Sonntag, 27. Juli 2014

Tipps vom 21.07. - 27.07.2014



MEIN NACHBAR TOTORO - "[...] Miyazaki verzaubert uns vollends mit menschlicher Güte, dem hoffentlich ewig währenden Geist kindlicher Unbekümmertheit und glücklicher Euphorie – eröffnet uns die Natur als mythologischen, belohnenden Verbündeten der Seele und erklärt dieses fantastische Weltgefüge liebevoll zum Grundstein für einen puren, brillant-leuchtenden Optimismus. Da hat Zynismus keinen Platz, wird durch die ungebändigte Luminanz und Drolligkeit des Settings und seiner Figuren ohnehin blitzschnell entwaffnet. Man kann einfach nicht anders, als sich wohlzufühlen und von der empathischen Glorie des alltäglichen Zaubers überwältigt zu sein. Deshalb ist ein Besuch bei Totoro schon fast ein regelrechter Urlaub – wenn Menschen (und Fabelwesen) so gut zueinander sein können, will man einfach nicht von dieser Märchenwelt weichen. Und Miyazaki setzt das zudem bewusst in einer idealisierten, doch äußerst persönlichen und dreidimensional- nuancierten Variante unserer Welt in Zeichentrickform an, dass wir uns dort wiedererkennen und somit den Traum dieses Films, die Kraft der Kindheit, zwangsläufig in unsere Realität mit hinübertragen wollen. Das Leben ist schön – und Miyazaki ein humanistischer Großmeister."

(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




THE RAID 2 - "[...] Auf diesem Wege des kinematischen Mitschwitzens geht Evans erst recht auf intensive Tuchfühlung mit seinen sich gegenseitig zerfleischenden Kontrahenten und lässt zeitgleich ihre Arenen gnadenlos enger werden, bis das Schicksal eines ganzen verdorbenen Imperiums mit weitreichender Verbindung zur Oberwelt und dessen Figuren sich unter anderem im Innern eines Autos, in einem kleinen, rot-gläsernen Durchgangsflur und einer bloßen Küche entscheidet. Was wieder mal beweist, dass selbst die kleinsten Zellen die stärkste DNA beherbergen können.

Und Evans kennt nun mal die DNA des Actionfilms in- und auswendig, lässt zwar die Münze von vorhin nur im Sinne Gut vs. Böse fallen, nicht aber, was die Ideologie der Genre-Stile betrifft – es ist ihm stattdessen eine immens aufregende Einigung gelungen, die eine bombastische Grausamkeit am Rande des Unmöglichen in graziöser Kohärenz, rasanter Körperkunst und vor allem ekstatischer Menschlichkeit erlaubt. Er ist daher auf seine Art vielleicht der essenziellste Action-Regisseur seit John McTiernan, aber natürlich auch mit einem Ensemble an der Hand, das sich keine Kompromisse zugesteht. Das asiatische Kino ist dem Rest der Welt so oder so wieder mal weit voraus, aber hier von sich aus als international beglückendes Bewegungskino erdacht. [...]"

(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




ZOOM UP: THE BEAVER BOOK GIRL - Mit nur 63 Minuten Laufzeit bekommt man eine ziemlich kompakte Geschichte geliefert. Wie die inneren Kräfte des Films in der kurzen Zeitspanne aber ausfallen, ist jedoch ebenso alles andere als konventionell - daraufhin lässt er sich schwer in irgendwelche bestimmte Kategorien fest einordnen: Komödie, Erotik, Rape & Revenge? Auf jeden Fall regiert der Sleaze und der wird so kompromisslos aufgetischt, dass man sich schließlich kaum mit dem Inhalt identifizieren dürfte - weniger interessant wird er dadurch aber nicht. Basierend auf einem Manga von Takashi Ishii (selber Filmemacher, GONIN 1+2 sowie BLACK ANGEL 1+2, u.a.), erleben wir anfangs eine ruppige Vergewaltigung in einem schummrigen Fabrikgebäude. Im Nachhinein leuchtet nur hinterlassenes Geld und ein Feuerzeug auf - die Zündung zur bizarr-erotischen Achterbahn. Im normalen, provinziellen Alltag des 1980er Japans wird sodann der Fahrradfahrer Kimura (Toshiyuki Kitami), der just ein paar Zwiebeln und weiteres gekauft hat, offenbar ansatzweise von einer Frau mit Sonnenbrille und Trenchcoat verfolgt. Er spürt noch nichts Böses, doch wir haben da schon eine Ahnung, in welche Richtung das gehen wird.


Jedenfalls verschlägt es den Herren, den alle um ihn herum schlicht Sensei nennen, in seine Wohnung, die er sich mit dem jungen Modell Mako (Kumiko Hayano), seinem Assistenten Kôichi (Takuya Hiramitsu) und einer kleinen Siam-Katze teilt - jenes Pärchen hat sodann ungenierten Geschlechtsverkehr neben ihm, während er unberührt Spaghetti mit Bolognese zubereitet. Wie sich herausstellt, arbeitet das abgeklärt-verdorbene Trio für das Porno-Magazin eines schwulen Verlegers (der Kimura immer erfolglos am Schritt fasst), bei dem die Kunden besonders auf Schulmädchen-Uniformen und urinierende Mädels stehen. Und dafür fotografiert Kimura - der unter seinen Kollegen einstmals auch als 'Künstler der Vergewaltigung' galt und damit jede Dame rumkriegte (!) - mit seinem Team dann in siffigsten, verlassenen Toiletten und auch mal beim menschenleeren Hafen herum, um Mako beim inszenierten Strullern einzufangen. Doch da werden ihnen immer aus dem Nichts Millionen an Yen zugeworfen, die mysteriöse Frau von vorhin lässt sich ebenso sichten - egal, der Auftrag muss in dieser Nacht noch fertig werden, bei der letzten Location jedoch ist Mako nach einigen Bierflaschen außer Gefecht gesetzt und zieht von dannen, wird aber von Nami Akioka (Junko Makubi) zurückgebracht.


