Sonntag, 16. März 2014

Tipps vom 10.03. - 16.03.2014



VERBOTENE FILME - In seinem neuen Dokumentarfilm 'VERBOTENE FILME' stellt Regisseur Felix Moeller ('HARLAN - IM SCHATTEN VON JUD SÜSS') die grundsätzlich provokante Frage, ob jene noch immer von öffentlicher Publikation ausgeschlossenen 40 Vorbehaltsfilme aus dem dritten Reich, sprich: meist antisemitische, antibritische, Euthanasie-befürwortende und auch kriegsverherrlichende Propagandawerke in Spielfilmform, in unserer heutigen Zeit eine Freigabe erteilt bekommen dürften.

 
Anhand von sachlichen Interviews (mit Filmemachern, Professoren, Zeitzeugen, etc.) und entsprechenden, veranschaulichenden Filmausschnitten erforscht er dabei vor allem die propagandistischen Mechanismen, welche sich in emotionalisiert-erbauten Feindbildern, Andeutungen im Dialog und eindringlicher Bildsprache ausdrücken - kurzum gesagt: wie mit gängigen, filmischen Mitteln geschickt die Gefühle des Zuschauers zur Heranführung an das ideologisch-perfide Weltbild manipuliert werden, selbst in unscheinbaren Genre-Werken und Unterhaltungsfilmen.

Das Hauptaugenmerk wird dabei sowohl auf Veit Harlans Hetz-Drama 'JUD SÜSS', als auch Wolfgang Liebeneiners Euthanasie-Melodram 'ICH KLAGE AN' gelegt, die beidesamt eine staatspolitische Funktion erfüllen sollten und auch beim damaligen Publikum sehr reizvoll ankamen. Sobald diese und andere Filme dem modernen Publikum (in Deutschland, Frankreich und Israel) vorgezeigt werden, reflektiert dieses dann auch nicht nur die ideologische Bösartigkeit, sondern erst recht die filmisch hochwertige Gestaltung, welche die meisten Vertreter des Vorbehaltsfilms noch immer gefährlich erscheinen lassen.

 
Moeller bezieht da auch bewusst einen Zuschauer ein, der sich nicht nur als Arzt selber tagtäglich mit der Sterbehilfe auseinandersetzt (wie sie in 'ICH KLAGE AN' befürwortet wird), sondern auch in Gustav Ucickys 'HEIMKEHR' angebliche Wahrheiten über die systematischen Grausamkeiten der Polen vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs findet und damit eine deutlich zweifelhafte, revisionistische Tendenz verlautbart. Im Gegenschnitt zu einigen Aussteigern aus der rechten Szene, welche die ausgeführte Faszination mit jenen Filmen und deren Wirkung in ihren damaligen Kreisen erläutern, kann man schlussfolgern, dass solche Werke noch immer als Bestätigung für eine aufkeimende, rechte Gesinnung taugen und missbraucht werden können.

Im Vergleich dazu lässt Moeller aber auch die einst Diffamierten und Verfolgten zu Wort kommen, u.a. jüdische Zuschauer in Jerusalem, die sich 'JUD SÜSS' und 'DIE ROTHSCHILDS - AKTIEN AUF WATERLOO' ansehen und im objektiven Diskurs teilweise ebenso von der Gefährlichkeit der Filme überzeugt sind, diese andererseits aber auch als veraltet betrachten bzw. offen zur Diskussion veröffentlichen würden, da man auch von Deutschland den Eindruck hat, dass es seine Geschichtsverarbeitung noch immer größtenteils von Angst bestimmen und folglich unterdrücken lässt.


Ebenso verängstigt erscheinen dann auch die Bemühungen einzelner Verleihe, die in den Nachkriegsjahren versucht haben, berüchtigte Filme von einst anhand von Schnitten zu 'entnazifizieren' und sie somit bedenkenlos-goutierbar zu machen - eine törichte Maßnahme, die den Geist jener Filme nimmer abschütteln kann, äußern sich die filmhistorischen Interviewpartner, darunter auch eine selbstkritische Vertreterin von der FSK. Man sollte das Kind schon beim Namen nennen, aber auch verstehen, warum es solche Auswüchse gab und wie einzelne Talente sich dazu hinreißen ließen. Stellvertretend dazu werden die Berufswege von Emil Jannings, Heinrich George und auch Wolfgang Liebeneiner aufgezeichnet, ebenso kommen Nachfahren zu Wort.

Dabei wird keine Entschuldigung für diese Taten ausgesprochen, viel mehr greift die Erkenntnis, dass bei jedem dieser Menschen eine Grauzone herrschte, erst recht im Hinblick auf das Filmgeschäft, wenn es wie dort zur politischen Instrumentalisierung genutzt wurde. Und ebenso wenig gilt es Moeller, ein endgültiges Urteil über den Sachverhalt zu fällen - erzählt seine Behandlung dessen in objektiven Bildern, die sich im Umgang mit jenen Filmen weder einem Hang von Dämonisierung noch Kunsteuphorie hingeben und versucht sich auch entsprechend bei Informationen-offenbarenden Zwischentiteln (u.a. mit Zuschauerzahlen und Zitaten von Goebbels) an einer 'skeptischen', zurückgehaltenen Musikuntermalung. Nicht umsonst leitet er seinen Film mit der Vorstellung eines Filmarchivs ein, wo jene Negative lagern und aufgrund ihres Nitrocellulose-Gehalts leicht entflammen und zur Explosion führen können, wie auch deren Inhalt sich auf die Gesinnung eines Volkes auswirkte und noch immer auswirken könnte.

 
Der Grundtenor, welcher aber beim Großteil der dennoch kritischen Befragten letztendlich besteht, ist, dass man die Verbote trotz innewohnender, unbequemer und filmisch-umgesetzter Ideologien wohl überdenken oder gar ganz aufheben müsste, um das Thema weiter zu enttabuisieren und die historische Aufklärung zu fördern. Am Leidenschaftlichsten äußert sich dazu Regisseur Oskar Roehler, der sinngemäß der Meinung ist, dass man dieses Land nicht verstehen könne, wenn man von diesen Filmen nichts weiß und dass deren Veröffentlichung ohnehin eher mehr das Bildungsbürgertum interessieren dürfte, da die bedenklichen Randgruppen so oder so an die Werke rankommen (u.a. aus dem Ausland oder auch Internet).

Da ist das letzte Wort sicherlich noch nicht gesprochen, die Diskussion über jenes Thema ist aber jede weitere offenbarende Aufdeckung wert - speziell in diesem Land, dass seit gefühlten Ewigkeiten immer wieder einen Verbot der NPD hin- und herargumentiert - und so sorgt auch hoffentlich diese Dokumentation dafür, dass man den nötigen Umgang mit der Vergangenheit nicht nur schlicht-schnellbewertet 'bewältigt', sondern auch wirklich sorgfältig und extensiv-abdeckend 'durchzieht'.




GOD TOLD ME TO - Larry Cohen vermengt die dokumentarische Härte eines 'FRENCH CONNECTION' mit pulpiger Exploitation zwischen katholischer Übernatürlichkeit, dem Ausserirdischen und sogar ein bisschen Black Cinema. Die darin dargestellten Investigationen des gläubigen New Yorker Detektivs Peter J. Nicholas (Tony Lo Bianco) in einer Mordserie durch verschiedene Täter, die allesamt kurz vor ihrem eigenen Tod (teils Selbstmord) verlautbaren, dass Gott ihnen die Taten befohlen hätte, konzentriert Cohen zu einer dringlich-fiebrigen und ausweglosen Aneinanderreihung des Schreckens im Big Apple - welcher offensichtlich im Kern vor sich hin vegetiert und aus jedem Loch mit Gewalt entgegenkommen kann, was natürlich seinen Protagonisten ebenfalls allmählich von innen auffrisst und in alptraumhafte Terror-Szenarien wirft.


