beiden wieder und werden sich einander sympathisch, während die bedrohliche Sphäre des Brad-Fiedel-Scores (den Bigelow sich von ihrem damaligen Ehemann Jim Cameron ausgeliehen hat) ihr Verhängis besiegelt, denn Hunt spielt ein teuflisch-mörderisches Spiel mit ihr...

Die Männerwelt ist ihr gegenüber sowieso nur gering vertrauensvoll, angefangen bei ihrem Bullen-hassenden Vater (der seine Frau prügelt) bis hin zu ihrem wütenden Chief. Allenfalls 'Der Kurgan' Clancy Brown als rauhbeiniger Detektiv Nick Mann (!) will ihr unter die Arme greifen und helfen, ihren Namen reinzuwaschen - denn Hunt kratzt auf den Salven des Revolvers eben ihren Namen ein, mit welchen er mehrere Menschen lustvoll erschießt, ähnlich wie in Friedkin's RAMPAGE zudem extatisch das Blut seiner Opfer über seinen Körper verschmiert.

Sein Wahn entfesselt sich in einer furchterregend-krassen (und schaurig-gemäßigt gespielten) 'Liebeserklärung' an Megan, durch welche sie ihn, der sich ihr nun als unberechenbare Bestie offenbart hat, als Verdächtigen festnehmen lässt - doch er kommt dank seinem feindselig-gewieften Anwalt (Richard Jenkins), ein weiterer Mann gegen Megan, wieder frei. Das wahre Grauen fängt aber jetzt erst an...

Recht intensive Schauermär, dieser astreine (im besten Sinne) Frauenthriller, der sich (vor allem zum infernalisch-entrücktem, in Zeitlupen aufgelöstem Finale hin) alptraumartig durch die psychischen, vergewaltigenden Tiefen des haltlos-gewaltvergifteten Amerikas kämpft, dass selbst in den verhauchten Tiefen des Abspanns noch sein unaufhaltbares Echo ausstrahlt. Eben weit mehr als eine bloße Emanzipations-Metapher - diese profunde, eindringliche Abrechnung mit der Angst.




BEGOTTEN - Dechiffrierte Signale aus der Zwischenwelt oder in der DNA-verankerte, urmenschliche Erinnerungen aus unserem Unterbewusstsein?


Genau lässt sich der Ursprung des Materials nicht feststellen. Wir besichtigen in BEGOTTEN entweder Found-Footage oder Sinnestranskripte aus der Chronik vom Ursprung der Menschheit/eines Menschen und dessen Vernichtung/Wiederauferstehung durch die grausam-diktatorische Natur.


 Eine lebensunfähige, humanoide Kreatur, hineingeboren in eine übernatürlich-primitive, rücksichtslos-schändende Kultur, unabhängig von leicht differenzierbaren Begriffen wie Himmel & Hölle, erlebt in deren hypnotischen Taumel zersetzender Körper- & Zeitdimensionen die unbarmherzige Zerstörung und das Recycling seines Daseins.


Ein verstörendes Zeugnis von mutierter Natur, Triebhaftigkeit und Tod - und möglicherweise der Kreation unserer Existenz. In unheilvollen, zerätzten Bilderwelten eingefangen, die uns für immer verfolgen werden...




MAGNUM 45 - Der kreative Struwwelpeter-Mörder geht in Mailand herum, tötet Frauen & Männer mit übergroßen Schraubenschlüsseln, aus dem Nebel kommenden Lastwagen und Gesichtsverbrennungen - lässt dabei Illustrationen vom Hoffmann-Kinderbuch am Tatort zurück. Die Panik in der Stadt kennt keine Grenzen: manche Leute, die den Fall im TV besprechen, werden sogar live per Kopfschuss abgeknallt - und trotzdem sehen wir im Vorbeifahren bei hellem Tageslicht einige Paare im Park wild herumverkehren!

Der spackig-rauchende Kommissar Lomenzo inkl. Husten- und Wutanfällen ermittelt zynisch-rabiat, ab und zu zusammen mit Tom Skerritt, in jenem brisanten Fall. Diskutiert auch zwangsläufig zur Beschaffung von Hinweisen mit Casino-Besitzer und Freizeit-Detektiv Eli Wallach um das Thema Datenschutz herum - fährt sodann aber auch zwischendurch zur Entspannung nach Hause, um mit seinem schwarzen Fuckbuddy-Fräulein rumzumachen oder detailverliebt Parmesan in seine Spaghetti zu mischen.

Seine erste Spur findet sich beim Verein "Freunde der Natur", wo mehr Zeichentrickpornos gesichtet und dekadent-perfide Parties gefeiert werden, als dass sich um Tiere gekümmert wird. Da treibt man auch mit manchen Damen fiese Späße, dass diese mit purer Absicht (und einigen bestimmten Hilfsmitteln) vor Schreck sterben! Schnell bietet sich dem Zuschauer ein sehr wahrscheinlicher Verdächtiger an, welcher der Struwwelpeter-Mörder sein könnte, der sich genau an diesen Vereinsmitgliedern für deren Schandtaten rächt: niemand geringeres als die neue Bumskumpanin Lomenzo's, Corinne Clery, deren Schwester Rosa Opfer der lustigen Spiele der Reichen wurde.

Doch so einfach lässt sich das mörderische Rätsel dann doch nicht entschlüsseln...eher toll an den Haaren herbeigezogen und beinahe gleichgültig, dennoch für Lomenzo erleichternd-abrupt!

Auch wenn die allgemein-bekannte Schlachtplatte und reichlich sich-selbstverständlich-entblätternde Frauen des italienischen Genre-Kinos in diesem Vertreter ebenso vorherrschen, bietet dieser zudem neben einigen surrealen Gesprächen (z.B. das dringlich-diabolische Aufeinandertreffen zwischen Wallach & John Steiner, welcher in einem Tigergehege gefangen, von Nebelwänden erdrückt und zum Selbstmord gezwungen wird) überraschend skurril-spaßige Szenen und Charaktere.

Diese arbeiten harmonisch-hässlich in Symbiose mit der extatisch-vulgären Knacki-Synchro in diesem keimig-ausschauenden Milano-Cheapo-Giallo/Poliziotteschi, wo Autohupengeräusche mit dem Keyboard nachgeäfft werden und die Bürger Mailands ein dusselig-anarchischer & offenbar ständig-besoffener Haufen sind.

Ein Räuden-Reißer unter herbstlich-nebulösen Wetterverhältnissen & klobigen Set-Ekligkeiten einer verschmierten Sparzelluloid-Kamera, sowie aufschreiend-plakativen Sex-&-Crime-Assigkeiten, welche in ein komplex-idiotisches Mordnetz unter provinzieller Orchestermalerei kulminieren. Klasse Vorstellung!




DER CHEF - Im permanent-kühlen Blaufilter gehalten, inszeniert Melville hier gewohnt meisterhaft-methodisch in seinem leider letzten Spielfilm Ermittlungen gegen eine ausgefuchste Heist-Bande um Richard Crenna ('First Blood'), die vom klavierklimpernd-Zigaretten-rauchenden, punktgenau-zielstrebigen und ebenso vorausplanenden Kommissar Alain Delon's verfolgt wird - welcher aber wiederum nicht merkt, dass der Ehemann seiner Geliebten (Catherine Deneuve) der Anführer der Gangster ist und sie sogar ab und an als deren Komplizin aushilft.

Jedes Bild und jedes Setting ist ein cineastischer Segen - behutsam, präzise und schnörkellos gestaltet, im einlullend-durchwehenden Rahmen des weihnachtlichen Frankreichs - sowohl provinziell, als auch urban. Lediglich die Miniaturaufnahmen von Expressbahnen und Helikoptern können der Qualität nicht standhalten, werden aber von der ansonsten hochwertigen Bild- und Tonvermengung mehr als ausreichend wettgemacht.

Die Figuren sind hier wiederum (vorallem in ihren minimalistischen Dialogen) nichts weiter als funktionelle, vom bloßen Instinkt gesteuerte Schachfiguren im geradezu naturgesetzlich-ablaufenden, obligatorischen Katz-&-Maus-Spiel zwischen dem Gesetz und dem Verbrechen. Eine oberflächliche Identifizierung mit jenen Charakteren wird für den Zuschauer dementsprechend nur spärlich suggeriert.

Doch die Spannung zwischen ihnen bleibt überdeutlich stark und erschafft recht dringliches und faszinierendes Prozedur-Kino vom Allerfeinsten, getragen von einer feinfühlig-plastischen Aufbereitung für die Ewigkeit - ein unterkühlt-raffiniertes Winterportrait von Rollen-forcierter Zwischenmenschlichkeit. Wo scheitern, gewinnen, sterben und leben in paraleel-gleitender, gleichgültiger 'Konkurrenz' zueinanderstehen.




JOE GEGEN DEN VULKAN - Da beginnt der Metropolis-artige, schwerfällige und unnötig-vertrackte Gang zur verätzten Operationsbesteck-&-Prothesen-Fabrik mit einem schlurfenden Schritt durch den Morast, in diesem Autorenfilm von John Patrick Shanley. Unser amerikanische Arbeiter-'held' Joe (Tom Hanks) wird erdrückt von der widerwärtigen Verranztheit des obskuren Komplexes, der im kotzgrünen, fluoreszierenden Licht die Haut sowie das Gemüt entfärbt, während der herrische Chef einen zur Sau macht.


Die Konsequenz: Unbehandelbare, tödliche Hirnwolken! Vor dem massiven-einfarbig-tristen Arztgebäude sucht Joe Trost bei einer Dogge und seinem Frauchen, während die Kamera immer weiter Abstand nimmt - unser Joe fühlt sich ganz klein in der Welt, zwängt sich in sein schwachbrüstiges Auto hinein. Ein Bild, dass man sonst nur in ERASERHEAD oder einem Wes-Anderson-Film sehen würde - solche werden uns hier noch öfter begegnen.


Zurück in der Fabrik kennt er kein Halten mehr, kloppt mit einer Armprothese den Schreibtisch seines Chefs zusammen, kündigt den Job mit seiner trotzigen Abgeklärtheit und spricht endlich mal alles aus, was er schon immer zu dieser 'Situation' sagen wollte.


Erhält aus diesem Urschrei heraus sogar ein Date mit seiner langjährigen Kollegin DeDe (Meg Ryan) im Angesicht der regenbogenfarbenen Skyline. Als er ihr aber beichtet, dass er sterben wird, ist ihr das zu viel und so verlässt sie sein Leben.