Kimura erkennt sie als die ihn Verfolgende wieder, sie bietet ihm sich aber als williges Modell an und tatsächlich: sie nimmt jede noch so aufreizende Pose ein und geht auch bei der Masturbation voll aufs Ganze, was bei Kôichi für harte Zustände sorgt. Aber wie engagiert sie erst beim Urinieren loslegt: ohne die Miene zu verziehen, fetzt sie einen regelrechten Springbrunnen heraus! In jener exploitativen Überspitzung hat der Film da schon seinen schamlosen Zenit erreicht, von dem er nie mehr zurückkommen kann und da fragt man sich schon furchtsam, an welche ekstatischen, irrsinnig-expliziten Orte er uns in seiner eleganten, doch zynisch-orgasmischen Stilisierung noch hinführen wird. Mako, das unbedarfte und vergnügliche Teen-Modell mit dem Jaws-T-Shirt verliert jedenfalls die Lust auf den ganzen Zirkus, nachdem Kôichi sich in seiner Geilheit an Nami austoben durfte und so muss Kimura bei seiner neuesten Fotoserie - eine nackte Kreuzigung inmitten eines frühmorgentlich-nebligen Industriegeländes - auf ein unerfahrenes Modell zurückgreifen, das von der professionellen Gleichgültigkeit ihrer Regisseure verschreckt wird und sowieso unbrauchbar ist, da sie kurz zuvor Geschlechtsverkehr hatte (das verdeutlicht der Film durch eine bestimmte Soße, die an ihrem Bein herunterfließt - ich sag ja: No Shame).


Warum letzteres so von Wichtigkeit ist, versteh ich persönlich nicht ganz, darf man den Schambereich aufgrund der japanischen Zensur doch eh nicht offen zeigen. Kimura achtet ja eh stets darauf, dass die Mädels diesen mit der Hand verdecken und der Film an sich verhüllt auch immer ganz geschickt am Rande des Pornografischen, auch wenn die inhaltliche Ebene grenzenlos pervertiert daherkommen kann. Und wenn das nicht schon genug wäre, werden von der externen Zensur noch einzelne Frame-Cuts und blockierende (teils unnötige) Markierungen eingesetzt, selbst ein T-Shirt-Logo von Mako war offenbar rechtlich nicht ganz abgeklärt und wird minutenlang von einem dicken Blur umfasst. Aber das Treiben kennt kein Ende und so tritt unverhofft wieder Nami zur Stelle, die auch das sadomasochistische Bondage am Kreuz mitmacht. Doch Kôichi muss nochmal rausfahren, um eine Rolle Film zu kaufen und da lockt sie Kimura zu einer neuen Location, welche sich als das Firmengebäude von einst entpuppt. Klar war sie da die Frau vom Anfang des Films und dreht jetzt den Spieß um, will ihn vergewaltigen. Doch in seinem Beruf wird er leider nicht mehr steif, beteuert er seufzend. Mit einer abgebrochenen Flasche traktiert sie ihn dann aber ordentlich, schneidet ihm damit die Schamhaare ab und siehe da: es geht doch.


Aber eine wirkliche Rache ihrerseits ist das dann wiederum nicht, schließlich lässt sie ihn wieder frei und da ist er so geil, dass er sich nochmals auf sie stürzt und beide in den dreckigen, staubigen Ruinen ein ungestümes Liebesfest entfesseln, bei dem sich schließlich auch im poetischem Exzess gegenseitig anpullern. Symbolhaft für diese Einigung wächst im unfruchtbaren Dreck des Industriellen dann eine Blume an, sogar mehrere kleine Siam-Katzen tauchen in der Wohnung Kimuras auf und auch Mako & Kôichi versöhnen sich mit einem zärtlich-luftigen Liebesspiel, bei dem sie sogar nebenbei Ramen-Nudeln essen und sich darauf einigen, weg vom Job gemeinsam auf Reisen zu gehen. Hier blüht der Sex, vollkommen ungehemmt und extrem, wobei alles natürlich recht befremdlich und naiv rüberkommt, da sich die Ausgangslage dafür auf einer Vergewaltigung gründet. Das letztendliche Zeichen des ekstatischen Ausbruchs von Kimuras Team aus dem Geschäft, hinein ins Vergnügen, gibt allerdings auch einen Wandel vom lediglich kommerziellen Inszenieren zum vollen Ausleben der Obsessionen an und das besitzt ja wiederum eine sehr menschliche Note. So ist Takashi Kannos Film aber auch durchgehend ungeniert und (fast) grenzenlos, wenn es um die exploitative Zelebration erotischer Neigungen geht und auf 63 Minuten komprimiert tritt daher die innere Entwicklung seiner Protagonisten sehr minimal in Erscheinung, während an der Oberfläche verschiedene nackte Prozedere der inszenierten Fleischbeschau durchgeackert werden - das wirkt so, als ob der Film sich selbst bei der Entstehung beobachtet und das trotz fehlendem Score entsprechend visuell würdigt.


Dazu muss man aber auch sagen, dass der Fokus auf Erotik äußerst hautnah und effektiv, wenn auch teils auf die Spitze getrieben, funktioniert - eine sehr aufregend-schwitzige Dringlichkeit, die zudem mit einem äußerst augenfreundlichen, weiblichen Ensemble vermittelt wird. Mako mag sich zwar offenbar einen feuchten Dreck darum kümmern, was andere von ihr halten, doch wie unbedarft und spontan sie in ihren lapprigen T-Shirts dem Sex frönt, hat schon was Unkompliziert-Sympathisches. Nami Akioka dagegen als reifere Dame ist noch ein ganzes Stück entschiedener und intensiver, ihre Darstellerin Junko Makubi verbindet das zudem mit einer furchtlosen Ambition, die jedes noch so verkommene Szenario mitmacht und dennoch in ihrer selbstbewussten Präsenz die Oberhand behält. Von daher beherbergt Kanno's Film wirklich noch eine feministisch-befähigende Konsequenz, die zumindest der Sexualität Carte blanche gibt, aber ansonsten keinerlei Anstalten macht, ideologisch oder politisch korrekt zu sein - muss sie ja auch nicht, wer solch einen Film schaut, erwartet ja ohnehin keinen moralischen Zeigefinger, werden doch hier die spezifischen Neigungen schlicht bestätigt. Das macht sie zwar nicht weniger problematisch, aber den Film damit auch nicht weniger genüsslich und letzten Endes auf seine ganz eigene, verdrehte Art sogar ein bisschen süß und vergebungsvoll, auch wenn die christlichen Symbole im Film dahingehend etwas zweckentfremdet werden. Kanno übt da eine ungebändigte Attacke aus, doch so ein Freischlag vom Moralisch-Rechtmäßigen war trotz seiner Härte wohl mal nötig, wie man an der sich in seinem Film bemerkbar-auferlegten Zensur erkennt. Sex braucht die Luft zum Atmen - und die holt er sich auch mit Gewalt ein, kann man einfach nicht aufhalten.