Der Apfel fällt aber nicht weit vom Stamm, schließlich lebt Peter trotz seines starken katholischen Glaubens in Scheidung und bandelt bereits mit einer Jüngeren an, kommt aber in Anbetracht der schrecklichen Ereignisse nicht umhin, seine Ex aufzusuchen und bei ihr insgeheim nach Geborgenheit zu streben. Denn wie sich für den Zuschauer allmählich herausstellt, wurde Peter einst adoptiert und entdeckt bei der Suche nach seiner leiblichen Mutter erschreckende Parallelen zu einer geheimen, humanoiden Götzenfigur, von der aus einige Jünger Peter aufsuchen und teilweise auch umbringen wollen. Wo sich bei Peter hinsichtlich der vermeintlichen Amoktäter noch ein unsicheres Gefühl der Paranoia und Fassungslosigkeit breit machte, bestätigt es sich sodann in jenen Verfolgern, die aber ebenso nur entwertbare Spielbälle für die Übermacht sind.


In seiner unheilvollen und schonungslosen Gestaltung auf der Gegenwartsebene verlässt dem Zuschauer in jenen teils ausgesprochen-surrealen Entwicklungen das Gefühl der Sicherheit - recht eindringlich dadurch, wie man dem abfallenden, beunruhigenden Wandel an Peters seelischer Verfassung beiwohnt, der nicht nur eine fatalistische Zersetzung herbeisehnt, sondern auch eine ebenso mörderische, übernatürliche Kraft wie jene des von ihm Gejagten. Das hat schon fast was von Cronenberg, speziell 'SCANNERS'.


Ebenso an Cronenbergs 'RABID' erinnert die Vaginalöffnung der unerklärlichen Macht, die vorallem in den eher trivialeren Rückblicken von Alien-Entführungen vorkommt, welche einzelne Opfer Peter schildern. Das erinnert vollends an den dusseligen Charme eines 1950er B-Movies und schraubt die durchgeknallt-plakative Reißer-Schraube von Cohens Film in die Stratosphäre. Wie bezeichnend für diesen Regisseur, der ja weniger für Subtilität steht, denn mehr für handfestes, blutspritzendes Genre-Kino, gerne mit okkulten Elementen, wie 'DIE WIEGE DES SATANS', aber auch satirischen Ambitionen wie 'THE STUFF' sowie eskapistischem Blaxploitation-Krachern wie 'DER PATE VON HARLEM' (weshalb auch in diesem Film einige stilechte Pimps die Unterwelt bewandern).


Diese Versatzstücke mögen die Wirkung der aufgebauten Spannung anfangs unterminieren, bereiten den Zuschauer allerdings auch allmählich darauf vor, wie verballert und irrsinnig die letzte Konfrontation zwischen den vermeintlich Guten und Bösen von statten gehen wird. Cohen versteht es da, den Zuschauer zwar noch ordentlich zu fesseln, gibt sich ihm aber per du mit der Vermittlung des Umstandes begrenzter Mittel und der daraus resultierenden, bekloppteren Handlungsabzweigung.


Wie man nämlich unschwer nachvollziehen kann, drehte er aufgrund jener fehlender, finanzieller Mittel reichlich Material in den Straßen New Yorks ohne entsprechende Genehmigungen, benutzt fast ausschließlich eine Reportage-artige Handkamera, sowie einige genuine Laiendarsteller von der Straße und ordnet sich auch machtlos der störenden Umgebungsakustik unter, wie auch des Öfteren einem mitschauenden Straßenpublikum. Interessanterweise entsteht dadurch einerseits eine gewisse, dokumentarische Atmosphäre, die durch ominöse Schnitt- und Musikführung eine allwissende Chronologie der stetigen Paranoia suggeriert - andererseits aber auch gerade aus den Darstellern heraus eine Ahnung von Sich-Ertappt-Fühlen.


Bezeichnend dafür sei die beschwörende, nächtliche Szene genannt, in der Peter vor einer neon-beleuchteten Kirche vom Blick her fassungslos-fragend niederkniet, nachdem er von einer grundlos wilden Frau mit dem Messer angestochen wurde. Nur beiläufig, aber wirksam bemerkt man dabei einen Kreis an Zuschauern, der sich um ihn bildet - ein nicht zu umgehender Umstand gezwungenermaßen spontaner Dreharbeiten, aber auch ein auffallender Ausdruck der anschwellenden Verfolgungsangst unseres Detektivs, der allmählich mehr über seine außergewöhnlichen, inneren Kräfte herausfindet, als ihm lieb ist.


Von daher ist es einigermaßen schade, dass Cohen diese psychologischen Stärken aufgrund von schlicht umgesetzten Schauwerten etwas unterbuttert - dem spannenden Grundtenor des teils unfassbar naiven, aber auch geschickt-hypnotisch mit den Urängsten jonglierenden Films tut das allerdings keinen Abbruch. New-York-Filme haben diese Furcht scheinbar nun mal von Natur aus in sich, allein schon aufgrund der unterwerfenden, klaustrophobisch-grandiosen Architektur.

Cohen zieht daraus ordentlich Kapital und addiert zum omnipräsenten Unterwelt-Anstrich auch noch unerklärliche Übernatürlichkeit hinzu. Die Erklärung mit den Aliens könnte hinsichtlich der manifestierten Paranoia letzten Endes auch nur eine verklärende Einbildung unseres Detektives sein, dafür spricht schon die überzeichnete Ausleuchtung und Verläufe jener Szenarien - das Gefühl der Unsicherheit wird man nun mal nimmer los. Schicke, kleine Haunted-City-Genreperle.




DER BLAUFUCHS - "Kann denn Liebe Sünde sein?", singt Zarah Leander erstmals in dieser leichtfüßigen Rom-Com des international tätigen Ukrainers Viktor Tourjansky, der hiermit nach einer Vorlage des gleichnamigen 1917er-Bühnenstückes von Ferenc Herczeg ein angenehm-frivoles Liebeslustspiel mit pro-aktiven Seitensprung-Avancen aufs Parkett legt - und das anno 1938 im von den Nazis beherrschten Deutschland.

Als reine Unterhaltung gestaltet sich diese unpolitische Flucht ins sonnendurchflutete Ambiente Ungarns, bietet ausgezeichnete Zerstreuung für den unbedarften Zuschauer, auch wenn zu jener Zeit nicht nur hinter den Kulissen des öffentlichen Lebens das nationalsozialistische Grauen geplant und ausgeführt wurde. Die historischen Rahmenbedingungen werden solche Filme nun mal zurecht schwer los - wir wollen es auch hier nicht vergessen, aber dennoch den Film an sich objektiv bewerten und feststellen, ob man den 'BLAUFUCHS', abgesehen von seinen berüchtigten Stars, überhaupt mit dem politisch-ideologischen bzw. propagandistischen Hintergrund jener Jahre des deutschen Filmgeschäfts identifizieren kann.