Doch aus dem Nichts tritt der exzentrische Milliardär Graynamore (Lloyd Bridges) in sein Leben, der ihm anbietet, als superwichtige Opfergabe in einen Vulkan zu springen, damit die Eingeborenen ihm ihre Mineralien verkaufen - Joe hat ja sowieso keine Zeit zum Leben mehr, da kann er doch einfach nochmal ein paar schöne Stunden verbringen, wie ein König leben und als Held sterben. Er willigt ohne Bedenken ein, zieht mit seinem neuen Chauffeur-Kumpel Marshall (Ossie Davis) durch die Stadt und stattet sich in den feinsten Läden der Ostküste vollkommen neu aus.


Bei seinem Flug zur Vulkaninsel macht er einen Zwischenhalt in L.A., wird von der aufgedrillt-suizidalen Tochter Graynamore's, Angela (ebenfalls Meg Ryan), abgeholt, spachtelt mit ihr in megalomanischen Restaurants herum und gibt ihrem oberflächlichen Charakter gutgemeinte Ratschläge, das Leben auszukosten, was sie perplex zurücklässt. Er merkt: mit ihr wird das auch nix, doch sie bringt ihn noch zum Boot zur Insel, wo ihre Halbschwester Patricia (nochmals Meg Ryan) schon auf ihn wartet, die sich von ihrem Vater schwer vernachlässigt fühlt.


Zusammen machen sie sich auf die turbulente Reise, wo beide versuchen herauszufinden, wo ihr Platz im Leben ist bzw. wo sie es hinführen wollen. Und natürlich verlieben sie sich im großen Sturm ineinander, wo ihr Boot auseinanderbricht und sie auf zusammengebundenen Koffern über die Weltmeere segeln müssen - werden letztendlich an Land angespült. Nun muss Joe sich dem Vulkan stellen, ersteigt ihn auf einem vertrackten Weg, welcher dem Gang zu seiner Fabrik nachempfunden ist. Patricia will ihn, diesen neuen und einzigen Halt im Leben, nicht loslassen, heiratet ihn vor dem Absprung sogar fix, doch er muss es tun, weil er sein Leben verschwendet hat - also springen sie zusammen rein. Doch dann...!


Quirlig-herzliche und aussergewöhnlich-erzählte Dramödie mit traumhaftem Produktionsdesign und satirischer Grundwurzel, die natürlich nur schwer ihr Publikum finden konnte und offenbar optisch & thematisch den demnächst erscheinenden DAS ERSTAUNLICHE LEBEN DES WALTER MITTY vorwegnimmt - der Weg zur Selbstfindung und dem Genuss des Lebens, aus dem Arbeiter-Moloch in die farbenfrohe, süße Liebe. Altbekannte und dennoch schöne Fabel, eigensinnig und phantastisch gestaltet. Kaum bekannt, aber gerade deshalb noch lange nicht verachtens-, stattdessen recht sehenswert.




VALLEY GIRL - 'Let's fetz!'

Im spießigen Jugendkultur-Valley, wo die Mütter genauso frisch sind wie ihre schlagfertig-sprücheklopfenden Teenie-Töchter, Sushi noch eine Neuheit in der westlichen Welt war und der Soundtrack Pop-Kracher durchzimmert, die man 25 Jahre später in 'Ananas Express' wiederfand, ergreift die titelgebende Julie die Initiative und verknallt sich allen Widrigkeiten zum Trotz in den sick-heißen und liebenswerten Punker Nic Cage, der wie alle Figuren im Bann der herrlich-blödeligen 1:1-EIS-AM-STIEL-Synchro steht - führt sie in die spannend-energetische Welt des 'punkigen' Nachtlebens ein.

Ebenso wie in EIS AM STIEL ist hier auch der jugendlich-rebellische Drang nach Sex allgegenwärtig, nur dass hier die den-Jungs-ebenbürtig schlaksige und hormonreiche Damenseite im Fokus des Narrativs steht. Da VALLEY GIRL sowieso von einer Frau inszeniert wurde, entpuppt sich aber dann die ganz magische, süß-aufgebaute, echte Liebe als erstrebenswert-freischaufelnder, toll-romantischer Weg, der auch mit einer gigantischen Essensschlacht gegen alle fiesen Barrieren wie Konventionen, Eifersucht und Klassenunterschiede ankommt.

FOLLOW YOUR HEART!

Trotz verdientem R-Rating: Niedlich-freche und ulkig-unbedarfte New-Wave-Teenieromanze aus der Hochphase des versexten Youngster-Comedy-Genres der 80er Jahre, mit zur Abwechslung echt coolen Elternratschlägen - ein offenherzig-aufreizender Vorgänger von Filmen wie 'Mean Girls'




KEIN MORD VON DER STANGE - Da hat Crichton doch glatt nicht bloß Folman's THE CONGRESS mit dem angestrebten Perfektionismus des ewig-währenden Motion-Capture-Kommerzgebrauch vorweggenommen.

Zudem gestaltet er sein einstmals futuristisches, noch immer schön-satirisches und im Verlauf stets-einladenderes Schönheitswahn-&-Werbehypnose-Thriller-Abenteuer vom Morgengrauen der 80er (inkl. Illusions-Knarren) mit pulsierenden Synth-Leads und Vivaldi-Staccatos, die seine eindrucksvollen Techno-Impressionen, hitzigen Zeitlupen sowie stimmungsvollen Panorama-Shots zwischen De Palma & Argento unterlegen.

Ein recht treibender, pointiert-inszenierter und vorallem unterschätzter High-Concept-Suspenser.




DER VOLLTREFFER - Hihi, Cusack's Charakter schreibt seine Aufsätze in dieser lakonisch-abenteuerlichen und geschickt-Situationskomischen Coming-of-Age-Komödie von Rob 'Spinal Tap' & 'Princess Bride' Reiner genauso blumig-adjetivreich wie ich meine damaligen Aufsätze sowie die meisten meiner Rezensionen - nur dass ich Fett von Salami-Pizzen auf dem Keyboard verteile, statt Peperoni-Schmiere über's Papier zu streifen.

Noch schöner finde ich vorallem, wie sich DER VOLLTREFFER von einer formelhaften, Hughes-ähnlichen College-Sause in ein aberwitziges, Hughes-ähnliches Road-Movie quer durch die USA mit dusselig-liebenswerten Spießer-Typen (welchen aber schnell der Geduldsfaden platzt) und notgeilen/saufenden Hillbillies im Schlepptau wandelt.

Denn Cusack ist auf dem Weg nach Kalifornien, um eine neue heiße Flamme zu treffen, die ihm sein Kumpel Anthony Edwards versprochen hat. Als Sitznachbar fungiert aber die recht zugeknöpfte Daphne Zuniga, welche er schon auf dem College erobern wollte, dies aber nicht so fein gelang.

Die Beiden ergänzen sich super: Er der draufgängerisch-spaßliebende, schnippisch-unverantwortliche Chaoten-Boy, welcher lernen muss, erwachsen zu werden - Sie das verklemmt-vernünftige, dennoch hübsche Lischen, welches lernen muss, Spaß zu haben...und zu rülpsen ♥ Und wie's am Ende für die Beiden ausgeht, naja, das bedarf keiner ausufernden Vorstellungskraft.

Aber auf dem Weg dorthin herrscht reichlich Jugend-Fun und süße, allerdings auch nie aufdringliche Herzlichkeit, dank dem 100%-ig stimmigen Timing Reiner's, den einfallsreichen Gags und der euphorisch-gewitzten Charakterzeichnung.




UP! - Russ 'Tinto Brass U.S.A.' Meyer's hyperkörperbetont-absurder Erotik-Ulk aus einem exploitativ-drallen Northern-California-Paraleeluniversum mit geheimen Nazi-Burgen, wo der Mord am arschgefickten Adolf augeklärt werden soll.

Zumindest zeitweise, denn erstmal wird die neu-angekommene Superbraut (und Undercover-Bullette) Margot Winchester in allen Stellungen durch die Botanik genagelt.

Durchgehend spritzig-schmerzfreie und dickbusige Wollustphantastereien durchziehen sowieso den kompletten Film, also vergesst die Story - die erklärt die kleiderfreie Kitten Natividad in Intervallen sowieso nochmal voll-verständlich.

Hier bringen Pre-Troma-Sex-Gags und Superbabes im comichaften Hillbilly-Zirkus die totale, freilebig-lockere Beglückung, frei nach dem Motto 'Trimm dich - Bumms mal wieder!'.

Aber wehe es wird geraped, dann zischen Axt und Kettensäge! Doch sobald das Problem abgeschafft ist: weiter im Programm!^^ Ein Heidenspaß, dieser UP! (nicht zu verwechseln mit dem Pixar-Film gleichen Namens), mit einigen hochamüsanten Offenbarungen über Shyamalan-Niveau.




SOME GIRLS - Ein sehr junger, sehnsuchtsvoller Patrick Dempsey fliegt seiner Jugendflamme Jennifer Connelly zu ihrer Familie ins verschneit-schummrige Québec hinterher - welche als recht skurriler Haufen in einem gigantisch-verzierten, stimmungsvoll-ausgeleuchteten Schloss wohnt, aber mit dem anstehenden Tod ihrer dementen Großmutter hadert, die immer mal wieder aus der Nervenheilanstalt ausreißt und Dempsey für ihren verstorbenen Liebhaber hält.

Allen voran die streng-konservative Mutter des Hauses bleibt misstrauisch gegenüber ihrem neuen Gast und tatsächlich ist der junge Mann so vorsichtig-nervös & unbeholfen-chaotisch, weil er eben so hart mit seiner großen Liebe rummachen möchte, dass er sich beständig als würdig beweisen will und dabei auch einige gute Taten vollbringt. Doch die gute Jenny hat zudem 2 mannstolle Schwestern, die ihm ganz schön den Kopf verdrehen und verführen wollen.

Zur Entspannung verbringen der kleine Casanova, die 3 Schwestern und ihre Oma ein Wochenende auf dem Lande, wo sich einige beinahe magische Wege in die Vergangenheit am Kaminfeuer eröffnen. Das Unvermeidliche kann man im Verlauf leider nicht verhindern, doch jeder von ihnen lernt recht bewegend zum Leben was dazu, erst recht sich umeinander zu kümmern - innerhalb des übergreifenden Themas des Films: AKZEPTANZ.

Das harmlose Teen-Urlaub-Abenteuer spielt seine potenziell-albernen Gags verhältnismäßig bescheiden aus, bemüht sich um einen realistischen und teils durchaus dramatischen Touch, welcher von der abgedämpften Winter-Stimmung und der ausgezeichneten Kameraarbeit Ueli 'The Hot Spot' Steiger's profitiert.

Was zwar nicht heißt, dass der Film ohne ulkige Situationskomik auskommen würde, in seiner geradezu feinfühlig-herzlichen Gestaltung jedoch eine verschämt-unschuldige Note annimmt. Besonders schön kann man als Zuschauer zudem auch die knisternde Sensualität der Schwestern eindringlich genießen, von daher gibt's dafür auch einen Extrapunkt.