...DENN DIE MUSIK UND DIE LIEBE IN TIROL - Hier mal etwas ganz Außergewöhnliches: eine doch recht frühe MusicHouse-Filmproduktion ohne Hans-Billian-Drehbuch. Da fragt man sich natürlich, wie die auch nur im Entferntesten etwas taugen könnte, aber da kann ich schon mal ein bisschen entwarnen, da Drehbuchautor Max Rottmann stets mit ihm die Stories für all jene Streifen entwickelte und mit Werner Jacobs als Regisseur ein durchaus fähiger Spaßgarant seine Finger im Spiel hat. Das Ensemble ist wie immer eine Goldmine und auch die ausgewählten Schlagernummern haben einen flotten Drive in petto, der sich ebenso auf der visuellen Ebene in Tanz und Spielfreude niederschlägt. Zudem ist der Plot mal eine gewisse Abwechslung von den ganzen ausreißenden Töchtern, Textil-Fabrikanten und komplexen Liebeswechseln, bleibt hier äußerst geradlinig und mit einem kleinen, naiven Krimi-Faktor in der österreichischen Alm versehen. Das bedeutet aber auch einen Mangel an Sex, der sonst so prominent auftaucht, hier eher einer leicht lausbubigen Frechheit und jugendlichem Esprit Platz macht. So ist das eben ohne Billian, aber lassen wir das mal außen vor und begutachten, was wir hier vorfinden können.

Der Film besteht aus schlicht zwei Subplots, die recht schnell und homogen miteinander verbunden werden. Zunächst sehen wir die zwei singenden Landstreicher Peter (Gus Backus) und Paul (Gerd Vespermann) über die Grenze nach Österreich treten, bis sie an einer verlassenen Almhütte Rast machen, einbrechen und dort die reichhaltigen Vitamine A wie Alkohol und S wie Salami in rauen Mengen vorfinden - tatsächlich sind sie in einem Schmugglernest des Gangsters Oskar Ortshaus (Hubert Von Meyerinck) eingedrungen, der sie aber als Komplizen verpflichtet, um die heiße Ware zu transportieren. Derzeitig in Innsbruck ist Herbert Petunius (Gunther Philipp) auf Talentsuche für den zukünftigen 'vierten Kanal' unterwegs und hört aus einem Reihenhaus hochwertige Trompetentöne. Die kommen aber von einer gewissen Susanne Berger (Vivi Bach) und die kann er leider nicht verpflichten, da er aufgrund seiner Schwäche für Frauen nur noch für Männertalente beauftragt wurde (im Grunde das genaue Gegenteil von Thomas Alders Rolle in 'TAUSEND TAKTE ÜBERMUT'.).


(Quelle Bilder: www.kino-50er.de und www.cinema.de

Doch so leicht gibt sie nicht auf und lädt ihn zusammen mit Freundin Heidi (Corny Collins) zum Besuch des Top-Clubs 'HEISSES PFLASTER' ein, wo sie zusammen mit ihrem Freund Walter (Thomas Alder) fesche Jazznummern (u.a. 'King Hully Gully') spielt, die bei großem Aufgebot freudig betanzt werden. Vom Fleck weg engagiert Talent-Scout Hubert immerhin Walters Band, doch für Susanne kommt schon das nächste Glück ins Haus, als ihre unschuldige Cousine vom Lande, Monika (Hannelore Auer), ihr von der Erbschaft eines echt dollen Anwesens berichtet: jene Almhütte, von der aus Ortshaus schmuggelt! Das weiß aber noch keiner von unseren Protagonisten, stattdessen sind sie alles andere als begeistert davon, in welch katastrophalem Zustand sich die Hütte befindet. Deshalb trommeln sie mithilfe der Motivationspower vom plötzlich auftretenden Teddy Parker und seinem thematisch etwas deplatzierten 'Holiday Twist' ein paar Studentinnen zusammen, die beim Wiederaufbau helfen sollen. Doch die Schmuggler wollen das Feld nicht so leicht räumen und inszenieren einen Plan, bei dem sich Peter und Paul sowie der geheimnisvolle Fred (Claus Biederstedt) als die arbeitslose Band 'Los Romanticos' ausgeben und so das Mitleid von Susanne auslösen - Ehre unter Musik-Kollegen und so, nehme ich mal an.


Doch die müssen auch mithelfen und so singen alle gemeinsam beim fröhlichen Umbau das Titellied mit passenden, gewitzten Strophen zum Geschehen - Wie eben ein waschechtes, pures Musical! Kommt in dem Genre nicht allzu oft so harmonisch-eingearbeitet vor -, während unterm Erdgeschoss im versteckten Keller der Vagabund Krummblick (Franz Muxeneder) Wache halten muss und sich die Zeit mit reichlich Ballantine's vertreibt. Apropos Spiritus: damit mal wieder geschmuggelt werden kann, sollen die Mädels mit einem besonders starken Wein von unserem Herren-Trio außer Gefecht gesetzt werden - doch die erwischen die falsche Flasche und so sieht man Gus Backus mal wieder ordentlich-doof besoffen spielen, wie später in Billians 'ICH KAUF MIR LIEBER EINEN TIROLERHUT'. Also wird's diesmal nix aus der Schmuggelei, stattdessen wird die Hütte mit einer großen Hausmusik-Party eingeweiht, bei der so flippige Gäste wie Elke Sommer mit ihrem 'Hully Gully Italiano' auftreten. Kesser gestaltet sich aber ein Duett von Vivi Bach und Hannelore Auer, nachdem letztere als schüchterne Landpomeranze ein paar Schnäpse zuviel zu sich genommen hat und den akrobatischen 'Almdudl-Twist' zum Besten gibt. Da schaut auch Susannes Freund Walter dumm aus der Wäsche und man merkt: da bahnt sich was an, auch weil er bei dem ganzen Umbau Susanne kaum noch zu sehen bekommen hat und diese sich stattdessen ausgerechnet in Fred verguckt.