(Quelle Bilder: cinema.de)

Anfangs begleiten wir Ilona Paulus (Zarah Leander) auf der Heimfahrt vom Gut ihrer Tante nach Budapest, wo sie zwischen der malerischen (leider noch in Schwarz-Weiß gehaltenen) Natur Ungarns dem Dandy-Junggesellen Tibor Vary (Willy Birgel) begegnet, der sie mit einem herzlichen Trick (bei dem er einer örtlichen, liebenswerten Bahnhofsvorsteherfamilie zum fake-öffentlichen Rundfunkauftritt verhilft) doch noch von der Kutsche ihres angetrunkenen und dennoch äußerst fahrtüchtigen Chauffeurs Béla in seinen flotten Mordsschlitten kriegt. Auf dem Weg in die Stadt gibt er sodann vor, eine Autopanne zu haben, um mit ihr ein paar schöne Minuten auf einem Folklore-Fest zu verbringen, wo sie zwischen den Ortsansässigen so innig flirten, dass Ilona wie selbstverständlich mit der dort gespielten Musik zusammen zu singen beginnt ("Von der Puszta will ich träumen, bei Zigeuner Musik...").


Da bahnt sich was Großes, Romantisches an - nach dem Abschied in den Abend stellen wir aber fest, dass sie mit dem begnadeten Wissenschaftler und Meeresbiologen Stephan Paulus (Paul Hörbiger) verheiratet ist, der sich zwar gut um seine Frau kümmert und eine stets vergnügte, kindliche Stimmung an den Tag legt, allerdings in letzter Zeit eher verstärkt Leidenschaft für seine Fische und das Süßwasser empfindet, als für seine Ilona, die sich von ihm in seinem ungeschickten Umgang zurecht vernachlässigt fühlt - immerhin hat er ja auch vergessen, dass heute ihr Hochzeitstag ist.

 
Am nächsten Morgen kommt Tibor dann zu Besuch, schließlich ist Stephan übrigens ja wie der Zufall so will sein bester Freund und berichtet ihm von seiner letzten Eroberung, erschrickt aber zurecht, als er Ilona an seiner Seite erblickt. Mit leicht nervöser, aber gefasster Miene tut er zwar so, als ob er ihr noch nie begegnet wäre, wobei sie aber unserem Tibor durchweg verträumte, neckische Augen macht - Stephan kriegt nichts davon mit, wendet sich stattdessen voller Freude Ilonas Cousine Lisi (Jane Tilden) zu, die sich mit ihren Fisch-Illustrationen und ihrem äußerst charmanten Vorzügen einer jungen Dame als Assistentin seiner Forschungen empfiehlt.

 
Tibor ist die Sache dennoch unangenehm und weist Ilona bei einem Besuch auf seinem Hausboot (am wunderprächtigen Ufer bei Sonnenschein) hin- und hergerissen ab, da er und Stephan nun mal beste Kumpels seien - da spannt man nun mal niemandem die Frau aus, sagt der weltgewandte Schürzenjäger. Doch in ihr brennt die Leidenschaft, möchte ihn rasend und eifersüchtig machen, weshalb sie bei seinem ebenso Casanova-artigen Tenor Trill (Karl Schönböck) vorstellig wird, mit dem sie auch nur halbherzig flirtet - der aber auch feststellt, dass ihre Stimme ein großes Talent beherbergt.

 
Ihrem Mann hingegen scheint es egal zu sein, wo sich seine Frau herumtreibt - als Ehemann brauche man sich ja innerhalb der festen Regeln einer Ehe eh keine Sorgen machen, denkt sich das praktikable Genie. Schlecht geht es ihm ja ohnehin nicht, macht er doch im euphorischen Taumel neue Entdeckungen in der Fischwelt, mit Lisi an seiner Seite, die ihm in Sachen Intellekt, Forschungsdrang und -freude durchaus gewachsen ist. Umso weniger kann er dann verstehen, warum sich Ilona letzten Endes doch noch vor ihm ausheult, weil sie die Ehe am Boden sieht - den Versuch zum versöhnlichen Trost unternimmt er dennoch, da zeigt der Film zwar Verständnis für ihr Verlangen nach Liebe, macht aus dem Mann aber auch weder den Bösen noch eine Witzfigur (selbst wenn er ein Flummi-artiges, doch sympathisches Gemüt besitzt).

 
Schließlich werden alle Parteien nochmals auf Tibors Hausboot eingeladen, wo es trotz angenehm-vergnügter Stimmung (Ilona schmeißt sich abseits des Blickfelds ihres Mannes ständig an Tibor heran - wie in einem Billian-Schlagerfilm -, der augenscheinlich mit dem Gewissen und seiner Libido hadert, während der werte Herr Gatte mit Lisi angeln geht) allmählich zur offenbarenden Konfrontation kommt. Ilona gibt Stephan zu, dass sie ihn betrogen hat - und zwar mit dem ebenfalls anwesenden Trill, wirft ihm Tibor aus Eifersucht vor, auch wenn zwischen den Beiden tatsächlich nichts vorgefallen ist. Trill wird des Hausbootes verwiesen und auch Ilona verabschiedet sich mit dem Entschluss, Karriere als Sängerin zu machen. Da sitzen die beiden Freunde Stephan und Tibor nun leicht verdutzt da, wobei der gehörnte Ehemann seinem Busenkumpel die Schuld für diesen Eklat gibt, weil er ja offensichtlich in Ilona verliebt sei - damit drückt er insgeheim Verständnis für seinen Spießgesellen aus, gibt quasi sogar seinen Segen für die Einigung, solange sie nicht halbnackend auf der Bühne landet, seines Rufes wegen.

 
Aber die Sorgen sind schnell verflossen, schließlich etabliert sich Lisi beim jüngst zum Professor ernannten Herrn Paulus zur engagierten, lebenslustigen und zärtlichen Hausfrau, während Ilona ein famos bezahlter Gesangsstar auf ungarischen Bühnen wird, den oben erwähnten Evergreen von der Toleranz für die freimütige Herzenslust (oder auch in diesem Fall geduldete Untreue) zum Besten gibt und doch noch mit ihrem nach Rom reisenden Tibor zusammenkommt - welcher ihr mithilfe eines tollen Loopings den Kopf verdreht und um ihre Hand anhält. Putzig.

 
Insgesamt erweist sich 'DER BLAUFUCHS' (= das Hochzeitstag-Geschenk, das Ilona von ihrem Mann erwartete) als sehnsuchtsvolle Screwball-Posse auf der Suche nach der wahren Liebe inmitten eines vollends harmlosen, malerischen Settings, die zwar ihr Handlungskonstrukt nicht gerade mit einer dramatisch-eindringlichen Fallhöhe versieht, stattdessen aber wohlweislich mit einer romantischen Kurzweiligkeit ausstattet, die dem turbulenten, geschickt-Geheimnis-umwitternden Liebesreigen sympathisch entspricht und zudem mit beherzten Pointen der ulkigen Unwissenheit und Amore-Verwirrungen unterlegt. Hält da noch der Bezug zum nationalsozialistischem Ursprungsland des Films bestand? Rassistische oder propagandistische Modelle lassen sich jedenfalls nicht ausmachen, dafür erscheint u.a. die gesamte, dargestellte Kultur Ungarns als äußerst liebenswert und offenherzig (kann man also stattdessen von einem Film sprechen, der das Reiseziel Ungarn propagiert?).

Einerseits kann man noch durchaus argumentieren, dass das Happy-End mit Ehe wieder mal zum Konservativen hinführt und unseren umtriebigen Junggesellen Tibor damit erst zum 'erfüllten Mann' macht. Anderseits wird sein Weg dorthin, mit der aufreizenden Romanzen-Entwicklung zwischen ihm und der nach-Leben-und-Liebe-greifenden Ilona so verträumt und süß vermittelt, dass man ihm das gemeinsame Glück mit ihr ja durchaus wünscht (die bezaubernde Ilona darf meinetwegen sowieso alles), selbst wenn sie dafür ihren eigentlichen, stets frohsinnigen Ehemann betrügt und verlässt, welcher zwar trotz seiner unbeholfenen Vernachlässigungen nicht unbedingt von ihr lassen will und objektiv gesehen ein treuer Freund ist (er meint auch selbst noch voller Unschuld: "Ich bin ja sowas wie dein Mann."), seine wahre Erfüllung aber auch allmählich mit Lisi findet, die ebenso viel Enthusiasmus für seinen Fokus auf Fischforschungen besitzt.