Dass dieses vom Drehbuch her eigentlich ziemlich formelhafte Coming-of-Age-Stück doch so schick-eindringlich wirkt, liegt eindeutig an der geglückten Wahl des Drama-Regisseurs Michael Hoffman ('Gelobtes Land', 'Zeit der Sinnlichkeit') für diese Produktion. Da stört es auch nicht allzu sehr, dass ab und an der christliche Glauben befürwortet wird - in diesem R-Rated-Film mit einigen wohlgeformten, blanken Busen.

Doch echt sympathisch-sentimentaler Teen-Kitsch.




REQUIEM POUR UN VAMPIRE - Bin etwas zwiegespalten bei dieser Arbeit von Jean Rollin - zunächst lässt er seine 2 niedlichen Flüchtlinge durch's Land streifen, wo sie sich gewitzt und leichtfüßig Essen & ein Moped ergaunern, auch mal auf einem Friedhof übernachten wollen und sich schlussendlich (trotz unheilvoller Fledermäuse im umliegenden Wald) in einem verlassenen Schloss einkuscheln.

Doch dann schauen sie sich näher um und entdecken das Geheimnis dieser gothischen Gegend: Vampire! Jene nehmen sie gefangen, schleppen sie zurück zum Friedhof in einen dunkelroten Keller, wo andere Frauen bereits in Ketten hängen und sodann von den männlichen Vampirschergen bissfest vergewaltigt werden. Sodann stehen unsere Protagonisten unter dem Bann des Bösen und müssen dafür Opfer zum Blutaussaugen anlocken.

Besonders in diesen an-sich-schon stimmungsvollen Szenario wird deutlich, wie Rollin hier zum Zwecke der Genrehaftigkeit Kompromisse einging, lässt er die Vergewaltigungsszenen hier doch überlang ausspielen und droht dem Zuschauer zudem, dass der Film ab hier nicht mehr so leichtfüßig agieren kann, denn die 2 Mädels sind nun gefangen - schade :(

Ich meine, seine Entscheidung, in jene Richtung vorzugehen, ist ja nun nicht unbedingt unstimmig dargestellt und ich kann mich damit abfinden, dass nicht jeder von Rollin's Filmen traumhaft fließend und luftig wie z.B. LIPS OF BLOOD sein kann - aber leider wirkt der REQUIEM dann auch nicht mehr so liebenswert, wie ich es mir erhofft hätte.

Immerhin lässt er den Mädels den Versuch zu fliehen, aus der finsteren Nacht und dem ebenso hilflosen Morgengrauen. Und schließlich muss auch der Obervampir, der letzte seiner Art, einsehen, dass alle Mühe vergebens ist - er lässt sie ziehen und macht seinen Gruselkeller für immer dicht, bleibt im Dunkel des Verderbens zurück. Hier macht der Titel des Films zum Schluss hin am meisten Sinn, fühlt sich aber wie ein Teil eines anderen Films an, dessen nachvollziehbarer Aufbau hier für die leichtlebige Odyssee zweier Mädchen Platz machen musste.

Nun denn, REQUIEM POUR UN VAMPIRE besitzt dennoch in seinen besten Momenten eindringliche Szenarien, einen sphärisch-krautrockigen Soundtrack mit Orgel & Klavier, sowie Rollin's ausgespieltes Lieblingsmotiv, die zarten gejagten Zwillinge, im Fokus des Narrativs und zudem für Genrefans eine Menge Sex und Vampirbisse. Und die Beleuchtung ist mal wieder sowieso ein Schmankerl sondersgleichen, suggeriert sie doch gewohnt übernatürliche Dimensionen der Nacht.

Es hätte allerdings doch noch viel schöner werden können - sei's drum, meine Fantasie wird sich da jetzt erstmal eine alternative Route für die 2 Lieblichen erträumen, dazu regt Rollin dann doch gut genug an. Und in anderen seiner Filme erfüllt er sich seine und meine Fantasien umso ausgelassener, Gott-sei-dank :)




WAS FÜR EIN GENIE - In Martha Coolidge's schwungvoll-harmlosen Nachfolgewerk zu ihrem 'VALLEY GIRL' (welches hier in einem Cameo ebenso mitspielt) sammelt sich William Atherton X-MEN-mäßig die schlausten Schüler des Landes in seine Schule für besonders Schlaue zusammen, welche ihre skurrilen, wissenschaftlichen Fähigkeiten (mal abgesehen von einigen neidisch-mobbenden Handlangern, wie....urgh, Kent) jugendlich-kollegial zusammenlegen, ausbauen, aber unwissenderweise für ein geheimes Laserwaffenprojekt einsetzen.

Der unbeholfen-schüchterne Neuankömmling Mitch (Gabriel Jarret) freundet sich mit dem schlagfertig-coolen Slacker-Genie Chris (Val Kilmer) an, der seinen Hirnschmalz auch öfters mal für tolle Streiche und abgefahrene Parties mit Bikinigirls nutzt, was dem Atherton Anlass gibt, die beiden von den nach-außen-hin-harmlosen Laserexperimenten abzuziehen - doch das lassen sie sich nicht so einfach gefallen und büffeln so hart es geht (mehr noch als Homer in seiner nachgeholten College-Zeit) - erschaffen den ultimativen Laser!

Als sie mitkriegen, wozu ihre Erfindung gebraucht werden soll, vereinen sie sich mit dem hyperaktiv-quirligen Love-Interest-Mädel Jordan (Michelle Meyrink), Lazlo (Jon Gries), dem zurückgezogenen Supergenie aus den 70ern und all den anderen guten Kids, um das Schlimmste zu verhindern - erleben auf der geheimen Militärbasis, wo die Waffe aufbewahrt wird, einen kleinen Mission-Impossible-Klimax. *SPOILER* Am Ende haben sie die tödliche Laser-Waffe so umprogrammiert, dass sie lediglich massive Popcorn-Mengen aufwärmen kann - ein euphorisch-freches Synonym dafür, was der Film an den Kinokassen ebenso erreichen wollte und wohl auch schaffte. *SPOILER ENDE*

Frenetisch-poppige Synth-Sequencer & potenzielle 80's-Discohits (inkl. 'Tears for Fears') treiben das schmissig-geschriebene, sympathische Jugendabenteuer voran, welches in der leichtfüßigen Kurzweiligkeit seines Verschwörungs-Sci-Fi-Thriller-&-College-Klamauk-Mix einen durchgehend-frischen und auch zeitweise mini-spannenden Unterhaltungsfaktor vorweisen kann. Das gefällt!




METALSTORM - DIE VERNICHTUNG DES JARED-SYN - Der titelgebende METALSTORM kommt zwar im Film selber nicht vor, wird aber seiner reißerischen Natur mehr als gerecht.

Minimalistisch ausgestattet und spartanisch erzählt, versuchte sich Charles Band in den 80ern an diesem 3D-Eventfilm, der sich hauptsächlich auf seine In-Your-Face-Effekte konzentriert und die Charakterzeichnung ganz flach auf dem vertrockneten Boden hält. Mit seinen nicht mal 80 Minuten Laufzeit sollte hier ein ganz fixes, Attraktions-ähnliches Erlebnis geboten werden, welches sich in möglichst hübscher Verpackung durch gute 3D-Kameraarbeit und abenteuerlichem Orchester-Score von Actionszene zu Actionszene hangelt.

Das gelingt grundsätzlich schon mal einigermaßen. Was aber schnell auffällt, sind die ironiefreien Figuren, die nur stichwortartige Dialoge austauschen, sowie die Kulissen, welche auf austauschbaren Baugruben in der kalifornischen Wüste spärlich aufgebaut wurden. Sie sollen den semi-budgierten Budenzauber Band's schnörkellos vorantreiben und bedienen höchstens archetypische Funktionen.
Es erinnert einen daran, wie man als Kind selbst im Sandkasten oder auf dem heimatlichen Hof herumgetobt und Weltraumabenteuer nachgeäfft hat. Und so versucht sich auch METALSTORM daran, den Geist von STAR WARS und sogar einigen Western einzufangen - was durch die geringen (auch narrativen) Mittel zwar unmöglich ist, aber bei deren Amateurhaftigkeit geradezu sympathisch bzw. bemitleidenswert erscheint.

Interessant wird es, sobald METALSTORM mit seinem 3D-Wahn einige impressionistische Wege geht - wenn in (für einen Sci-Fi-Actionfilm) viel zu langen Einstellungen die Sandschluchten Kaliforniens abgeflogen werden, den telepathisch-monologisierenden Bösewichten Zeitlupen spendiert werden (erst recht, wenn ihnen extatisch die Arme abgerissen werden) und der Obermotz Jared-Syn seine Feinde in eine interdimensionale Zwischenwelt entführt & dort mit Lebenskristallen ihrer Seele entledigt - entwickelt der Film ab und an eine hypnotisch-verlorene Wirkung, die viel mehr die bittere Dekonstruktion, sprich 'Vernichtung' (siehe Untertitel des Films) und Leere eines derartigen Genrefilms und seiner Charaktere suggeriert, welcher hier sowieso bloß von den essenziellen Zutaten nähren kann.

Man kann es so interpretieren, man kann METALSTORM aber auch für den oberflächlichen, schnell zusammengefrickelten Space-Actioner halten, den er von außen her anbietet. Er bedient sowohl (ohne großartige Emotionalität) die Eskapismusgelüste des Zuschauers, legt aber auch (bewusst oder unbewusst) die Wurzel seines Filmgenres frei, um die Obligation der entgeisterten Schachfiguren in all ihrer widerstandslosen Geradlinigkeit aufzuzeigen und durch leergefegte Räume & Dimensionen wandeln zu lassen.

Gibt's auf deutsch nur auf Video, in den USA ist aber auch eine DVD vom Film erhältlich, jedoch ist diese lediglich in Vollbild gepresst, wo er doch ursprünglich so schön in 2,35:1 verfilmt wurde. Keine einzige Heimkino-Ausgabe bietet jedenfalls eine 3D-Fassung an, was METALSTORM's Daseinsberechtigung (für welche man sich auch immer entscheidet) umso transparenter erscheinen lässt.




SIXTEEN CANDLES - DAS DARF MAN NUR ALS ERWACHSENER - Ich dachte zum Anfang, dass ich den Film hassen würde, weil Ringwald nicht fähig ist, einfach auszusprechen, dass sie Geburtstag hat bzw. wie sehr sie ihren Schwarm, welcher ebenfalls an ihr interessiert ist, liebt.