Aber Walter riecht da auch den Braten, dass irgendwas nicht so ganz richtig mit den Kerlen läuft und so erwischt er aus sicherer Distanz einen Blick darauf, wie sie in die Hütte einbrechen und die Mädels nun ohne Pardon terrorisieren, weshalb er die Polizei verständigt, diese aber alle als Verdächtige festnimmt. Monika hingegen konnte noch türmen und so unternimmt sie incognito, zusammen mit Walter, weitere Nachforschungen zur Entlastung der anderen Mädels, was sich später schlicht von alleine auflöst, aber die Bindung zwischen den Beiden dennoch stärkt. Gleiches gilt auch für Hubert Petunius, der inzwischen offenbar Gefühle zu Heidi pflegt und dahingehend ebenso ihre Freilassung fordert, da er sich jetzt doch wieder entschlossen hat, auch Frauentalente zu 'entdecken'. Sie hat aber einen Heiratsantrag erwartet, weshalb da nochmals getrennte Wege gegangen werden. Alle treffen sich jedoch auf der großen Wiedereröffnungsparty (?) der Almhütte wieder, wo so einige Gesangstalente ihr großes Stelldichein geben: Peppino Di Capri lässt honkig und twistig seine 'Signorina mit dem blonden Haar' vom Stapel, während Billy Mo sich weigert aufzutreten, mit der ironischer Weise von ihm besungenen Begründung 'Ohne Geld gibt's keine Musik' - danach taucht er auch nicht mehr auf, also war er wohl konsequent. Peter und Paul wollen auch ihre Chance versuchen, von Petunius entdeckt zu werden, doch weil der jetzt nur noch Frauen engagiert, entschließen sich die Beiden zu einer Teiltravestie mit dem Titel 'Caroline', die durchaus Erfolg hat. Doch wie geht die Geschichte nun in Sachen Liebe aus, schließlich hat der Film sogar relativ behutsam und kohärent darauf hingearbeitet, diese melodramatisch aufzulösen.


Man muss ja dabei mal erwähnen, wie Hannelore Auer entgegen ihres sonstigen Image eine recht schüchterne Maus spielt, auch äußerlich noch ganz jung, unverbraucht-juxig und bescheiden-unwissend rüberkommt - weshalb sie sich auch schweren Herzens nicht in die Beziehung von Walter und Susanne einmischen will, da die Beiden in ihren Augen ja wohl zusammengehören und sie dafür sogar in Kauf nimmt, mit trauriger unerfüllter Liebe wieder in ihr Heimatdorf zurückzukehren. Doch da hält sie Walter auf und macht ihr auf der Stelle einen süßen Heiratsantrag. Glück auf, wie schön! Selbiges gilt für Hubert und Heidi sowie für Susanne und Fred, der sich als Undercover-Rechtsanwalt entpuppt, welcher auf diese Art die Schmuggler dingfest gemacht hat und eben doch noch als ganz rechtschaffener, respektabler Traummann gehandelt wird. Wie die Sache für den Rest der Besetzung ausgeht, erklärt uns Gunther Philipp in einem Epilogen-haften Voiceover, der schon ein bisschen 'American Graffiti' und 'Animal House' vorwegnimmt, auf jeden Fall einen lustigen Abschluss für ein gelungenes Handlungs- und Figurengeflecht liefert, welches von Werner Jacobs ganz souverän und unterhaltsam auf die Beine gestellt wurde.


Und viel mehr bleibt dann auch nicht mehr über diese dufte Schlagerparade zu sagen - die langweilt zu keiner Minute, hat durchweg einen massiven Anteil an Musikpartien im Angebot, die zusammen mit Kamera & Schnitt ordentlich Energie und Frohsinn verbreiten, während die Konzentration in Story und Setting ein schön geerdetes Ambiente vermittelt und daraus sein durchgängig aufreizendes Gag-Potenzial zieht. Die Charakterisierungen der einzelnen Figuren sind zwar auch hier äußerst oberflächlich, aber dafür angenehm inoffensiv und frohmütig, selbst bei den exaltierten Gangstern, die glatt aus einem Lausbuben-Märchen stammen könnten. Das gehört eben zu Jacobs' Familien-freundlichen und sonnigen Stil, der jedoch fernab von der wahren Sexyness des hier oft besungenen Jazz und seinen Damen arbeitet und stattdessen nur harmlosen, bodenständigen Klamauk zaubert. Da kann ich wieder nur für mich sprechen, aber unter Billians Einfluss steckte doch ein gutes Stück mehr jugendliche Anarchie in derartigen Geschichten, die sich sodann auch weit 'riskantere' und frivolere Inhalte erlaubten, was ja irgendwie doch immer interessanter anzuschauen ist - besonders dann, wenn richtig verrückte Liebesverhältnisse aufgestellt werden und wirklich weit hergeholte Ulkigkeiten die alteingesessene Logik zerschreddern. Abgesehen davon bekommt man mit diesem Tiroler Schwank aber dennoch gelungene 90 Minuten Schlager-Spaß zusammen, die mit ihrem Schwung ordentlich zum Mittanzen und Mitkichern anregen und zumindest eine weitere zuckersüße Glasur über die sommerlichen Tage streichen.

Kostenlos auf der Homepage des Lizenzinhabers bei CINEHOME.TV in der Kategorie "Heimat" an der Seite von vielen anderen BRD-Obskuritäten zu sehen.




HEUTE HAU'N WIR AUF DIE PAUKE - Noch so eine Schlager-Obskurität, diesmal allerdings eine aus den flippigen 1970ern, weshalb man auch mal 'Scheiße' und 'beschissen' sagen darf - und ja, auch eine blutige Schlägerei darf nicht fehlen, aber ansonsten bleibt's merkwürdig zugeknöpft, zudem weiß man nicht so recht, ob man hier als Zuschauer für voll genommen wird oder einfach mit harmloser Frohmütigkeit berieselt werden soll - ab und an scheint jedoch die Illusion insgeheim-bewusst zu zerbröseln. Schließlich ist Ralf Gregans Film von außen hin pure Jack-White-Propaganda, gleichzeitig eine Präsentation seiner damaligen, größten Hits und eine eher freiläufige Biopic-Ansammlung von Anekdoten über den ruhmreichen und immer mal wieder etwas schwierigen Aufstieg (einen Fall gibt es gar nicht = mickrige Dramaturgie) jenes Erfolgsproduzenten. Doch so recht möchte das Gesamtbild nicht zusammenpassen. In einer Rahmenhandlung, die wohl so etwas wie eine Retrospektive zu Ehren Whites darstellen soll - moderiert von Nero Brandenburg - und in seinem alten Club abgehalten wird, schmettern einige seiner beliebtesten Künstler ihre Erfolgshits fürs Publikum nieder und liefern in der hohen Anzahl an Titeln eine musikalische Dichte, als ob man bei einem reinen Konzertfilm wäre. Zwischendurch wird dann bei manchen Nummern erklärt, wie White zu ihnen kam bzw. wie er seine künstlerische Integrität gegen anspruchsvollere (!) Produzenten verteidigte. Wichtig hierbei ist übrigens, dass fast jeder sich selbst spielt, aber so ziemlich niemand sich selbst spricht. White wird von Joachim Kemmer dargeboten, Tony Marshall von Thomas Danneberg und so weiter und sofort, eben die Berliner Elite am Start, inkl. Arne Elsholtz mit Ami-Akzent.