Letztendlich kriegt jeder das, was er will und als Zuschauer kann man sich auch nicht über diese reizvolle, interkulturelle Welt beklagen, in der jeder seinem Herzen folgen und dafür auch über die Grenzen einer Ehe hinwegarbeiten kann - alles lässt sich verzeihen und wird geduldet. Eine äußerst belebende Ausnahme aus einer Zeit, in der solche humanistischen Werte gnadenlos unterdrückt wurden - hier wird der Schönheit der ungarischen Kultur die Ehre erwiesen, zudem lässt der Film mit vergnüglichem Witz stets das Herz entscheiden, bei jedermann. Ein wahrlich drolliger und auch heute noch äußerst modern-gesinnter Eskapismus-Schwank voller liberaler Glücksgefühle - da frage ich mich doch: wie hat es Tourjansky bei so einem Film trotzdem in Nazi-Deutschland nur ausgehalten (wo sein 'BLAUFUCHS' beim Publikum auch noch durchfiel)? Ganz einfach: er drehte auch richtige Propaganda-Streifen, allen voran der noch immer als Vorbehaltsfilm geltende 'FEINDE' (1940).

So kann man sich mit dem Regime natürlich auch engagieren - nach dem Krieg war er aber noch immer ein gefragter Inszenator, nicht nur in der BRD, auch meist im Ausland. Was steckt also hinter dieser illustren Lebenslinie? Opportunismus? Die schlichte Lust am Filmemachen? Sein Fokus auf Unterhaltungskunst? Da gilt es für mich, weiter nachzuforschen - fest steht aber erstmal, dass mir sein 'BLAUFUCHS' sehr gefiel. Wie letzte Woche mit 'HEIMAT' kann ich wieder nur (neben der ebenfalls gehobenen Schauspielfreude der Leander) feststellen: das Regime hinter der Verfilmung jener Vorlagen kann man durchaus hinterfragen und am Film reflektieren - die Vorlagen scheinen an sich aber essenziell gleich zu bleiben, erst recht in ihrer ursprünglichen Ideologie. Ganz schön verrückt, aber auch recht vorteilhaft für die daraus entstandenen Filmwerke.




NON-STOP - Schöne Leistung! Mal wieder ein stilvoll-geradliniger Genrefilm, der zwar seiner Klischees und Erzählmuster offenbar bewusst ist, sich aber nicht über sie lustig macht, stattdessen als wirk- & unterhaltsame Verbindungsmittel zum Publikum anerkennt. Die Grundstruktur ist dabei altbewährt und grüßt uns schon von Anfang an mit stichhaltigen Ingredienzen, welche ohne Schnörkel Situation und Charaktere aufdecken - ganz ohne Bullshit und Ironie, dafür sorgt schon der stets Drei-Tage-Bart-Melancholie-ausstrahlende Brocken aus Irland, Liam Neeson, welcher seine altbewährte Sympathie & Ambition natürlich nicht verschenkt und auch dieser Rolle des Air Marshalls Bill Marks das nötige, pointierte Gewicht verleiht.


Seine Stärke zieht sich der Film daher durchaus aus der dem Genre angemessenen, natürlich-involvierenden Glaubwürdigkeit seines Protagonisten (welche er sich im Verlauf bei den Passagieren durch eine passionierte Rede verdient), vielmehr aber noch aus seinem konzentrierten Setting und den daraus resultierenden Handlungsentwicklungen, die auf derartig kleinem, klaustrophobischem Boden entstehen - ein launiges Whodunit gängigster Natur, dass sich zwar weniger in atemloser Spannung (denn als erfahrener Zuschauer hat man schnell eine Ahnung, wozu genau das alles hinführen wird), aber dafür in einfallsreichen, teils gut-doofen, aber auch nicht allzu überladenen Spaß äußert. Selbst das Texting-Gimmick wirkt längst nicht so platt wie im Trailer - im Gegenteil, es harmoniert sogar wunderbar mit der audiovisuellen Gestaltung.

 
Ohnehin macht diese einen grundsätzlich ordentlichen Eindruck, der weder vor stets plausiblen Plansequenzen, Unschärfe-Spielereien (= alkoholisierter Zustand) noch Handkamera-Einsätzen zurückschreckt (gerade in den hektisch-fiebrigen Actionszenarien in derartiger Enge recht eindringlich-gelöst), auch musikalisch ausschließlich unterstützende Töne ansetzt - da hängt folgerichtig kein überflüssiges Fett am Film dran, bleibt stets NON-STOP und Regisseur Serra hält sich auch streng dran, bis zum Schluss in der Luft zu bleiben, trotz Kontakt zur Aussenwelt, der erst zum Ende vermenschlicht dargestellt wird: alles eine klare Ansage zur Handlungs-relevanten Verdichtung. Für eine FSK-12-Freigabe ist er in dieser Reduktion dennoch immer verkraftbar-angenehm ruppig und glänzt ebenso mit entsprechend gezielt gesetzten Überraschungen und Umkehrungen von gängigen Stereotypen. Soviel darf in dem Rahmen ja auch möglich sein.

 
Nichtsdestotrotz erscheint die letztendliche Auflösung recht beliebig, wenn auch verzeihbar-'glaubwürdig' (soviel sei gesagt: mit den Urängsten nach 9/11 beschäftigt sich verständlicherweise auch dieser Flugzeugthriller) und liefert ein schnörkellos-befreiendes, ersehntes Ende. Dank Buch & Regie verläuft dahingehend alles sauber und souverän, in deren solider Konsequenz sogar geradezu erfrischend. Und wie oft erlebt man es gerade im kontemporären Genre-Kino noch, dass recht natürlich mit allmählich Emotionalität-aufbauenden Etablierungen & Pay-Offs zur seelischen Charakterentwicklung gearbeitet wird? Soweit ich das beurteilen kann: leider nicht oft genug - aber immer wieder schön, wenn eine derartige Genreleistung jene eigenen Werte markant & homogen einarbeiten und erfüllen kann.




DIE SICH IN FETZEN SCHIESSEN - (GESICHTET IM METROPOLIS KINO HAMBURG IM RAHMEN DES 'BIZARRE CINEMAS')

Erstmals konnte ich einen waschechten Italowestern auf der Leinwand erleben - dem Genre bin ich zwar schon länger verbunden, war aber leider nie an einer Sichtung im großen, dunklen Lichtspielhaus beteiligt (höchstens bei einigen Trailern, die einst im BUIO OMEGA liefen). Diesen Sonntag änderte sich dies und natürlich war es nicht nur aufgrund des Stellenwerts einer 'Entjungferung' eine besondere Erfahrung.

Dieses geradezu archaische Werk aus dem Jahre 1967 von Tanio Boccia, das mir in herrlich verrauschtem, staubigen 35mm ins Blickfeld sprang, scheint nämlich ein gewisser 'Übergangsfilm' zu sein. Das heißt, dass sein klassisches Dekor und seine an Fasching-erinnernden, kaum verlebten Monofarben-Klamotten (siehe Daniela Igliozzi mit feschem Lederhut, grünem Hemd und drolliger Lederhose) zwar noch immer eine gewisse, naive Räuberpistolen-Mentalität inkl. Schlagerballade als Titelsong ausstrahlen (basierend auf der Anbiederung an den altbewährten US-Western), jedoch allmählich von dem apokalyptischen Zynismus eingenommen werden, der fortan die Grundrichtung für das Genre des italienischen Western bestimmte.