Aber sobald die forcierteste Missverständnis-Situationskomik endlich ihr Ende nimmt, einfach gewitzt-gefeiert, ausgelassen-geliebt wird und jeder seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt bekommt, mochte ich die SIXTEEN CANDLES dann doch einigermaßen.

John Hughes' pointierte Gestaltung funktioniert abgesehen davon auch durchweg und bringt stetige Kurzweiligkeit für das ungenierte Teen-Publikum.

Und sowieso: Lass dich drücken, Molly ;)




NEW YORK COP - Regisseur & Hauptdarsteller Tôru Murakawa schlägt sich in dieser japanisch-US-amerikanischen Ko-Produktion als Karate-As & Undercover-Rookie Toshi durch die plakativ-gestaltete und rassistische Unterwelt New York City's.

Trifft bei seinen ruppig-feindseligen Investigationen auf wenigstens eine zauberhaft-soziale Seele: die mit spanischem Akzent spielende Mira Sorvino als Maria, welche zudem Schwester des Bandenbosses Hawk (Chad McQueen) ist. Toshi etabliert sich bei ihm als kollegial-knallharter Geldeintreiber - was dessem Hispanic-Sidekick Tito nicht in den Kragen passt, weshalb dieser Toshi beschatten lässt.

Toshi wird's schon schnell zu heiß und so besorgt er sich mithilfe einiger ebenfalls Undercover-ermittelnder Kollegen eine Knarre zum Schutz, während auch das FBI jeden Schritt der Gangster genauestens beobachtet und mit Waffengewalt jähzornig (ohne Rücksicht auf andere Verbrechensbekämpfungs-Divisionen) auflauert.

Dabei kommt es desöfteren zu brutalen, chaotischen Shootouts aller Parteien im solide-ausgeleuchteten 90er-Hexenkessel dieses naiven Thrillers, welcher auf mittelmäßigem Budget allgemeinverständlichen US-Actionstandarts hinterhereifert - dennoch die ambitionierte Stimme eines aufopfernden Immigranten nach Anerkennung und Integration widerspiegelt (bezeichnenderweise basiert der Film auf den offenbar-wahren Fall des US-japanischen Undercover-Polizisten Jiro Ueno) - Werte wie Zusammenhalt, Loyalität, Verantwortung und Harmonie in diesem zerrütteten Milieu vermitteln will.

Ähnlich wie John Woo's im selben Jahr entstandenen US-Debüt HARTE ZIELE versucht die japanische Mentalität hier ihre Sicht auf das problembelastete Amerika zu adaptieren und zu reflektieren - in diesem Fall den Sinn hinter der Gang-Mentalität zu erklären, anhand von Mustern bekannter Yakuza-Rangordnungen, welche hier zudem durch einen rücksichtslosen Killer-Anarchismus von Gesetz und Mafia unterwandert werden.

Und wenn Toshi seine Kollegen, egal von welchem Lager, verliert und er diese in ihren letzten Atemzügen in seinen Armen hält, durchschwebt ihm eine schweigsame Wehmütigkeit, übergibt ihre Seelen dann segenreich der barmherzigen Natur und geht daraufhin zielstrebig-pflichtbewusst wie ein Samurai auf seinen ehrenvollen Rachefeldzug. Aus Scham und Schuld verlässt er zum Schluss auch wortlos die ihn liebende Maria (*SPOILER* weil ihr Bruder wegen ihm erschossen wurde *SPOILER ENDE*), geht weiter seinen einsamen, pflichtbewussten Weg, diese Stadt zu einem sichereren Ort zu machen.

Ein ziemlich bitteres Ende, welches dieser B-Actioner findet - aber vollständig nachvollziehbar, für den Weg dieses japanischen Polizisten, der kein Held sein, bloß seinem Zuhause Halt bringen wollte, welchen er gezwungenermaßen mit Gewalt durchsetzen musste. Diese Ebene trifft mich dann doch stärker als die kostengünstige Gestaltung des potenziellen Videotheken-Ballerwerks, welches sich NEW YORK COP nach außen hin gibt. Ich kann es aber anderen Zuschauern nicht verübeln, wenn sie darüber nicht hinwegsehen können, eine Chance hat dieser Film meiner Meinung nach dennoch verdient.




DER GROSSE JAPANER - DAINIPPONJIN - Gemütlich-trockene und ironiefrei-objektive Straight-faced-Mockumentary über das aussergewöhnlichste Subjekt: ein bescheidener und dennoch recht angefeindeter Bürger Japan's, der zu Wolkenkratzer-Größe aufgepowered werden kann, um gegen obskure Riesenmonster zu kämpfen.

Die Kämpfe an sich sind dann wieder höchst filmisch-stilisiert inszeniert, werden sie doch zur Primetime im nationalen TV ausgestrahlt, wo man auch Product Placement am GROSSEN JAPANER versucht, der aber unbeabsichtigt immer mehr Skandale bei der kritischen Bevölkerung hervorruft.

Ein gewitzt-satirischer Twist auf das beliebte Kaiju-Genre, mit 108 Minuten leider dann doch zu langatmig, aber allein für die grossartige Super-Justice-Familie sehenswert :)




NIGHT TRAIN MURDERS - Ohne falsche Bescheidenheit kann ich behaupten: sowas hab ich in den Zügen der DB noch nicht erlebt. Dann wiederum war ich noch nie in 'nem Nachtzug unterwegs, von daher kann ja was-weiß-ich alles dort abgehen, da bin ich nicht auf dem Laufenden.

Was ich jedoch bei Tagesfahrten mitkriege: heutzutage sind alle höchstens nur noch besoffen oder führen wirre Selbstgespräche. Junge Menschen spielen auch sowieso lieber mit ihrem 3DS oder lesen Kindle, als lustvoll-grausam zu vergewaltigen - und geraucht wird auch nur noch auf bestimmten Gleisabschnitten, nicht auf den Zugfluren, wenn Kinder daneben stehen.

Ungemütlich ist es zwar auch manchmal, aber nicht sooooo total-Terror wie es in den 70ern war - jedenfalls wie Aldo Lado diese in seiner 'Last House on the Left'-Variante darstellt, welche zudem quasi 1:1 die Gewaltdiskussion in geselliger Runde aus 'Ein Mann sieht rot' rekreiert und *SPOILER* letztendlich denselben selbstjustizhaften Umkehrschluss tieftragisch in die Tat umsetzt. *SPOILER ENDE*

Der ultimativ-fiese Sleaze-Horror verfehlt hier übrigens nicht seine Wirkung, kam aber so unfassbar-scheußlich und unaushaltbar-assig, mit seinen von-Natur-aus-bestialischen Fieslingen (und deren superperfider Plötzlich-Komplizin *SPOILER*, welche nichtmal ihr Fett wegkriegt - AAARRRGGHHH!!! *SPOILER ENDE*), dass ich diesen (im besten Sinne) schäbig-gestalteten Rape & Revenge-Sicko ab und an überfliegen musste - denn ich wusste: NIGHT TRAIN MURDERS will, dass man die Rache richtig süß genießt - um einem am Ende dann doch die bitterste Pille schlucken zu lassen.

Durch solche Erfahrungen wollte ich mich heute nur noch ungern zwingen - den cineastischen Weg bin ich u.a. mit I SPIT ON YOUR GRAVE, oben genanntem LAST HOUSE, KIDNAPPED, BEDEVILLED und auch einigen Bresson-Werken, schon desöfteren gegangen - welche ja nun keine schlechten Filme waren, möchte ich dazu sagen (derartig exploitationhaft wie NIGHT TRAIN waren sie ja teilweise auch nicht unbedingt).

Mir war einfach nicht danach - dennoch ein wirkungsvoller Reminder daran, dass die Hölle auf Erden existiert und welch Folter manche Terror-Filme doch sein können (andere Vertreter des Genres finde ich zwar auch abstoßend, aber dann doch irgendwie bis zum Ende hin faszinierend - NIGHT TRAIN hingegen war konsequente, unausweichlich-herzlose Pein - schon echt beachtlich, obwohl die Charaktere hier allerdings sehr oberflächlich gezeichnet sind). Und wenn ich eins von diesem Film gelernt habe, bei dem ich viel vorspulen musste, weil's mir einfach zu viel war (ja, sowas gibt's bei mir noch): Nachtzüge sind scheiße - noch beschissener, als sie schon in HOSTEL 2 waren.




T-FORCE - PM Entertainment liefern uns ihre kostengünstigere Variante von UNIVERSAL SOLDIER - mit einer kibernetischen T-Force, die nach einem missglückten Anti-Terror-Einsatz nicht abgeschaltet werden will, gegen ihre robotischen Direktiven verstößt und bleihaltig gegen ihre Macher vorgeht.

Nur einer von der blutrünstig-unaufhaltbaren Terminations-Force hat ein gutes 'Herz': Cain, der sich dem sprücheklopfenden Detektiv Jack Scalia anschließt, welcher es faustdick hinter den Ohren hat, seinen widerwilligen, neuen Kollegen liebevoll 'Blechmann' tauft und ihm beibringen muss, was es bedeutet ein Mensch zu sein (z.B. dass man 'Leck mich am Arsch' ja nicht allzu wörtlich nehmen soll) - was die Bösen u.a. auch verfolgen, als sie aus einem Erotikmagazin lernen, sich fortzupflanzen = Cy-Boobs.

Zusammen lernen sie schlagkräftige Partner gegen die Bösen zu sein und entfesseln damit ein bombiges Inferno innerhalb funktionaler Settings, voller handgemachter Effekte, stuntreichen Faustkämpfen, exzessiven Feuerbällen und überschlagenden Cage-Karren, direkt aus dem 'Road Warrior'.

Ein B-Movie-Kracher wie ein Gedicht! Spitzenspaß aus der Videothek, mit einem schick-durchdachten, simplistischen Skript und kurzweiliger Schauwerten-Parade sowie niedlich-unbedarftem Roboterhumor, direkt aus dem Kritzelheft eines Viertklässlers. Recht sympathisch!




LAST HOUSE ON DEAD END STREET - Ein kleiner, dreckiger Exploitationfilm verteufelt die nihilistischen Tiefen des Exploitationfilms.

Nach einer weniger eindrucksvollen Etablierung der Charaktere und der Handlung inkl. mäßig-nachsynchronisierter Dialoge, lang ausgewalzten Nudie-Segmenten, direkt aus dem SOMETHING WEIRD VIDEO-Sortiment und allgemein technischer Schwachbrüstigkeit, setzt der Film zur zweiten, sehenswerten Hälfte an.

Erschafft dort mit seinen verzerrt-morbiden Masken/Kreaturen, die für die Kamera quälen und morden, bestialisch-finstere Abgründe - locken einen in lange, dunkle Korridore, die sich als Tor zur menschlichen Hölle entpuppen - verfangen innerhalb der pechschwärzesten, geheimen Nischen des Zelluloids.