So erleben wir u.a. Whites bescheidene Anfänge als Provinz-Kicker Horst Nußbaum, der schon früh beim Produzenten Jörg Broder (Peter Schiff) unter-, aber nicht vorankommt, denn in seiner Vermarktung, so beklagt er sich, machen die nur halbe Sachen. Drum sucht er Rat bei seinem Buddy Tony Marshall, doch der hat nur eine Kneipe und ebenfalls keine Hits vorzuweisen, dafür eine goldige Stimme. Auf dem Weg nach Hause in der Nacht werden sie im Suff von der Bullerei angehalten, doch die machen sie mit einem volkstümlichen Schlager fertig, der einen ganzen Trupp an Menschen mobilisiert und die (nicht gezeigte) Flucht ermöglicht, was eine spätere fruchtbare Zusammenarbeit verspricht - hier unterwandert man staatliche Autorität, im Fall von Gregan bleibt es aber durchaus etwas offen, ob er jener Musik an sich überhaupt wirklich etwas Wirksam-Anarchiches abgewinnen kann. So spielt er selber als erfolgloser Texter Joachim Schiller (wie ein Türsteher im Film schon meint: 'Ich dachte, der wäre tot.') mit, der zusammen mit seiner weiblichen Begleitung Gigi und ihren infantilen Folk-Lyrics immer wieder als Lachnummer vorgeführt wird und sich dauernd darüber beschwert, wie Whites Nummern nur so erfolgreich sein können. Das fragt man sich als distanzierter Zuschauer folglich auch, sind die Qualitäten der Werke beider Schreiberlinge doch bestenfalls austauschbar - werden zudem von weiteren Plattenbossen, denen White immer wieder Angebote macht, als umwerfend komisch und primitiv bezeichnet, obwohl sich alle im Nachhinein als Kassenknüller entpuppen. Klar sind's einfache, 'rechtschaffen'-romantische Inhalte, welche die große Masse am Einfachsten erreichen können, daran glaubt ja der olle Nußbaum am meisten - jene simplifizierte Philosophie wird allerdings kaum weiter erforscht (Geld fürs Produzieren? Hat er gespart. Interpreten? Die wird er finden.), stattdessen in weiteren willkürlichen Episoden als spaßige Erfolge ersehnt, die aber ironischer Weise auch keinem der Interpreten wirklich zu gefallen scheint.


Ganz bezeichnend ist da das Segment um Tanja Berg, die mit ihrer sogenannten 'Kann denn Liebe Sünde sein'-Stimme etwas mehr drauf haben könnte, aber von White aus dem Schlaf im Reihenhaus geklingelt wird, um mit Lockenwicklern im Bademantel seine Coverversion von 'Na Na, hey hey, kiss him Goodbye' einzuspielen, da es Jürgen Marcus, frisch vom Musical 'HAIR', einfach nicht brachte. Das klingt so bekloppt, das man es für wahrhaftig halten kann, schließlich gibt's später Zoff zwischen Berg und White über die deutliche Einfältigkeit seiner Produktion, doch ehe sie sich weiter aufregen kann, wird wieder das Schiller-Duo eingeladen - na gut, solange man nicht so scheiße ist wie die, lässt man's über sich ergehen...da weicht die Geschichte wohl wieder von den Original-Vorkommnissen ab, aber vorher ist das einer der wenigen Punkte, an denen zumindest ein bisschen (Selbst-)Kritik gegenüber den Talenten der Figur White durchscheint (Berg synchronisiert sich zudem als Einzige selbst!), sonst glaubt man eher, hier zwanghaft einen Underdog und Kommerz-Propheten sehen zu müssen. Da überzeugt aber lediglich noch am Ehesten, dass Marshall ständig an seiner Seite war, in jeder Minute Cola, Würste und Zigarren vertilgt - Erfolg zieht halt an. Das gilt wohl auch für Jürgen Marcus, der White mit einem zweiten Versuch nochmals von seinen Gesangskünsten überzeugen will und eben das erledigen muss, während White sein völlig-wahlloses und nicht-weiterverfolgtes Box-Training betreibt (immer diese reichen Leute mit ihren Workouts). Es gelingt: Marcus landet in den Hitparaden und in der Gegenwart im Herz von Liane Covi - deren anbahnende Beziehung als turtelndes Liebespärchen wird zudem immer wieder in den Vordergrund gerückt und bekommt sogar eine himmlische Traumsequenz spendiert, in welcher sie wie eine in Kamera-Effekten vergrabene Kristina-Söderbaum-Vision ausschaut. Wenn man bedenkt, dass der echte Jürgen Marcus höchst homosexuell ist, wirken solche forcierten Hetero-Vorstellungen besonders irrwitzig-heuchlerisch.


Da wird die Glaubwürdigkeit der ganzen Jack-White-Story nochmals subversiv untergraben - erst recht, als er die Liebe der Beiden als Marketing-Gimmick einzusetzen gedenkt. Voll meta, das Ganze. Etwas befremdlich wirkt auch die Schlägerei, die Jack White bei seinem Job als höchstbezahltester DJ Deutschlands mit einem anderen Schlagertexter (Claus Wilcke) hat, mit welchem er im Nachhinein so mir nichts dir nichts sogar zusammenarbeitet (nachdem er ihm bei einem deftigen Glas JACK DANIELS - jau, stilecht JACKiger Lifestyle - den Handel im Suff, à la WERNER - DAS MUSS KESSELN, vorschlägt). Dessen Name ist laut Film Lothar Ruge, in den Credits taucht er als Songwriter aber nicht auf - da hat man die Namen wohl (wie beim ersten Produzenten Whites, Broder) geändert oder alles nur erfunden, man kann sich schlicht nicht wirklich sicher sein, wie hier der X-Faktor ausfällt (hat jemand zufällig 'ne Autobiographie von White am Start?). Durch alle mehr oder weniger problematischen Lebensstationen zum Erfolg hin begleitet ihn jedoch die 'bissige' Sekretärin Lena Valaitis und sie bleibt auch angenehm geschmeidig - wirkt nur einmal genervt, je öfter die Leute ihm zu seinen goldenen Schallplatten beglückwünschen, als sich mit ihr unterhalten zu wollen. Bleibt aber als Gag im Raum - ansonsten ist eben alles Friede, Freude, Eierkuchen und vom Film genauso heiter aufbereitet. Denn es gilt ja ohnehin noch einen Reigen an Liedern in die Gehörgänge zu pumpen, die immer etwas hanebüchen, aber nicht allzu komplex in das an sich schon wirklich dünne Handlungsgerüst eingearbeitet werden.