Schon von Anfang an befremdet da einen die einvernehmende Umgebung, die wohlgemerkt gängige Genre-Stationen anfährt (u.a. eine Kleinstadt, in welcher der Oberbandit Braddock aufgehängt werden soll), aber keinerlei pathetische Zelebration erfährt, dafür verharrt Boccia teils überaus statisch in seinen kargen Kulissen. Statt einer malerischen Wüste gibt es nämlich moddrig-kotzgrüne Felder zu bereiten, im Himmel lagern sich dichte Wolkengebilde zusammen, die nur widerstrebend das eskapistische Blau eines Unterhaltungsfilms freigeben. Bezeichnenderweise steigt unser Outlaw-Quartett (bestehend aus drei schroffen Kerlen und einer heißen Mieze) sodann in verlassenen Gegenden, nach dem Überfall auf eine Kutsche mit einer hochdotierten Geldkassette auch noch in einer genuinen Geisterstadt ab.


Dass die Macht der Moneten und des Goldes unsere fiesen, gebräunten Recken instinktiv gegeneinander aufhetzt, ist da nur selbstverständlich - Skrupel kennt eh keiner, haben sie doch schon einen ihrer verletzten Kollegen zum Verrecken in der Wüste liegen lassen. Forciert wird die angespannte Lage zudem von dem Spinnweben-verhangenen Ambiente: ein alter Saloon mit stimmungsvoll-räudiger Gruselmär-Beleuchtung und ebenbürtiger, unheilvoller Musikuntermalung - da wird das Böse und Geheimnisvolle recht dringlich heraufbeschwört, selbst in der Erotik der Figur Igliozzis, Shellley, die sich genüsslich an die brutalsten Kerle anschmiegt und sich ebenso von deren Sadismus begeistern lässt.


Es scheint jedenfalls des Nächtens dort zu spuken, eine alte Dame schleicht umher und beobachtet die intriganten Hinterfotzigkeiten des Teams, wobei deren Anführer Braddock unbemerkt das Geld in einer Hütte versteckt und seinen wild kichernden Kumpanen Langlan zusammenschlägt, als 'wie von Geisterhand' fast der gesamte Saloon verbrennt - hier schenkt sich keiner was. In einem Gegenschnitt begegnen wir sodann einem einsamen Reiter, der fast verdurstet inmitten der nun prall-dröhnenden Wüste einer Dame hilft, deren Kutsche einen Unfall hatte - er gibt ihrem verletzten Pferd leicht wehmütig den Gnadenschuss und reitet mit ihr davon.


Nun passiert etwas, was ich bisher noch in keinem Kino erlebt hatte: urplötzlich ist jener Reiter mit der alten Dame von vorhin im Saloon unterwegs, beide beraten sich über einen Plan, wie man die Ganoven austricksen könnte und erwarten deren Rückkehr mit seiner Beifahrerin - mir dämmert es langsam: der Vorführer hat die Rollen vertauscht. Nun erleben wir kurzerhand bereits den infernalischen Showdown, der unsere gezwungenermaßen nur mäßig etablierten, offenbar rechtschaffenen Gegenspieler gegen die Gauner antreten lässt. Und sogar der einst als verreckt gegoltene Kollege kommt zurück und rächt sich mit genüsslichem Sadismus an Braddock, dem er in quälender Reihenfolge nacheinander mehrere Kugeln reinpustet.


Doch in der Gier nach dem Schatz knallen sich schlussendlich alle gegenseitig über den Haufen, bis der verrückt gewordene Langlan nun das Feuer über die gesamte Stadt ausbreitet. Lediglich unser einsamer Reiter und seine Begleitung können entkommen und so setzt der Film zum befreienden, objektiv-nihilistischen und doch moralischen Schlussmoment an, bei dem alle zusammen mit dem Geld im Fegefeuer verbrennen. Nach dieser ultimativen Action folgt dann aber geradezu revisionistisch-erklärend (ähnlich der Struktur eines frühen Tarantinos), allerdings ebenso höchst-unabsichtlich die Wiederauferstehung aller Charaktere in der nun folgenden, eigentlich zuvorkommenden Rolle, die jene 'guten' Figuren jetzt explizit erneut in den Schlund des Bösen wirft. Hierbei erfahren wir natürlich mehr von den nötigen Charaktereigenschaften der Gequälten und natürlich den Weg zum Konflikt mit den Ganoven, der sich letztendlich in dem bereits gesehenen Showdown entladen wird.


Allerdings endet die Sichtung des Films damit auf einer besonders trostlosen, brutalen Note, beherbergt diese Rolle doch die wohl sadistischste Szene des Films, in der zunächst Langlan den Fremden erbarmungslos schindet und mit seinem Munitionsgürtel in den Boden stampft, immer wieder auf ihn eintritt und den Staub fressen lässt, bis dieser sein Pferd herbeipfeifen kann, welches Langlan mit den Hufen die Hände zerquetscht. Nun ist der Fremde an der Reihe, seinen Peiniger zu quälen und setzt diese Rache auch dementsprechend gnadenlos um. Daraufhin will er davonreiten, doch die alte Dame lädt ihn schließlich mit den überzeugenden Argumenten des Schatzes zum Bleiben ein. Der höllische Kreislauf geht also von vorne los, unsere Charaktere geraten im Hirn des Zuschauers erneut in den gewaltsamen, ausweglosen Strudel der Zerstörung, während sich der Vorhang schließt - gefangen im Inferno, da wird sogar die Bibel weggeschmissen!


So sehr dieser Umstand die gewollte Spannung des Films gewissermaßen entwertet, so viel wirksamer erscheint seine innewohnende, sadistische Grausamkeit in diesem unaufgelösten Schluss, der nochmals verstärkt die düstere Trostlosigkeit seiner Western-Welt hervorhebt und mindestens genauso haltlos prophezeit, wohin das italienische Kino in Zukunft hinsteuern wird. Immerhin gabs ja schon 1970 ein offenbar weit dreckigeres, psychedelischeres und fieseres Remake dieses Films namens 'WILLKOMMEN IN DER HÖLLE' - ein wahrhaftig passender Titel, wo man doch bereits hier einen flüchtigen, zerreißenden und verbrennenden Blick in jenes Teufelsloch erhaschen kann.  




WENN ER IN DIE HÖLLE WILL, LASS IHN GEHEN - Frankenheimer goes Nippon! Aufgrund einer Familienfehde entbrennt in den 2 Lagern des Yoshida-Clans ein erbittertes, blutiges Ringen um ein besonderes Schwert. Aus diesem Grund lässt die anständigere Fraktion jenen schlitzenden Schatz vom rotzigen Ghetto-Boxer Rick (Scott Glenn) aus den Staaten in die Heimat überführen, wo dieser sich als dürrer, langer Gaijin, der optisch Joey Ramone nachempfunden ist, zwischen ignoranter Großmäuligkeit und ehrfurchtsamer Hilflosigkeit bewegt, je nachdem wie ihm die aufgezeigten Varianten bekannter japanischer Werte wie Ehre, Trauer, innere Wut und Rache gegenübertreten - einerseits bei den Bösen, die sich als monopolistisch-erbarmungslose Dekadenz-Tycoons aufführen und andererseits bei den Guten, die sich hauptsächlich in traditioneller Kampfkunst und Inneneinrichtung ausdrücken. So wie sich ein nicht-japanischer Durchschnitts-Kinogänger jener Zeit Japan nun mal vorstellt, bezeichnenderweise mit dem Aushängeschild Toshirô Mifune als global-bekanntestes Gesicht zur Erkennung des Settings, bereits vom Vorspann an.