Ein sadisitischer, Sinnes-&-Gliedmaßen-zersägender, infernalischer Opfergang, begleitet von geisterhaften Chören, welche die Trennung von der erdlichen Körperlichkeit signalisieren und einen in den ausweglosen Hades hineinzwingen.

Ab und an versucht der Film die realitätssuchende Flucht in die Freiheit, verfängt sich aber nach kurzer Zeit dankbarerweise wieder im faszinierenden Netz des ausserweltlichen Terrors, zwischen Seele und Leinwand. 100%-ig gelungen ist er im Gesamteindruck leider nicht, dafür bleibt er lange Zeit einfach zu trivial und ungeschickt (auch sowieso durchgehend minibudgiert) gestaltet.

Doch wenn die Hölle auf Erden losbricht, dann aber mit kompromissloser Stärke und einigen recht eindringlichen Bilderschlünden (allen voran die aus einer VHS-Quelle wieder eingefügte Ausweidungssequenz, welche die Snuff-Thematik des Films bedrückend unterstreicht).

Sonntag, 22. September 2013

Tipps vom 16.09. - 22.09.2013



KEVIN'S COUSIN ALLEIN IM SUPERMARKT - John Hughes Coming-of-Age-DAWN OF THE DEAD-Variante ohne Zombies, im Selbsterhaltungskampf für die Zeit nach der Teen-Angst statt der Apokalypse.

Jim Dodge, ein 21-jähriger Lügenbold im Mittelklasse-Americana wird zum wiederholten Male gefeuert und von seinem strengen Dad gezwungen, im Target-Supermarkt seiner Nachbarschaft Hausmeister-Nachtdienst zu schieben. Von 90's Hackfresse William Forsythe im Riesenladen bis zum Morgengrauen eingeschlossen, haut Jim auf den Putz und tobt sich mit Unterstützung eines big-beatigen 90's-Pop-&-Alternative-Rock-Soundtrack in allen Sektionen des Ladens aus.

Doch er ist nicht alleine: die unglücklich-aufreizende Reichen-Tocher Josie (Jennifer Connelly) hat sich auch darin versteckt, schließt sich mit ihm gesprächig-leichtlebig kurz - wo sie sich ihre innigsten Probleme und Zukunftsängste teilen und ausbaldowern, wohin sie zusammen in ihren Leben ausbrechen könnten - und so verbringen sie zusammen nun eine halbwegs romantische Nacht, in inniger Erwartung auf das Morgengrauen.

Halbwegs, denn 2 Hughes-archetypische Gauner wollen den Megastore überfallen. Doch das lassen sich unsere 2 Turteltauben nicht gefallen und stellen dem fiesen Gespann einige ausgefuchste Mindtrick-Fallen, daher auch der dusselige deutsche Verleihtitel. Und wenn das noch nicht reicht, behilft sich Jim sogar noch einem Boomstick, ähnlich eines bekannten S-Mart-Arbeiters.

Wenn etwas noch reizvoller ist, als die Fantasie ganz alleine in einem Riesen-Supermarkt eingeschlossen zu sein, dann erst recht mit einer super-seduktiven, zauberhaften Jennifer Connelly im Schlepptau - egal ob nun jene aus den 90ern oder jene von heute - welche einen überall auf der Welt mitnehmen würde, Hauptsache weit weg.

Jim hingegen kann zwar nicht unbedingt geschickt mit dieser Situation und ihren Aussichten umgehen, als recht unsicherer, bemüht-Selbstsicherheit-projizierender Tween - und ist trotz seiner Lügner-Kapriolen ebenso wie der Charakter von Josie recht nachvollziehbar für den perspektiv-suchenden, jungen Zuschauer und solchem, der noch immer in seiner innerlichen Lebenskrise steckt.
Und auch wenn die inszenatorische Gestaltung und der Wortwitz im Verlauf nicht immer stimmig oder aufregend gelingt, ist die Zeit, die man hier mit Connelly verbringen darf und der Ausgang dieser schönen Geschichte doch echt beglückend. Allein vom Konzept her sowieso schon ein Gewinner in meinen Augen.




DIE KÖRPERFRESSER KOMMEN - Ein versifft-tristes, dennoch spleeniges San Francisco der 70er gerät aus den Fugen, verwandelt sich durch subversive Alien-Invasoren geradezu apokalyptisch in einen unheilvollen Moloch der geisterhaft-schauerlichen Gefühls-/Erbarmungslosigkeit.

In abstrakt-abstoßend verfilmten Gesellschaftsbildern eintauchend, die in jedem Moment den innerlichen Zerfall ankündigen, an der nebulösen Schwelle zur sozialen Zerfleischung - mitten aus den Schatten urbaner Menschenversammlungen, die auf der Tonspur schrill-verfolgende Schreie verströmen.

Eine stimmungsvoll-finstere Parabel auf den Verschwörungsboom der Watergate-Affäre, die in ihrer beständigen Hatz um die Präservierung der eigenen Persönlichkeit von jeder Ecke anzugreifen droht - während um unsere Protagonisten herum über Nacht fast widerstandslos eine neue, bizarr-mutierte Weltordnung herangezüchtet wird - dieses Hundeviech z.B. mit dem Menschenkopf wird meine Alpträume sowas von hart durchwandern.

Schließlich gibt's dann auch kein Entkommen für dieses Ensemble aus der bitter-erdrückenden Alptraum-Odyssee, aus welcher sie nicht mal das vermeintlich-katharsische 'Amazing Grace' herausziehen kann: alles endet in einem dunklen, zersetzend-tonlosen Schlund - unsere Erde ist nicht mehr. This film can still creep you out!




KARL MAY - Ein epochal-luftiger Biopic-Einblick Syberberg's in das Privatleben von Karl May (dargestellt durch Regie-Veteran Helmut 'Unter den Brücken' Käutner), zur Zeit des deutschen Kaiserreiches, in welcher er zwar beim Volk und seinen Eskapismus-Fans sehr geschätzt wird, aber auch droht, von überrationalen Skeptikern mit ganz hinterhältigen Tricks juristisch diskreditiert zu werden.

Für jene ist er eine Art Baron Münchhausen oder Hauptmann von Köpenick, der zudem obszön-unsittliches Schriftgut verbreitet, dessen Bücher man für die Reinheit des deutschen Volkes verbrennen sollte (History repeats itself) - doch im Auge des Zuschauers ist er deshalb natürlich höchst sympathisch, ebenso wie seine quirlige Familie um Emma May (Kristina Söderbaum) und später Klara May (Käthe Gold), die sich mit Freude an die ersten Werke Méliès' herantraut und zuhause auch mal eine Geisterbeschwörung durchführt - allesamt so liebevoll-entrückt von der biederen Realität und ihren politischen Konflikten.
 
May lässt sich dann natürlich nicht unterkriegen, stellt sich den Vorwürfen und muss sich jahrelang mit ihnen und deren juristischen Folgen rumplagen, so perfide sie gegen ihn arbeiten - jene fantasielosen Spießer-Herren, welche wahre Sehnsucht & ungebändigten Esprit nicht erkennen, trotzdem im Keim ersticken wollen.

Ich habe keinerlei Ahnung von der wahren Biografie May's und ob sich das alles wirklich so zugetragen hat. Dennoch kriegt selbst so ein Unwissender wie ich hier ein kurzweilig-empathisches und detailverliebt-behutsam gestaltetes Drama vor die Linse, welches recht methodisch die Anstrengungen May's um literarische Anerkennung chronologisiert, die er mit der Unterstützung seiner hauptsächlich weiblichen Entourage zu gelingen versucht - trotz zahlloser ekliger Vorgehen & Diffamierungen der unterdrückenden Gegenseite.

Doch selbst wenn es, wie so oft, schlimm für ihn aussieht und er der Gegenwart verbittert entgegenstarrt, schwebt er zusammen mit dem Zuschauer dann ganz losgelöst in exotischen Erinnerungen herum, will dort hineinleben wie seine leidenschaftlichen Leser bei seinen Werken. Syberberg's Passionsprojekt schlägt zwar keine eindrucksvoll-visuelle Brücke in jene Welten, lässt uns aber anhand der direkten Darstellung des persönlichen Schicksals May's mitfiebern, dass letztendlich seine und unsere leichtlebige Fantasie bestehen bleibt.

Freie Kunst und Fantasie gegen die böswillig-regelbesessene Realität - das ewige Duell, erst recht in Deutschland. *SPOILER* Hier gelingt der Fantasie die süße Katharsis, auch wenn das nächste Übel Hitler - jenes Subjekt, welches Syberberg in seinem nächsten 'Film aus Deutschland' näher beleuchten sollte - gleich um die Ecke steht. May selbst kann das Schicksal Deutschland's nicht mehr verhindern, hinterlässt aber mit seinem Werk ein inspirierendes Erbe für zahlreiche kommende Generationen, sich der Unterdrückung zu widersetzen - was Syberberg auch mithilfe vieler Akteure aus jenen nachfolgenden Jahren versöhnlich unterstreicht. Recht schöne Ehrerbietung, dieser Film. *SPOILER ENDE*




ADIEU, BULLE - Paris - ein Polizist wird von einem politischen Handlanger abgeknallt. Sein Kollege Verjeat (Lino Ventura) gibt sodann in seinen Ermittlungen darüber den ruppigen Bullen, der vom halsabschneiderischen Präsidentschaftskandidaten so oft es geht aufs Kreuz gelegt wird - wirft deshalb aus allgemeiner Wut auch mal ein paar Sit-In-Hare-Krishna's von den Treppen.

Zusammen mit seinem Partner, dem großmäuligen Draufgänger Levefre (Patrick Dewaere), fühlt er auch einigen sich-sicher-fühlenden Verdächtigen und deren Verwandten rücksichtslos-handfest auf den Zahn.

Ausser natürlich bei Bordellbesitzerinnen, die sind King. Es sei denn, sie beschuldigen einen der Bestechung, dann ist der Ofen aus und andere Kollegen werden auch gleich mitreingezogen = Prügelei unter Kollegen im Revier.

Das der eigentliche Fall dann trotzdem nochmal gelöst wird, ist schon fast ein Wunder - liegt an dem unerschütterlichen Glauben am bierseligen Kollegentum und natürlich aus Trotz, auch gegenüber Vorgesetzten - *SPOILER* und wie sich herausstellt, war die ganze Bestechungs-Sache sowieso bis ins kleinste Detail von den beiden Kollegen so geplant. *SPOILER ENDE* Doch noch ist die Gefahr nicht gebannt, erst recht nicht für den Widersacher aus der Politik! Aber vielleicht will Verjeat es ja auch so...