Dafür sind sie aber zweifellos souverän ins rechte Licht gerückt und von beschwingter Kamera- und Schnittgestaltung eingefangen, auch wenn die Settings besonders kostengünstig erscheinen: immer dieselbe Disse, ein paar konventionelle Musikstudio-Einsichten und normale Rauhfaser-Wohnungen als Platten-Produzenten-Büros - nur Whites Haus schreit nach einem Wohlstands-Märchen, das so nur Katalogen aus den 70ern entnommen werden könnte (ohnehin wird die ganze Timeline von Whites Aufstieg so gestaltet, als ob sie schlicht innerhalb der 70er Jahre passiert wär - keinerlei 60er-Ausstattung in Sicht). Da findet Gregan sogar ab und an den Ansporn zu drollig-blödeligen Sketchen, die vorallem auf die Interpretin Severine (Josiane Grizeau) fallen - da singt sie mit französischem Akzent von Liebhabern, die nicht in der Armee sein wollen, während White, Marshall und Marcus sich in napoleonische Uniformen schmeißen und Zinnsoldaten im Park anschreien. Man beachte auch die Geschwister Leismann, denen White im Studio predigt, sie mögen doch so singen, dass man sich die Geschichte vorstellen könne - und das setzt der Film dann auf die verballhornenste Art um, indem er jene gesungene Story mit ihnen als alte Säcke adaptiert. Da denkt man zuerst: 'Aiaiai, wie schlimm haben die da denn Renate Leismann zurechtgemacht?', bis man dann in einer anderen Nahaufnahme unabhängig vom Sketch sieht, dass ihre Zähne wirklich so gelb sind - finde ich aber natürlich gar nicht schlimm, Zahnfleischbluter Murphy hat mich da schon längst über Musiker aufgeklärt.


Ein Stückchen albern wird's aber auf eine andere Art, als das Duo Nina & Mike für White den Titel 'Ketten, Mauern und Stacheldraht' zum Besten geben - seine Variante eines politisch-engagierten, Anti-Establishment-Songs inmitten der 68er Revolution, dessen ideologischer Ursprung wohl nur dadurch zu erklären ist, wie wenige Leute Whites Talenten (im Narrativ des Films!) vertrauten. Dass dies nur wenig mit den Idealen der 68er zu tun hat und eher dem selbstgefälligen Kapitalismus der Figur dienlich ist, macht den Titel umso beknackter, weil wieder mal herrlich-heuchlerisch. Aber seine Botschaften für das breite Publikum haben ja wiederum etwas Romantisch-Naives und Idealistisches, kaum Feinfühliges oder Ehrliches, aber dafür diesen besonders süßen und schmissigen Kitsch, der vorallem im instrumentalen Rahmen (u.a. komponiert von James Last) durchweg Laune hervorbringt. Aber auch rein gar nichts in diesem Film kann auch nur ansatzweise damit mithalten, wie unsere kleine Peggy March, seit Billians Tagen als Schlager-Regisseur bekannt, hier auftritt. Bereits im Vorspann wird mit ihrem Gastauftritt kokettiert und was für eine Pracht aus ihr geworden ist: lange blonde Haare, ein neckisches, aufreizendes Lächeln, klasse Make-Up einer gereiften Dame und ein kesses Zwinkern, dass die gesamte Laufzeit über für Vorfreude sorgt. Da ist ihr Auftritt sodann natürlich der absolute Gewinner des Abends, da der Song an sich schon gut ist und ihre sympathische Präsenz zum Träumen einlädt.


Danach muss man sich zwar mit einer Reihe an austauschbaren Songs anderer Leute begnügen, die sogar kaum noch zwischengeschnittene Anekdoten liefern, schlicht auf der Bühne der Retro-Disco abgefeiert werden (Mitschnitte von ZDF-Hitparaden- und Oktoberfest-Auftritten mit einberechnet), aber nunja: das war's wert. Wieviel man dabei von der Person Jack White erfahren hat, sei mal dahingestellt, er spielt wenigstens ganz souverän und seine Kollegen machen auch jede noch so quirlige Geschichte mit (wahrscheinlich, weil sie an ihm ja so einiges an Erfolg abbekommen haben - siehe Tanja Berg, die am Ende sogar seine Lieder bei einer Goldene-Schallplatte-Privatparty auf der Gitarre besingt). In meinen Augen glaube ich zwar nicht ganz, dass Ralf Gregan diese Arbeit wirklich ernst nahm (so platt sein Drehbuch hierfür im Gegensatz zu seinen Arbeiten mit Dieter Hallervorden ausgefallen ist), doch nichtsdestotrotz entwirft er eine ausgelassene Schlager-Sause mit einem äußerst funktionalen Plot, die sich am Stärksten darauf konzentriert, wirklich mal soviel Musik wie möglich anzuliefern. Und das macht schon ordentlich Spaß, besonders in Verbindung mit der breiten, hysterischen Synchro. Es dauert im Endeffekt gefühlt weit länger, als es wirklich ist, aber nichtsdestotrotz stellt der Film eine recht bizarre Trivial-Produktion da, die dauernd zum Hinterfragen und Spekulieren sowie (je nachdem, wie tolerant man diesem ewig-spießigen Musikgenre gegenübersteht) zum Beinwippen und auch Mitsingen einlädt.

Kostenlos auf der Homepage des Lizenzinhabers bei CINEHOME.TV in der Kategorie "Musik" an der Seite von vielen anderen BRD-Obskuritäten zu sehen. Als Extra aber mal ein kleines 'Star-Portrait' über Peggy March aus jener Zeit:






TAUSEND TAKTE ÜBERMUT - Hierbei handelt es sich um eine weitere MusicHouse-Produktion aus der Feder des uns altbekannten Hans Billian, die wieder mal an der Adria spielt. Zudem sitzt Ernst Hofbauer, meisterhafter Inszenator des 'HOLIDAYS IN ST. TROPEZ', am Ruder und das lässt ja schon mal ordentlich hoffen, ein bisschen mehr Energie geliefert zu bekommen, als bei Lothar Gündischs Pseudo-Zwilling 'KOMM MIT ZUR BLAUEN ADRIA'. Aber es ist ein deutlich zweischneidiges Schwert geworden, das den Schlager-Anteil deutlich nach oben schraubt, dafür aber die Gag-Rate noch tiefer ansetzt. Zwar kann man sich an einigen irrwitzigen Einzel-Einfällen und einem weiterhin eklektischen Cast erfreuen, doch dafür ist der allgemeine Plot weit lustloser ausgefallen, als man vermuten wollen würde. Und sowieso wird hier ganz haarscharf die spießigste Geschlechter-Kurve angefahren, denn einerseits sind die Herren der Schöpfung hier weit Macho-schleimiger zu Gange als sonst, aber gleichzeitig gehören die 'TAUSEND TAKTE ÜBERMUT' zum sexuell-aggressivsten Vertreter des Genres.