Da probiert sich der Film zwar ausgiebig in der Darstellung, jedoch nur bedingt in der verständnisvollen Annäherung an die japanische Kultur (ähnlich dem letztjährigen WOLVERINE), die hier in einer expliziten Dringlichkeit und Binsenweisheit das Exotische klischeehaft lanciert, inkl. ungewohnten Nachtclub-Regeln, reißerisch aufgezoomter, kulturell-bedingt selbstverständlicher Tierquälereien (u.a. am lebendigen Hummer) und ungewohnten Tischmanieren - die cineastische Entsprechung einer Empörung über Essstäbchen bzw. eine Art Tour Guide für Dummies mit austauschbarem Jerry-Goldsmith-Score zur Überbrückung. Ganz zu schweigen von der nicht allzu ungewohnten Grundidee des Films, einen US-gerechten, simplifizierten Actionthriller-Faktor an diese Kulisse zu versetzen und unseren amerikanischen, planlosen Protagonisten mit omnipräsenter Feindseligkeit sowie fiesen Messersticheleien zu traktieren, die heutzutage nur noch von THE YELLOW SEA überboten werden.


Dabei kommt es aber auch wieder darauf an, wie sehr man sich mit dem unwissenden Charakter Ricks identifiziert, der sich teilweise so kindisch-überheblich und verwundert-angepisst in seinem bemüht-lockeren Nihilismus und seiner honkigen Kulturunkenntnis gibt, dass er anscheinend eher ein entlarvendes Spiegelbild seiner damaligen, Action-fixierten Zielgruppe abgegeben hätte - daher genug Distanz zwischen Zuschauer und dem Weltbild Ricks schafft. Ohnehin lacht man sich ja gut einen weg, sobald Rick nach all dem arrogant-respektlosen Gelabere über die japanische Gastronomie erstmal kotzen gehen muss und erst recht im Kampf seine Unterlegenheit beweist. Letztendlich läuft das alles natürlich auf eine wiedergutmachende Charakterentwicklung hinaus, bei der er sich aufrappelt, Kultur & Kampfkunst zu verstehen beginnt sowie für einzelne neue 'Familienmitglieder' Sympathie & Liebe empfindet, um die Antagonisten Genre-mäßig rächend zu vermöbeln (ein rassiges Mädel ist auch noch im Preis mitinbegriffen). Und siehe da, die lieben Leute lernen von ihm auch gehaltvolle Werte, wie z.B. Geduld und auch ein bisschen Antiautorität zwischendurch - im Grunde aber hauptsächlich der Gebrauch von Schusswaffen, wobei die japanische Methode natürlich weit kunstvoller erscheint. Beide Kräfte zusammenarbeitend zu sehen, ist aber ohnehin schon die Mühe wert.


Der Film ist daher nur ein kleiner, verklemmt-naiver, aber auch im Angesicht der Entstehungsumstände relativ-progressiver Ausdruck der Völkerverständigung - den wahrscheinlich beide Seiten, knapp 4 Jahrzehnte nach Hiroshima, noch dringend nötig hatten, selbst in Form von glattgebügelt-souveräner Genre-Kost und knallharten, weit hergeholten Aufnahmeprüfungen im Verlauf der Handlung. Aber nun gut, nicht umsonst heißt der Film im Original ja schlicht 'THE CHALLENGE' - so stellt sich nun mal jeder nötige Kulturen-Zusammenschluss anfangs dar, allein hierzulande kommen wir ja nie über 2 Runden hinaus. Aber auch hier gilt, wie schon für Rick: wenigstens versuchen sie es. "Das Schlimmste ist, dass ich genauso verrückt bin wie ihr!". Fazit: ein launiges, treffend Schauwerte-bedienendes Auswärtsspiel, das im klassisch-konservativen Stil gleichzeitig (Tourismus-)Urängste vor dem Fremdartigen bestätigt, aber auch unterhaltsam und angemessen-versöhnlich aufsaugt - ein mörderisch-bleihaltiger Japan-Urlaub mit Kinderbuch-artiger, niedlich-trivialer Aufklärungsfunktion und herrlich-doofem, exploitativem Splatter-Gestus. Ganz getreu dem Motto: Gemeinsam 'stark'!




EIN GEWISSER HERR GRAN - Pures, inoffensives Eskapismus-Kino und ein Vorreiter des typischen, europäischen Agenten-Abenteuerfilms. Hans Albers versetzt es als Titelfigur Herr Gran auf seiner behutsamen Hatz nach brisanten Plänen nicht nur (ca. 10 Jahre vor MÜNCHHAUSEN) an die Traumstadt an der Adria Venedig, sondern auch nach Rom - Kulissen, in die man sich als Zuschauer dankbar und gemütlich hineinlehnt. Genre-Schauwerte wie Ballereien und Erotik halten sich eher bedeckt und weichen einem leichtfüßig-neckischen Humor im unbedarften Austricksen dekadenter Gangster - allzu passend zum sommerlichen, entspannten Ambiente, das die Mission eher als herrlichen Urlaub gestaltet.


Von daher begibt man sich bei all der guten Laune als gewitzt-schnoddriger Agent von Welt weniger in bleihaltige Gefahr, eher flirtet man mit zauberhaften, teils reizend-verruchten Damen jenseits von Gut (Karin Hardt) und Böse (Olga Tschechowa) herum, die man aufgrund ihrer Weltoffenheit letztendlich weit mehr überzeugen muss, als die groben Kerle, die man verfolgt und welche sich allgemein recht schlicht foppen lassen. Und selbst wenn jene Villains hinter der wahren Identität des investigativen Hochstaplers kommen, laden sie ihn zunächst mal in die lang ausgespielte Oper ein und wundern sich im Nachhinein, wie er zwischendurch entkommen konnte - tja, wohl zulange aufs Tanz-Ensemble geglotzt, kann man als Zuschauer aber auch nachvollziehen.


Anhand von reichlich 'kriminellem' Overacting und archaischer, doch kurzweiliger Inszenierung kann man hier durchaus von gefälligen, aber auch hoffnungslos simplen Trivialfutter sprechen. Spannung mag sich dahingehend nie aufbauen und auch die künstlerische Inspiration bleibt hier im Wirken des Regisseurs Gerhard Lamprecht mithilfe freimütig-ambitionsloser Souveränität eher untergeordnet und anderen Künstlern jener Zeit vorbehalten. Dennoch beweist er in der lockeren Führung seiner leidenschaftlichen Charakterdarsteller spaßiges Talent und schraubt zumindest im Finale die konventionelle Action-Schraube nochmal ordentlich an (inkl. irrem Wirework!), natürlich stilecht mit markig-sarkastischem Wortschatz von Sympathie-Schnauze Albers.


'Auf sie können wir uns immer verlassen!', heißt es dann auch glückwünschend nach erwartungsgemäß erfolgreich erfüllter Mission zum selbstverständlichen Happy-End mit dem feschen, unschuldigen Girl an der Seite, auf der eigenen Yacht. Da erfreut sich der Albers an Sonnenstrahlen, Wellen sowie anschließender Schmuserei und gibt verschmitzt-prahlerisch zum Besten: 'Das soll mir mal einer nachmachen!'. Fleming, übernehmen Sie!