Das rasante Erzähltempo der rabiat-knallharten Krimi-Sause korrespondiert wunderbar mit der gewitzt-abgewichsten Berliner-Hochglanzsynchro (inkl. Elsholtz, Danneberg, Marquis) für ein an sich schon kurzweiliges Drehbuch von Komödiengigant Francis Veber. Kulminiert zudem in einem dahingeschnauzten, selbstgerecht-zynischem Finale, dass aber auch korrupter Politik ein verschmitztes Bein stellt.

Brachial und schnörkellos den Crime erwürgt - schöner Streifen!




ELMER - Brian hat Elmer/Aylmer im Brain!

Dieser neue, lurchig-knorpelige Monster-Buddy/Drogendealer verhilft ihm durch körpereigenes Genickspritzen zu blauwässrigen Schwebehalluzinationen, supersynth-vertonten Lichtershowreisen durch mehrstöckige Schrottplätze, 'erotischen Begegnungen' in Punkclubs und allgemeinen Glücksgefühlen - und wenn das einem Anderen mal nicht passt oder Elmer wieder Hunger hat, bohrt sich diese ulkige Schleimschlange in den Schädel des Gegenübers hinein und schmatzt wie ein wahrer Gourmand in der Hirnrinde herum - Brian selber kriegt erst im Nachhinein von diesen Greueltaten was mit.

Neue Freundschaften bringen nunmal Opfer, hier sind sie goriger Natur - da kann Brian nicht mal mehr Spaghetti mit Fleischklößchen essen, ohne darin Gehirne zu sehen. Er wird jedoch schließlich so schwer abhängig von Elmer, dass sein geregeltes Leben aus der Bahn gerät, er sich zum Entzug zwingen will - was natürlich einige unangenehme Nebenwirkungen hervorruft und ihn in den gesellschaftlichen Abgrund zwingt, wo sich seine Sucht ihre Opfer in keimigen Toiletten sucht.

Selbst die Rückkehr in die vertraute Wohnung zu seinen Mitbewohnern währt nur von kurzer Dauer, da Brian sie nicht dieser Gefahr aussetzen will. Sie wollen ihm helfen, diese schwere, unheimliche Zeit zu überstehen, doch jeder Interventionsversuch ist zum Scheitern verdammt.

Eine abwechselnd spaßig-extatische und dreckig-schonungslose Sucht-Studie vom Meister des 'lieben' Körperhorrors, Frank Henenlotter, inmitten des erdrückend-pessimistischen Ghetto-Grit von New York City. Sein Splatter-Lehrstück über die selbstzerstörerische Macht von Drogen ist dabei ab und an näher in der Realität verwurzelt, als man anfangs vermutet: Drogen machen das Hirn mürbe, Elmer frisst es direkt auf. Manche Metaphern müssen eben nicht immer allzu subtil sein - gewitzt-absurd langen sie auch allemal :)




GOLEM - Transformationen und Identitätskonflikte im sepiafarbenen, 'postnuklearen' Ghetto - ein Mann, der nicht genau weiß, wer er ist und geradezu selbstverständlich Aufgaben von Leuten erhält, die ihn offenbar kennen und viel von ihm erwarten, u.a. Liebe, Geld, Zahnarztbesuche, etc.

Wie sich herausstellt, in (an sich schon fragwürdigen, weil ebenso künstlich-erstellbaren) TV-Aufnahmen diskutierender Wissenschaftler: Ein soziales Experiment, ausgeführt in gesellschaftlich stetiger Auflösung - innerhalb dunkler, verkommener Hinterhöfe.

Der Aufstieg aus ihnen bleibt auch nur eine Illusion - ein Platz an der Sonne ist nimmer möglich. Ist überhaupt noch ein Mensch wahrhaftig oder doch nur synthetisches Erzeugnis?
Abstrakt-dreckiges Dystopie-Szenario von Piotr Szulkin, mitten aus der Absetzung der Menschlichkeit.




FRANKENHOOKER - Henenlotter's pointiert-gewitzte, quirlig-chaotische Frankenstein-Variante um einen experimentierbesessenen Social-Outcast Jeffrey aus dem New Jersey Suburbia, der seine (durch einen Freak Accident seiner Erfindung, einem ferngesteuerten Rasenmäher) verstorbene Verlobte Elizabeth nicht nur wie in 'SADO - STOSS DAS TOR ZUR HÖLLE AUF' lediglich präservieren, sondern auch aus manischer Bastel-Romantik wieder neu und üppig ausgestattet ins Leben zurückrufen will.

Dafür begibt sich Jeff auch in die verhurt-abgefuckte Unterwelt von NYC (welche wie die comichaft-rotlichtige Version eines Abel-Ferrara-Milieukrachers gestaltet ist), wo er sich aus zahllos vorhandenen, freien Damen die besten Stücke zusammensammeln will.

Er bestellt sich eine ganze Reihe von Ihnen in ein Appartement und will die idealste Kandidatin mit von ihm entwickelten Supercrack unschädlich machen - doch womit er nicht gerechnet hat: alle von Ihnen sind dem Crack verfallen und stürzen sich wie wilde Bestien darauf. Die Folge: alle explodieren! Recht peinlich berührt entschuldigt er sich bei den Leichenteilen und nimmt sie alle mit nach Hause, zur weiteren Aufbereitung.

Dann in einer stürmischen Nacht gelingt ihm sein Experiment und seine mühsam zusammengebastelte Elizabeth erwacht zu neuem Leben. Doch in ihr stecken nun die Seelen mehrerer Prostituierte und so begibt sie sich aufgetackelt und übereifrig-klobig zurück nach New York, drischt wahllos auf verwirrte männliche Passanten ein, um dort im ältesten Gewerbe der Welt weiterzuarbeiten - doch die alten Arbeits- & Gesprächsmuster funktionieren nur noch TÖDLICH - explosiv wie das Supercrack Jeffrey's.

Er kann die Situation schlussendlich unter Kontrolle bringen und Elizabeth wieder zu ihrem eigenen Ich umpolen - doch hat er dabei nicht mit dem aufgebrezelten Zuhälter Zorro, den selbstständig-gewordenen Leichenteilen der anderen Frauen sowie Elizabeth's ebenso gewitzter Experimentierfreudigkeit gerechnet!

Bei Henenlotter's durchgeknallt-ulkiger Farce ist Moral ein Fremdwort, alle Gesellschaftsgruppen sind bei ihm nihilistisch und parodistisch-überzeichnet - den US-Schönheits- & Drogenwahn sowie Prostitutionmilieus slapstickhaft durch den Kakao zu ziehen und mit östrogenem Anarchismus aufzumischen, ist seine persönliche Agenda. Recht liebenswerter, kleiner, dreckiger und wagemutiger Horror-Quatsch aus dem US-amerikanischen Independent-Lager.




HEROIN - Mailand in den Fängen der Kriminalität:

Zynisch durch den Schnäuzer brummender Hau-Drauf-Kommissar Morani (George Hilton) zieht gegen das rabiat-vernetzte Verbrechertum von Raub, Prostitution und natürlich Heroin um den snobigen Pokerface-Ganoven Domino (Al Cliver) in den Krieg.

Pino (Marc Porel), frisch aus dem Knast entlassen, steigt zunächst wie sein Onkel in das Blumengeschäft ein, bumst vorher im kubistisch-tapezierten Puff herum (wo auch Schlägertrupps zu chilligem Klaviergeklimper auf braunen Ledersesseln vermöbelt werden), wie sich später dramatisch herausstellt mit seiner längst vergessenen Cousine Marina (Anna Maria Rizzoli). Er will sie aus dem Geschäft herausholen, doch dies erweist sich schwieriger als gedacht. Dafür muss er nämlich einige bleihaltige Jobs für Domino erledigen, der zusammen mit seinem Oberboss Don Chicco Dissen/Heroinumschlagplätze betreibt.

Und so kommt Morani wieder ins Spiel und verfolgt seinen unfreiwilligen Undercover-Milieu-Verknüpfer Pino auf Schritt & Tritt. Doch auch seine Gangster-Clique zieht ihm erpresserisch die Schlinge zu, indem sie Marina im ruppig-betonierten Keller gefangen hält und in zynischer Wahllosigkeit ab und an bei unliebsamen Gesellen die Verhältnisse mit provinzieller Folterei klarmachen will, dass sich auf den unterdrückten Seiten rührselige Tristesse breit macht.

Doch am Ende aller Tage, schlägt das Gesetz mit voller Faust- und Kanonenkraft auf einer austaschbaren Wiese dann befreiend zu, kann die destruktive Rache der Fieslinge an Pino's Family dennoch nicht verhindern. Wie aber kann man deren Rache begleichen? Natürlich mit Geständnissen und aussagewilligen Zeugen, eher noch mit Switchblades und Marmorböden, unter dem bewilligenden Auge des abgeklärt-müden Kommissars.

Dieser rasante und optisch verschimmelte Italo-Reißer bietet 70er-Exploitation-Stilistika im Übermaß: Derbe Dialoge einer hart-obszönen Synchro, primitive Ballereien und Prügeleien, verkeimte Kulissen und Charaktere, schummrig-ver-WAH-te Sleaze-Jazz-Tracks, naiv-überspitzt-nihilistische Abziehbilder von Polizei und Mafia sowie Drogensucht manisch-abhängiger Frauen am Abgrund.

Ein waschechter, dreckig-runtergedrehter Poliziotteschi ohne Schnörkel, ohne große Besonderheiten, aber durchaus stilecht und kurzweilig eklig.




SPACEHUNTER - Intergalaktisch-spritziger Bountyhunter Wolff tut sich widerwillig mit Molly Ringwald & Ernie Hudson (ist eben eine Ivan-Reitman-Produktion, inkl. Harold-Ramis-Cameo und stilechtem Elmer-Bernstein-Score) zusammen, um 3 Erdenmädels aus den Klauen eines hässlichen Christoph-Waltz-Cyborg und seinem Overdog-Boss (Michael Ironside, welcher hier aussieht wie Piccolo) in der 'verbotenen Zone' zu befreien, wo auch reichlich schrille Kreaturen an jeder Ecke lauern.

Ein ulkig-abenteuerlicher, schnörkelloser Space-Western, in uramerikanischen Canyons inkl. malerischer, futuristisch-postapokalyptisch-verlebter Ausstattung gedreht, mit reichlich Feuerball-Action und überwiegender Sehnsucht nach Verpartnerung. Schwingt sich zudem teils ähnlich rasant wie Don Bluth's animierter Arcade-Klassiker SPACE ACE von einem quirlig-monströs-designten Setpiece zum nächsten.