Bevor wir jene einzelnen Faktoren ein bisschen näher beleuchten, hier erstmal wieder die Synopsis für die jeweiligen, verstrickten Liebespärchen: dem Schallplatten-Produzenten Manfred Reiner (Thomas Alder) von der Plattenfirma Melodia droht der Verlust des Jobs, nachdem sein neuer Coup mit Elke Sommer nicht gelang (übrigens wird ihr Lied 'Oh, I Love You' von Hofbauer ganz souverän und meta-behaftet in einem Film-Studio eingefangen, wo sie für die Kameras singt und ihr Antlitz sogar im Spiegel der Linse aufgenommen wird - solch eine vierte-Wand-durchbrechende Maßnahme wird vom Film zwar später nicht mehr unternommen, dafür entlarvt er offen seine Sex-Mechanismen). Drum wird er auf Dienstreise an die Adria geschickt, um dort die Schlager-Sensation Sherry Davis (Hannelore Auer) zu engagieren, die übrigens gerade wieder single und damit heiratsfähig geworden ist, wie Reiners Kollegen ihm versichern. Da sagt er nicht nein, hält er sich doch für den fähigsten Casanova weit und breit, der solche Frauen immer erst Desinteresse vorheuchelt, damit sie sich ihm um den Hals werfen - klingt ekelhaft, hat aber leider schon etwas Erfolg im Verlauf, auch wenn diejenige, mit der er letztendlich anbandelt, drauf und dran ist, ihm das irgendwann auszutreiben.


Ja, denn auch wenn er die stürmische Sherry so in Rage versetzt, dass der lieben Frau Auer in einer Szene schon das Handtuch von den Brüsten rutscht (nur für ein paar Frames, aber immerhin), hat sie nur Augen für ihren gelackten Ex-Ehemann Rick Tanner (Rex Gildo), der ebenfalls bei denselben Bungalows wie sie Urlaub macht und ab und an ein paar Gesangs-Nummern bei Abendessen unter die Gäste bringt, sogar mit ihr zusammen im Duett. Tja, auch wenn Hannelore Auer in diesem Film ein weit schmeichelhafteres Make-Up als beim anderen Adria-Streifen benutzen darf, kommt der sonstige, gewitzte Charme ihrerseits noch weniger raus, was man aber auch dem Handlungsverlauf zur Last legen muss, der die forcierte 'Verachtung'/Umwerbung Reiners letztendlich scheitern lässt und stattdessen dem Ex-Ehepaar ein paar 'fröhliche', harmlose Stunden in Venedig beschert. Da aber dort die Straßen meist verregnet sind und auch sonst nur komische Statisten im Publikum abhängen, sind die Gesangsnummern der Beiden ganz im biederem Schlagerparaden-Look zwar schwelgerisch im Text, aber einfach nur unstimmig und trist anzuschauen - selbst wenn da zufällig Klaviere auf den Straßen stehen: wenn die Auer davon redet, endlich mal 'das schöne Gefühl' herbeizusehnen, 'von einem Mann unterworfen zu werden', sträuben sich dem Zuschauer die Nackenhaare. Soll aber vielleicht auch Absicht sein, so uncharmant diese ganze Vorstellung ja rüberkommt.


Das gibt eine schöne Überleitung zum Manager jenes Hotels an der Adria, genannt 'Las Vegas', um das es im zweiten Hauptplot geht: Theodor Rassel (Fritz Benscher) berechnet für jede Extra-Zulage unnötige 1000 Lire pro Tag, aber verlangt gleichsam von seiner Telefonistin Gerti Brückner (Vivi Bach), dass sie mit ihm ausgeht. Für sie ist der Kerl nur ein blankes 'Ekel' und das beweist er weiterhin ganz gut mit Drohungen des Rausschmiss, währenddessen verliebt sie sich in Reiners Kollegen Peter (Kurt Liederer), der sie vor einem Haufen anbaggernder Italiener rettet (wieder mal dieses klischeehafte Bild vom aufdringlichen Ausländer - naja, so sind aber eben die Film-Männer bei einer schönen Film-Frau. Auch ein Klischee, aber im Grunde recht universell). Damit sie aber nicht von ihrem Chef erwischt wird, gibt sie sich als Playgirl unter dem Namen Michaela Andreas (Margitta Scherr) aus, eine Gästin im Hotel, die ebenso aus einem ganz bestimmten Grund da ist. Es ist nämlich so, dass der eigentliche deutsche Boss der Hotelkette, Robert Hilman (Harry Hardt), die Verbindung seines in Amerika geschulten Sohnes Frank (sie werden es schon erraten haben: GUS BACKUS) mit dem sogenannten Mauerblümchen, dass er nur vom Hörensagen als Arbeitskraft seiner Firma kennt, nicht duldet.


Drum inszeniert Frank eine kleine Verschwörung, bei er seine Liebste Michaela als reiche Dame an der Adria ausgibt, da der Zufall gerade auch günstiger Weise seinen Vater dorthin beordert, der ganz gemäß der RTL-Sendung 'UNDERCOVER BOSS' mal das Management auschecken möchte. So soll sie ihrem zukünftigen Schwiegervater von ihren schlagfertigen Qualitäten überzeugen und die kommen schnell zum Einsatz, als Manager Rassel ihn nicht als Chef erkennt und ihn nur billig abfertigen will, während der aufgeblasene Hallodri Felix Glücklich (Gunther Philipp) bei seinem mondänen Gehabe für Boss Hilman gehalten wird. Philipp bringt übrigens ein bisschen dringend nötigen Honk-Humor in die Sache mit rein, kommuniziert er doch hauptsächlich mit Pfiffen, geht mit seiner übertrieben-mitgebrachten Sportausrüstung so tollpatschig um, dass er Rassel aus Versehen einen Medizinball auf den Schädel donnert und gibt durchweg den großen Bagarozy, dem ja aufgrund seines Status alles erlaubt ist, sodann mit drei heißen Bikini-Girls vom Hotel Wasserski-Fahren geht und dabei auch mal ins Wasser plumpst. Aber wehe, seine Gattin Ernestine (Edith Hancke) lässt sich blicken, dann ist er wieder ganz das eigentliche reumütige Würstchen - in dieser Beziehung hat die Frau wieder die Hosen an, das muss man Billian lassen.