ABFLUG BERMUDAS - Ein wahrlich wirres Produkt seiner Zeit stellt dieser Film von Alan Vydra dar, der uns im Auftrag vom Beate-Uhse-Filmverleih einen erotischen Thriller präsentieren will. Von der packenden Spannung des Thriller-Genres ist jener 'ABFLUG' zwar weit entfernt, die Erotik erblüht dagegen in voller Montur, gestaltet sich sogar schlicht pornographisch. Nun stellt man sich dabei ja einen derartigen Genre-Mix recht reißerisch vor, womöglich mit funkiger 70's Musikuntermalung, blutigen Shootouts und anderen Bahnhofskino-Ingredienzen, verbunden mit einem ebenso exploitativen Porno-Chic - das Gegenteil ist hier der Fall.

 
Vydra erzählt seine Hamburger Milieustudie anhand einer allzu losen Rahmenhandlung, die gedämpft und unaufgeregt die Bestrebungen des vom Waisenkind zum Kleinganoven aufgestiegenen Mario Broda (Peter Nowotny) verfolgt, ein normales Leben jenseits der Unterwelt mit der Liebsten an seiner Seite (in der er tatsächlich einen Mutterersatz hofft) aufzubauen, die aber bereits seinem gehemmt-perversen, doch knallharten Chef versprochen ist. Der hier in allen Hauptfunktionen tätige Autorenfilmer Vydra hüllt seine Kulissen in natürliches Licht und konventionell-starren Kameraeinstellungen, verschreibt sich keinem wertenden Stil und grenzt seine Darsteller in Understatement ein, während das Ambiente oberflächlichen Realismus ausdrückt, aber auch wiederum mit wahllos-exotischen und gleichfalls biederen Dekors eingedeckt wird.


Alles, um eine ziellose Trübseligkeit aufkommen zu lassen, die in ihrer melancholischen Konsequenz an die nüchternen Sozialdramen eines Fassbinders erinnert. Da wird die Skyline von Hamburg genauso musikfrei-karg abgeschwenkt, wie das Publikum im Nachtclub 'Pulverfass', welches minutenlang dem dokumentarisch-wirkenden Stand-Up-Programm & Soul-Gesang von Transvestiten lauscht. Lediglich das Musikstück 'Nostalgie' von Francis Goya lässt Mario des Öfteren in seine Seele fahren und imprägniert damit auch den Grundtenor des Films. Das Konstrukt des Streifens sucht zudem immer wieder wehmütige Ausflüchte in triviale Fickereien, die allzu lose bis überhaupt nicht mit dem Hauptplot verbunden sind:


Da hätten wir einige Episoden mit dem Sexfilm-Darsteller Sepp Gneissl, der in seiner Bude einige wildfremde Frauen zum Sex klar macht. In jenen Szenen sucht der sich ergänzende Körperkult zwar anhand von intensiver Sprachlosigkeit eine Art Zärtlichkeit oder sogar Liebe, endet aber stets in der Untertänigkeit der Frauen, die sich mehr oder weniger gerne den Saft von oben auf die Haut spritzen lassen, auf dass es sogar unheilvoll aus den Off-Screen-Wolken donnert. Selbiges gilt auch für den schweigsamen Kollegen Marios, genannt der Korse, welcher als dürrer, dauergeile, aber stumme Glatzkopf aus irgendeinem Grund Mädchen in einer verlassenen Fabrik gefangen hält und sich von ihnen blasen lässt; wiederum beim Anblick einer sich selbst fingernden Frau lediglich nackt über ihr stehen bleibt und ungestüm sein Sperma auf sie entlädt.


Doch Regisseur Vydra überlässt auch anderen Seiten des Geschlechts die unterwerfende Übermacht: so zeigt er nicht nur irgendein Ehepaar, bei dem die Frau mit Domina-Gestus nach Befriedigung verlangt, sondern auch eine Transsexuelle, die einen ahnungslosen Kerl zum Rektalverkehr verführt und schließlich ebenso über ihm abspritzt. Bei letztgenannten, für die damalige Zeit wohl noch recht bizarren Bildern, setzt Vydra ausnahmsweise einen Score ein, der an 'UHRWERK ORANGE' erinnert, wie auch beschwörende Zeitlupen. Recht befremdliche Abschnitte in einem Film, der allzu gerne von den Pfaden seiner Handlung abdriftet, um der Perspektivenlosigkeit seines vermeintlichen Protagonisten zu entsprechen.

 
Egal, ob der Film die Erwartungen eines 'erotischen Thrillers' erfüllt: der Überfluss an wahllosen, verlängerten Sex-Szenarien scheint auf keinen roten Pfaden hinauszulaufen, stellt lediglich unterschiedliche Auffassungen von zeitgenössischer Erotik dar, die jedoch dank der natürlich-umgesetzten Langeweile & Sinnlosigkeit dem Hauptthema der harten Tristesse entsprechen und in ihrer Konzentration von sexuellen Unterdrückungsmechanismen den Missbrauch bzw. Überfluss an Macht ausdrücken, welche die kriminellen Auswüchse der Haupthandlung reflektieren - trotz sonniger Aussichten zwischen Alster, Jungfernstieg und Landhäusern.


Bezeichnenderweise kann Mario seiner Sehnsucht nach Glück nur abseits von der Hellhörigkeit seines Bosses, in verdunkelten Kneipen-Ecken und Tiefparkgaragen, frönen. Er setzt dabei zum Tanz mit seiner Geliebten an und kann als Untermalung für diese zwangsumnachtete Romanze wieder nur die 'Nostalgie' auspacken. Es wundert schließlich kaum, dass seine Fluchtfantasien nicht in die Realität umgesetzt werden können, wird er doch letzten Endes von seiner heißen Liebe an die Polizei verraten, auch wenn sie dabei stets an der Leine des Bosses gehalten wird.

 
Ein im Grunde trauriger Schlusspunkt, der durch die freie Struktur des Films, mit seinem selbstzweckhaften Fokus aufs Pornographische, allerdings ein gutes Stück entkräftet wird, da wir jene Entwicklung dorthin nur bruchstückhaft erlebt haben. Als ernüchternde und doch explizit-sinnliche Bestandsaufnahme blind-sehnsüchtiger Körperlichkeit & Zuneigung im modernen Machtspiel der Erotik & Liebe steht der Film dennoch als auffallend-gegensätzliche Ausnahmeerscheinung im plakativen, deutschen Porno-Genre.




WENN DIE PRALLEN MÖPSE HÜPFEN - Unter diesem illustren Titel verbirgt sich eine weitere episodenhafte Wolf C. Hartwig-Produktion, wie sie zu jener Zeit zuhauf von Ernst Hofbauer umgesetzt wurde. Auch wenn der Lustreigen keinem speziellen Thema (wie etwa der Funktion eines aufklärerischen 'Schulmädchenreports') untergeordnet ist, verfolgt er nicht nur die selben Erzählmuster, sondern pendelt sich zudem zwischen (frei-erfundenen) Erfahrungsberichten junger, beeinflussbarer Mädels ein, verquickt diese aber auch mit sketch-artigen Schwänken, die sich vor allem einen hämischen Jux aus der Untreue machen - allerdings in beiden Varianten ohne halbgar-pädagogische Absicht, dafür schon mal ein Pluspunkt.