Naiv-beschwingtes Jungskino, frei von emotionalen Tiefgang, dafür verziert mit der dringlichen Serial-Mentalität eines Flash-Gordon, überraschend vielen Genickbrüchen (für ein PG-Rating), ökonomisch eingesetzter Eskapismus-Romantik und stimmungsvoll-ausgeleuchteten, dada-industriellen Kulissen, fast 1:1 aus den Heavy-Metal-Comics entsprungen (allen voran Overdog's Festung).

Um aber richtig begeistern zu können, mangelt es SPACEHUNTER leider an einer wirklich mitreißenden Handlung oder spannend gezeichneten Charakteren, doch als kurzweilig-unbedarftes Sci-Fi-Abenteuer langt er allemal.

Samstag, 14. September 2013

Tipps vom 09.09. - 15.09.2013



HANNA AMON - Wie sieht das Nachkriegskino des umstrittenen Veit Harlan aus, in diesem seinen zweiten "Comeback" (nach 'Unsterbliche Geliebte' aus dem selben Jahr, 1951)? Absolut wahnwitzig!

Er stattet das eigentlich recht biedere (Pro-)Inzest-Melodram mit Verweisen auf die christliche, animalische (!) und vorrangig-fokusiert ägyptische Mythologie aus, die in einer ultrabizarren Traumsequenz gipfelt, die auch den letzten Funken Rationalität vom Rest des Films zersetzt.

Dieser ist sowieso schon von Anfang an dank seiner grobkörnig-kotzigen Agfacolor-Optik, direkt aus 'Opfergang' & 'Immensee'-Tagen, und seinem hyperventilierenden Darstellerensemble jenseits aller Vernunft und erst recht der damaligen Eskapismusromantik des deutschen Nachkriegskinos (welches ja sowieso noch im Bewältigungs-Genre Halt suchte).

Hier erschafft sich eine schrullig-keimige Irrealität, innerhalb morbid-ausgestatteter Gutshäuser und unheilvoll-prunkvoller, dekadent-dementer Semi-Adel-Katakomben - unterlegt mit erdrückenden Todeschören - die von der haltlos-entgeistert-intriganten Manie ALLER Charaktere in ein durchtrieben-finsteres, krankhaftes Szenario hineingezogen wird.

Hinzu kommt, dass unsere "Protagonisten" allesamt wie hypnotisiert agieren (allen voran die 'Reichswasserleiche' Söderbaum), ähnlich wie in Werner Herzog's HERZ AUS GLAS, die sich dann gebannt wie Raubtiere stechende Blicke austauschen - ein Pandemonium extatisch-verzerrter "Gefühle" - hier wie zahlreiche, aus früheren Harlan-Werken übernommene Stilelemente, in solch hervorstechend-verrottete und siffige Krebsgeschwüre von Zelluloidabbildungen gehüllt, dass es einem durchweg schaudert, wobei der Film zudem auch höchst amüsant geraten ist.

Und darausfolgend ist er auch noch unfassbar faszinierend anzusehen, dieser epochal-erschlagende, giftig-delirierende Schlund des wohl dämonischsten und verblendetsten Heimatfilms seiner Zeit, den nur ein dämonisch-verblendeter Fieberregisseur wie Harlan drehen konnte - SEINE offensichtliche Prognose für die Nachkriegszeit: unsere Seelen bleiben eklig.

Weil es ja nicht komplett so kam, bleibt trotz Vorbehalte meinerseits zu seiner umstrittenen Person, vorallem die Erkenntnis: HANNA AMON war eine einmalige (und ideologisch ausnahmsweise nicht aufdringlich-rassistische, nicht mal wirklich konservative, sondern düster-zelebrierende, nihilistische) Erfahrung!




HERBSTROMANZE - Menschen und Kulissen durchweg entsättigt-blass - ein herbstlicher, zombiefizierter "Heimatfilm" von Porno-Inszenator Jürgen Enz, in dem hässlich-barttragende Ekelkerle und bereitwillig-entblößende aus-der-Disco-rekrutierte Model-Damen unter minimalistisch-trostlosen Cheapo-Synthesizer-Strings - merkwürdigerweise in lyrische Kapitel eingeteilt - mondän-vergängliche Intrigen, streng-triviale Kaffeekränzchen, entgeisterte Freizeitaktivitäten und fast ausschließlich-körperbetonte Liebeleien erleben.

Selbst Rückbesinnungen vergangener Romanzen mancher älterer Figuren werden zwar ausführlich in schwelgerischer Nostalgie besprochen, jeder Versuch diese aber wiederzubeleben, scheitert bereits (wie jeder Anflug von Passion in diesem Film) an der versperrten Emotionsoffenbarung der Darsteller - ein trübseliges Unterfangen, dass dem wolkenverhangenen Ambiente und seiner lauen, doch spröden Luft absolut gerecht wird.

Sobald wir aber am geradezu sinnfrei-betitelten Kapitel "Herbsttage" ankommen, sind unsere Charaktere schon so artifziell-oberflächlich und von unsichtbarer Hand gesteuert (symbolhaft dafür steht die bieder-choreographierte Sichelparade), dass jede Menschlichkeit verbannt scheint und ebenso monochrom-pragmatisch abfärbt wie die minimalistisch ausgestatteten Sets.

Der hobby-thespische Charakter Casper Leroy klärt das dann auch ganz schnörkellos theatralisch auf: "Die Schauspieler werden verheizt, zu Puppen gemacht und dann drehen die alles in einer Einstellung durch." - da können sogar die unschuldigen Hundewelpen als einzige "echte" Herzensseele des Films nur schwer gegen ankommen.

Diese Apathie lässt unsere "Liebenden" sich dann auch in geistesabwesende Zeitlupensequenzen verlieren, welche die innere und äußere Resignation der Charakterhüllen & Naturszenarien nur noch beschleunigt, was dann in dem darauffolgenden Kapitel "Abschied" gipfelt - wo dann auch der Sex die Gefühle längst ersetzt hat und in roher Gewalt und zielloser Verzweiflung ausartet.

Selbst die einzige wirkliche Charakterentwickung, die darin schlussendlich durchgemacht wird, und eigentlich als Katharsis wirken sollte, erscheint letzten Endes geradezu bitter und setzt dem Film damit einen finsteren Schlusspunkt, den man zudem oberflächlich-verharmlosend, aber mit schwerem Herzen zu vertuschen versucht.

Eine verblüffend-sonderbare Naturshow, dieser mit ultra-artifiziell-vermittelten Emotionen angefüllte "neue deutsche Heimatfilm [...] der Film unserer Zeit, DER Heimatfilm" - eine entzauberte Romantikdemontage im verschleiert-kühlen Sleaze-Look. Nicht mal wirklich ein Film zum Belächeln, macht er die Fassade idealisitieren Kitsches so krass transparent, dass die abgrundtief-vergiftende Verbitterung dahinter allzu deutlich hervorscheint.




UNTER DEN BRÜCKEN - Ein vollends humanistischer, herzerwärmender Seemanns-Film von 1945, der in seiner solidarischen Gutmütigkeit im krassen, wohltuenden Gegensatz zum Unterdrückungsapparat der Nazis stand, eine ideal-romantische und leichtfüßig-sehnsüchtige Welt erschafft, in der sich die Menschen bedingungslos helfen, lieben, versorgen und auf dem Akkordion Lieder in die Nacht strahlen.

Die Szene, in welcher der kernig-gewitzte Carl Raddatz der aufgelesenen, unsicher-bekümmerten Hannelore Schroth die Geräusche auf seinem Kahn erklärt, um ihr die Angst vor denen zu rauben, gehört wohl zu den süßesten Sequenzen, die ich in letzter Zeit genießen durfte. Und auch sonst brilliert UNTER DEN BRÜCKEN mit seiner durchgehend-liebevollen Charakterzeichnung, hervorragenden Bild- & Tongestaltung, sowie seiner herzerweichend-sorgsamen Geschichte um Freundschaft, Vertrauen und allgemein Menschlichkeit.

Ab und an braucht man eben so einen richtig tollen, unprätentiös herzlich-optimistischen Gutmenschenfilm wie diesen - damals wie heute - gegen die ernüchternde Verbitterung gegenwärtiger Verhältnisse. UNTER DEN BRÜCKEN & auf dem Wasser lässt's sich leben - welch eine wohlige cineastische Reise das war.




HIMIZU - Shion Sono's abwechselnd quirlig-bizarre und hart-sadistische Dystopiefantasie nach Fukushima, in der ein abgestumpfter Fischersjunge in eine verschlingend-rabiate Spirale der Schulden, Missbrauch, Mord und auch Obsession gerät, weil ganz Japan nach wiederholten Katastrophen verrückt geworden ist und mit den verzerrten Realitäts-Verhältnissen nicht mehr klarkommt - vergängliche Hoffnungsvorstellungen, Wut, Sucht nach Zuneigung/einem Platz in der Welt, verklärt-gutmeinende Aufmunterungsversuche, Verführung zur Gewalt und brutale Ausbeutung gehen hier Hand in Hand, in dieser vollgepackten, über 2 Stunden langen und dennoch rasanten Bizarro-Unterschichten-Milieustudie.

Im Verlauf erhebt sich dann aus der Zerstörung (welche Sono in den echten Trümmern abgefilmt hat) noch weitaus mehr Zerstörung - sprich: unmenschliche Unterdrückung der Armen durch Geldeintreiber (PIETA lässt grüßen), Eltern die ihre Kinder tot sehen wollen (wegen der Versicherung & Schulden), Amokläufe und Raubmorde aus profunder Verbitterung. Und das Schlimme ist: es braucht in Wirklichkeit schon lange nicht mal mehr einen radioaktiven Tsunami, um solche menschlichen Tiefen hervorzurufen.

Doch auch hier stirbt die Hoffnung zuletzt...

Bevor ich hier mit Predigen anfange, stelle ich einfach mal klar: der Film war eine wilde und eindringliche Fahrt durch die Apokalypse - und so sehr Sono seine Protagonisten und ganz Japan durch ihre persönlichen Höllen schleift, so möchte er ihnen am Ende doch gnädig sein: es gibt eine Zukunft - wir alle können, wir alle müssen es schaffen.

Echt abgefahrenes Bewältigungskino!




DIE KATZE - Meisterlich-energiegeladener, konzentriert gestalteter und gespielter Banküberfall-Thriller von Deutschland's Vorzeige-Genrefilmer Dominik Graf, mit einem Götterensemble am Start: George, Landgrebe, Hoenig, Richter und Kemmer - strapazieren sich intensiv-naturalistisch auf's Äußerste, im Spannungsfeld Düsseldorfer Betonschluchten.

Probek (Götz George) manövriert von einem Hotelfenster aus seine 2 Kollegen (Heinz Hoenig, Ralle Richter) durch einen Banküberfall, beobachtet alle Handlungen der Polizei (die er selber gerufen hat!) und gibt sie per Funk in die Bank durch, lässt sich auch zur Entspannung von der Frau des Filialleiters, Jutta (Gudrun Landgrebe), mit der er schon länger eine Affäre hat, besteigen.

Mit ihr leitet er dann auch die nächste, entscheidende Phase des Unternehmens ein, während die Polizei & das SEK unter Leitung des verhandlungssicheren Cop-Boss Voss (Joachim Kemmer) den befreienden Gaseinsatz planen, was Probek natürlich alles im Vornherein durchdacht hat. Doch wirklich alles?

Wie's weitergeht, verrate ich an dieser Stelle lieber nicht, garantiere jedoch dafür, wie reißerisch-spannend und unverblümt-methodisch das kriminelle Mastermind-Geschehen inszeniert wurde.

Pure, kompromisslos-nihilistische Beglückung, zeitlos starkes Actionkino mit einem richtig brachial-eskalierenden Finale!




SUMMER WARS - Aiaiai, man liest ja so einige polarisierende Meinungen zum Film - der Grund lässt sich schnell darin finden, wie beschwingend-herzlich und harmlos-kitschig er doch ist, mit einem nervös-unbeholfenen Technokrat-Nerdling Kenji als Protagonisten, der bei der weitreichenden Landfamilie seines Schwarms den Sommer verbringt, dass jedem Zyniker der Kopf explodieren dürfte - erst recht wo er so dick Familien-zentriert und Technik-kritisch gestaltet ist.

Doch sobald alle (wortwörtlich: ALLE) zusammen darum kämpfen, Kenji's Namen reinzuwaschen, weil man ihn für eine massive Hackerbedrohung verantwortlich macht, die das ganze Leben in Japan durcheinanderbringt, da dies quasi komplett von Technik kontrolliert wird (kann man ruhig zugeben: True Story) und das Schicksal der gesamten Welt bedroht (wie in jedem modernen Blockbuster, newa? ;D), entwickelt sich daraus ein richtig gewitzt-unterhaltsam-frenetischer, gelungen-spannender Cyber-Popcorn-Thriller, welcher so einige optisch-bombastische und emotionale Höhen/Tiefen um die übergreifenden Konstanzen "VERANTWORTUNG" & "ZUSAMMENHALT" bereithält.

War ein langer Satz, ich weiß. Dafür jetzt ein (relativ) kurzer: SUMMER WARS ist ein leidenschaftliches, animiertes (vorallem im Showdown erst geradezu Disney-Zauber-haftes, dann zähneknirschend-knalliges) Grand-Scale-Familienabenteuer und konnte mich recht gut beglücken. Eine bunte Liebeserklärung an das archetypische Sommer-Blockbusterkino (worauf der Titel ja schon hinweist).




AIDS - DIE SCHLEICHENDE GEFAHR - Ähnlich episodisch aufgebaut wie ein typischer Reportfilm, geht dieses Aufklärungs-Exploitationdrama durchweg schonungslose Wege in schmierige Milieus, psychische Missstände und zukunftsfreie Liebesversuche, die das Deutschland der 80er Jahre allgemein zu bieten hatte - verdichtet durch einen unheilvoll-erdrückenden Synth-Soundtrack (und seinem finsteren NDW-Liedgut), der eindringlich mit den spartanisch ausgeleuchteten Moloch-Szenarien und heruntergekommen-hilflosen Figuren kooperiert.

Die durchgehende Sehnsucht nach Romantik und einem sorgenfreien Leben in allen Geschichten bleibt nur ein unerfüllbarer und durch den HIV-Virus jäh abgewürgter Traum, der nicht mal durch die Beratungsstunden des rahmenbildenden Aids-Doktors wieder aufgebaut werden kann - der Abspann lässt uns im kühl-nebulösen Morgenlicht & unter der Macht der pulsierenden Staccato-Bässe und peitschenden Snares ganz verkümmert zurück.

Ein recht brutaler, wenn auch kostengünstig produzierter Weckruf, der sogar ein recht versöhnliches (allerdings nicht klischeefreies) Verständnis für die Homosexuellenszene aufbringt und trotz teils exploitativer Naivität, auch ohne direkte Zurschaustellung der Krankheitssymptome, seine belehrend-pessimistische Wirkung nicht verfehlt. Insgesamt natürlich nicht so authentisch und langsam-zersetzend wie der 10 Jahre später erschienene "KIDS", aber dennoch ein durchaus depressiv-abfärbender Gesellschaftsschocker.




THE FINAL CUT - Ein Adrenalin-haltiger, doch behutsamer Sprengsatz-Entschärfungs-Actionthriller mit möglichst-massiven Explosionen, erschaffen in der Folgezeit der World-Trade-Center-Bombenanschläge von 1993, der nicht nur einigermaßen verstörend die Paranoia und pessimistischen Schockzustände jener Zeit widerspiegelt, sondern diese zudem in ein dringlich-ironiefreies Katz & Maus-Spiel bettet, mit Sam Elliott als aufgekratzt-zielstrebigen, T-Shirt-tragenden, Bombenexperten (und ab und an Frauenhelden) John Pierce - eine Art Vorgängerversion von 24's Jack Bauer, dessen langjährige Serie dieser Film in Sachen Stil, Terror-Thematik und kinetisch-intensiver Storygestaltung schon ein gutes Stück vorwegnimmt.

Doch er begibt sich zum Finale hin in einen psychopatisch-perfiden Abgrund, mit dem Kampf um die "menschliche Bombe", der die Nervenstränge der Protagonisten zur totalen Konzentration zwingt und zu zersetzen droht, während der Soundtrack zusammen mit dem endlosen Schweiß der Entschärfer pumpend vorandrescht.

Recht saftige, höchstspannende und konsequent-unheilvolle Terror-Tension - ein recht unterschätzter Film über die Bedrohung von innen - welche später in ARLINGTON ROAD nochmal verstärkt erforscht wurde.




DER AUSGEFLIPPTE COLLEGE-GEIST - das ist Tom Nolan in der Hauptrolle, als sprücheklopfender Schwerenöter Billy, der seinem frigiden Schwarm Judith Hightower an die Wäsche will, aber partout kein Kondom findet. Auf der Suche nach einem penisgroßen Gummimantel gerät er allerdings in einen Autounfall und soll ins Jenseits übertreten.

Doch frech wie er ist, entflieht er vorzeitig dem Sensenmann und versucht mit lockerem Ehrgeiz, endlich zum Schuss zu kommen. Besitzt zudem nun die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, spielt damit seinen spießigen Widersachern ein paar ulkige Streiche und schaut sich auch mal kichernd-unbemerkt in der Mädchendusche um.

Doch dann verliert er Judith aus den Augen, macht auf seiner Suche nach ihr Bekanntschaften mit mehreren charmant-frivolen Damen, fies-trotteligen Rektoren, Chaos-Cops und verpeilten Buddies, während allesamt durch eine schön-Sprüchegefüllte Blödelsynchro ihr gewitztes Sprachohr in die Welt setzen.

Schlussendlich gerät Billy auf die obligatorische, große Party (wo er selber als großer "Ebermeister" die Wahl zum neuen Ebermeister moderiert - don't ask), teilt Lebensweisheiten an seine latent-verliebten WG-Mitbewohner aus, schießt seine vermiefte Judith off-screen in den Wind und findet schlussendlich seine große Liebe: die französische Schulspenderin Madeleine, die durch ihn inspiriert den Lehrertag in den Partytag umtauft.

Doch muss er letztendlich doch noch in den Himmel? Diese konfliktreiche Antwort liefert nur eine Besichtigung dieses (zumindest auf deutsch) ausschließlich auf VHS erhältlichen Films.

Vollends bekloppter College-Spaß auf unterdurchschnittlichem Budget, mit einem flott-unbedarften Tempo, Budenzauber-Effekten, jugendlichem Esprit, reichlich nackter Haut und ganz viel ausgelassener Abfeierei.




COCONUTS - Überdreht-skurriler, unfassbarer Actionkomödien-Ganoven-Anarchismus aus Österreich.

Eine comichaft-freiförmige Abenteuer-Farce, die nur so vor eigensinniger Energie strotzt und als surreal-bizarre Slapstick-Parade durchgeht, zudem einige unvermittelte Musical-Einlagen bereithält. Klingt wie HUDSON HAWK, ist auch fast genauso toll.

Was es genau mit der Handlung des Films auf sich hat, lässt sich ganz grob damit umschreiben, wie der Wiener Ganove Grein (Hanno Pöschl), den jeder 'Wichser' nennt, seine Komplizin Vera (Olivia Pascal) über ganz Europa aufsucht, weil sie deren erbeutetes Geld für sich allein mitgenommen hat - im Grunde jedoch für Mafiaboss Siemann (Mario Adorf) arbeitet, der Grein und seinen Hobby-Schauspieler-Kumpel Bosch (Rainhard Fendrich) für einige brisante Jobs anheuert.

Doch mit diesen Knallschoten wird selbst das klassischste Verbrechen zur unvorhersehbaren, bleihaltigen Achterbahnfahrt, schlussendlich über die ganze Welt. Ich beschwöre dem unvorbereiteten Zuschauer: was hier alles noch passiert, kann man einfach nicht voraussehen, spätestens beim recht abrupten Ende bleibt einfach die Frage: WAS SOLLTE DAS ALLES? Totaler Wahnsinn!

Gefüllt wird dieser leichtlebig-actionreiche, Konsequenz-freie Plot mit wild-albernen Szenarien, die bar jeder Rationalität arbeiten und in ihrer Zerfahrenheit manchmal schwer greifbar werden (besonders im ersten Akt) - trotzdem durchweg unterhaltsam bleiben und ab und an ein Stück erotisch-simplistische Romantik/machomäßige Unromantik versuchen (weil die Pascal sich natürlich wie in jedem ihrer Filme auszieht), auf jeden Fall reichlich flotte Ballereien, eine gute Menge plakativ-verspritztes Kunstblut und explosive Karren-Schlachten bereithalten (deren haltlos-nihilistische Kombination wohl die etwas übertriebene, durchaus veraltete FSK-18-Freigabe erklärt).

Zudem punktet der Film natürlich mit von der Produktionsfirma LISA-FILM-altbekannte, aus dem menschlichen Mundwerk erzeugte Bremsgeräusche, sowie dem ewigen Lachgaranten 'Sprechende Tiere', auch wenn diese neben ähnlichen Blödel-Stilmitteln wohl nur speziell mich und andere Blödiane ansprechen dürften.

Was bleibt aber dann noch für ein Gesamteindruck? Ehrlich gesagt, weiß ich das selber noch nicht ganz, aber eine überwältigende, ulkige Tour war COCONUTS allemal! Die Ösis haben wie immer einen an der Waffel! :)