Im Grunde läuft der ganze Spaß nämlich prozentual gesehen auf ein frivoles Feiern der Körperlichkeit hinaus - das fängt schon mit der Rahmenhandlung an, in welcher sich ein junges Pärchen im turbulenten, kleinbürgerlichen Slapstick-Treppenhaus zwischen den Arztpraxen C. von Ficker und V. Stoss zum jugendlich-unbedarften Bumsgelage trifft und sich darauf mit stets an-die-schönste-Nebensache-der-Welt-anspielenden Dialogen anheizt. Der Herr der Schöpfung aber geht nicht sofort zur Sache, erinnert sich stattdessen an einige wahllose Sex-Stories, die er sodann als mehr oder weniger ulkige Grundsubstanz des Films zum Besten gibt.

 
Die erste Episode stellt sich da noch als die denkwürdigste dar - und zwar geht es um eine jungfräuliche Ulrike Butz, die sich in der örtlichen Disse sofort von einem schnurrbärtigen Schnellficker bereits auf der Tanzbühne ausziehen lässt und diesen nach Hause einlädt. Ihre Wohnung entspricht dabei ganz den Vorstellungen eines unschuldigen, modernen Mädels, das an der Schwelle zum Erwachsensein steht: an der Wand hängen Poster von BRAVO-Idolen wie ELVIS, auf dem Bett liegt noch der Teddy, die Tapeten sind knallbunt und die Möbel so poppig wie im Puppenhaus - wohlgemerkt in einer viel zu großen Wohnung, die wir hauptsächlich als Schlafzimmer erleben, mit einer simpel-provinziellen Küche im Hintergrund.

 
Doch nun hofft sie hier von ihrem gewünschten Eindringling, dass er ihr die Liebe beibringt, von der ihre Freundinnen immer erzählen. Stattdessen entpuppt sich der Herr, der ihr die Unschuld raubt, als triebbefriedigender Grobian und versaut damit auf einige Zeit ihre sexuelle Integrität. So beschwört sie uns im ehrlichen Voiceover, dass sie überall nur nackte, glückliche Menschen sieht, selber aber keine Erfüllung findet, weder beim Masturbieren zu erotischen Romanen, noch zum Fremden-Anbumsen im dunklen Kinosaal. Schließlich kommt sie aber eine alte, sexuell-selbstbewusste Schulfreundin (Puppa Armbruster) besuchen und erlebt kichernd unter der Bettdecke die zärtlichen Vorzüge der lesbischen Leidenschaft. Danach trifft sie aber nochmals einen anständigen jungen Kerl und kann wieder ganz vergnügt lieben - ein naives, aber gefälliges Ende.


Die nächsten Episoden gestalten sich da etwas anders, wenn auch noch immer mit einem Fokus auf junge Liebe und Bock auf Sex: erstmal gibts ein oberbayerisches Klamauk-Lustspiel, bei dem die Heirat zwischen einem Bauernmadel (Jane Iwanoff) und dem Sohn eines Reichen dadurch forciert wird, dass man dessen Vater aufgrund seiner zahlreichen (in dusseligen Stellungen ausgeführten) Weibergeschichten erpresst. Daraufhin folgt wieder eine etwas ernsthaftere Episode, in welcher sich eine junge Frau (Heidi Kappler) von ihrem Kunstprofessor (Günther Kieslich aus dem 'SCHULMÄDCHEN-PORNO') verführen lässt, von dessen in Aquafarben eingeschmierten Gangbangs aber abgeschreckt ist und stattdessen seinen Sohn heiratet, wobei sie vorerst weiterhin von ihrem Ex-Lover bedrängt wird, aber schnell den gefestigten Entschluss zur Liebe mit dem Sohnemann über die Avancen stellt: Problem gelöst.


In der vierten Episode folgen wir ganz kurz den urigen Bemühungen des frustrierten Pizzabäckers Ennio (inkl. plötzlich auftauchendem Report-Sprecher-Voiceover), natürlich verkörpert von Rinaldo Talamonti, endlich mal seine Freundin zu entjungfern, die ihm alles erlaubt, nur nicht das 'Reinstecken'. Durch einen gepflegten Bumms mit der Parkhausmauer aufgrund der kaputten Bremse des Autowagens, in dem beide ihrem Dry Humping frönen, gelangt die Wurst doch noch ins Brötchen (ohnehin lutscht sie in diesem Short fortwährend sinnbildlich an gebratenen Würstchen, mit denen Ennio am liebsten tauschen würde) und so gibts für beide schließlich keine Grenzen mehr. Schlussendlich gibts in der fünften Episode eine weitere Sketch-Einlage um zwei Geschäftspartner, die jeweils insgeheim im eigenen Büro die Alte des Anderen und auch eine Klientin (welche damit in Naturalien zahlt und im Überschwang schließlich Überstunden in Rechnung stellt) vernaschen, wobei sich alle allmählich in der Besenkammer verstecken müssen, bis das versaute Treiben irgendwann aufgedeckt wird.

 
Inwiefern diese einzelnen Geschichten jetzt eine anregende Wirkung haben, sei mal dahingestellt, in unserer Rahmenhandlung jedenfalls gehts erst nach einigen Bemühungen wirklich heiß her - findet aber erst den Höhepunkt, sobald Zahnarzt V. Stoss (Josef Mossholzer) beim argen Ziehen eines Zahns (übrigens schön parallel-montiert mit den heißen Liebesspielen im Nebenzimmer, inkl. "Du bist ja ein steiler Zahn!") chaotisch durch die Wand fliegt und einen Rohrbruch verursacht, der unser Pärchen aber erst recht zum knalligen Geschlechtsverkehr einlädt und derartig die Wände wackeln lässt, dass der alten Rosl Mayr schlussendlich der Kronleuchter auf den Schädel fliegt. Eine herrlich-dämliche Schluss-'pointe'.

  
Was auch immer Hofbauer mit diesem Konglomerat aus (wahrscheinlich aus verworfenen Kapiteln seiner Reportfilme zusammengestückelten) Sexszenarien, abgesehen von der voyeuristischen Erhebung der optisch-reizvollen Fleischeslust, bezwecken wollte, sei mal dahingestellt. Zwar wird aus der Abwechslung von enttäuschten/frustrierten Jugenderlebnissen und als Komödien aufgelöste Ehebetrugsfällen kein stimmiges Gesamtkonzept gefördert - erst recht hinsichtlich der Rahmenhandlung, welche mit dieser Aneinanderreihung keinerlei charakterliche oder gar stimulierende Entwicklungen durchmacht -, aber dennoch kommt man nicht umhin dem unaufgeregt-freimütigen, knapp 70-minütigen Treiben dessen Kurzweiligkeit zuzusprechen.

Die Geschichten werden flott und zweckmäßig dargelegt, mit augenfreundlichem jungem Gemüse an allen Ecken und Enden, das seine Erfüllung in liberaler Freizügigkeit und ansatzweise auch grundsätzlich in wahrer, süßer Liebe findet, während auf dem Soundtrack neben einem Arsenal an fantasievoll-banalen Zweideutigkeiten flotte Schlager-, Funk- und Klimbim-Tracks die Genre-Bedingungen stilecht erfüllen, wie auch die handwerklich gering-ausgefeilte Kamera- und Beleuchtungsarbeit, welche aber die wichtigsten Aspekte der Unterhaltung wohltemperiert und ausgelassen ins Auge rücken. Insgesamt eine austauschbare Erfahrung hinsichtlich des Überangebots an gleichgesinnten und gleichgehaltigen Sexwerken aus jener Ära? Klar doch. Aber wenns von Hofbauer ist, weiß man, dass man innerhalb dieses trivialen Genres noch immer einen relativ-qualitativ hochwertigen und spaßigen Vertreter serviert bekommt, der einen die eigene, bubenhafte Faszination am sommerlichen Bahnhofskino-Körperkult erinnern lässt.

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