Zwischen all diesen Parteien kommt es jedenfalls, wie es immer kommen muss: reichlich Verwechslungen und Eifersuchtsanfälle, verdrehte Liebschaften und eventuelle Offenbarungen wahrer Identitäten und Sehnsüchte. Für die Melodia-Kollegen geht die Sache erfolgreich aus, kriegen sie doch Tanner unter Vertrag, dem noch immer die Rechte zustehen, für seine (Ex-)Gattin mit zu unterschreiben. Das gefällt ihr zwar gar nicht, aber sie lässt's freudig geschehen, weil sie ja 'endlich mal unterworfen wird'. Bezeichnenderweise leitet ab diesem Zeitpunkt zum zweiten Mal der schon zuvor verwendete Auftritt von der in ein lumpiges Oma-Gewand gehüllten Peggy March mit ihrem desillusioniert-melancholischen 'Mit siebzehn hat man noch Träume' ein - da diese Einlage sonst keinen Sinn macht, gehe ich mal davon aus, dass die Beziehung zwischen Rick und Sherry nochmals keine besonders glückliche sein soll. Zwischen Peter und Gerti siehts da besser aus, denn der akzeptiert sie auch ohne den Status des reichen Playgirls.


Komplizierter sieht es aber da zunächst mit Frank und Michaela aus: nachdem er sich einen Tritt in die Eier einhandelt, da sich Gerti unter Michaelas Namen in ihrem Hotelzimmer einquartiert hat, versteht er die Welt nicht mehr - erst recht, als Herr Glücklich zum Schluss hin die falsche Zimmernummer aufruft und vor einer halbnackten Michaela, frisch aus der Dusche (passiert zuvor schon einmal, als Reiner Sherry auf dieselbe Art überrascht und dabei meint, sie wäre in seinem Bungalow), sowie einem jüngst eintretenden Frank steht. Das jedoch bringt eine urig-chaotische Verfolgungsjagd in Gang, bei der Felix Glücklich von Frank und einem fetten Portier wie Marky Mark in 'TRANSFORMERS 4' durch verschiedene Stockwerke, Balkone und Zimmer gejagt wird, bevor er sich endlich eines seiner Fahrräder schnappt und die Treppen runterradelt. Gar nicht mal so ungefährlicher, ungedoubleter Körpereinsatz von Gunther Phillip übrigens, alle Achtung. Der landet sogar in einem Obstwagen und rast damit am Strand entlang, zischt einem Badegast damit sogar offensichtlich viel zu hart die Birne entlang. Das actionreiche Highlight des Films, das schließlich dadurch aufgelöst wird, dass Franks ominöse Vermutungen über seine 'schlampige' Michaela von allen Seiten aufgedeckt werden und beide nun doch den Segen des überzeugten Papas erhalten.


Ende gut, alles gut - wenn auch durchweg mit Frust und Missvertrauen gepflastert. Nicht so ganz das amüsante, luftige Verwirrspiel der Liebeleien wie sonst so. Mag 'realistischer' sein von der zornigen Gefühlslage her, aber im Rahmen solch eines Films einigermaßen befremdlich. Erst recht, wenn man bedenkt, wie urkomisch und random die vielen Schlagersongs in die Handlung eingearbeitet wurden. Ich will ja nicht zuviel dem Uneingeweihten verraten, deshalb gebe ich erstmals eine ordentliche *SPOILER-WARNUNG* raus. Also, wisst ihr noch, als Frank von seinem Vater eine Abfuhr bezüglich seiner Liebe zu Michaela erhielt? Nun, sobald er in ein beliebiges Taxi steigt, entpuppt sich der Fahrer als Manfred Schnelldorfer (!), der sofort seinen Liebeskummer erkennt, dafür ihm sodann das schwelgerische 'Deine schönen blauen Augen' vorsingt, als wäre man in einer beklemmenden Gay-Panic-Szene à la Adam Sandler gelandet. Kommt irre bekloppt, aber immerhin gibt Backus ihm Extra-Trinkgeld, weil er ja so schön gesungen hat - niedlich! Gus Backus revanchiert sich später beim Gesangs-Karma (und stellt zusätzlich seine Sexualität klar), als er nach dem Telefonat bei einer Bar eine sich ausziehende Damen-Silhouette am Fenster hinter ihm erblickt und urplötzlich 'Open the window' singt und wünscht (<- frei nach dem Werberatschlag zum Film). Doch den ultimativen Vogel schießt wieder mal der Hornbrillen-Loverboy Peppino Di Capri ab - in der zuvorkommenden Szene trennt sich Boss Hilman stinksauer von den halsabschneiderischen Managern seines 'Las Vegas'. Umschnitt aufs Dach des Hotels, wo Di Capri wild mit den Armen fuchtelnd und offenbar im Herzen gebrochen 'Arrivederci Good-Bye' besingt, während einige Arbeiter ihm dabei zugucken und Beifall klatschen. Dieser Auftritt kommt so unvermittelt und dusselig, dass man ihn fast durchweg nur belächeln kann. Goldwert! *SPOILER-WARNUNG ENDE.*



Doch das war eben schon alles Aufsehenerregende, was es zu diesem eher mittelmäßigen Hofbauer-Film zu sagen gibt. Zu sehr hemmen die unterwerfenden Beziehungs- und Geschlechter-Verhältnisse das sonnige Gemüt und erst recht die leichtfüßige Anarchie, welche die besten Vertreter jener Produktionen auszeichnete. Klar steht der Sex wieder an vorderster Stelle und auch das Urlaubs-Flair kommt optisch nicht zu kurz - doch irgendwie fehlt hier besonders die treffsichere Energie und das Kasper-artige Ambiente seines sonst so aufgelockerten Ensembles. Dennoch kann man sich für einige gelungene Sketch-Einlagen und besonders die zahlreichen, teils gewohnt-blödelig eingebauten Schlager-Sequenzen erfreuen, auch wenn der Dialog zunehmend chauvinistischer und zynischer von statten geht, als dass es die Heiterkeit fördern könnte. Was bleibt, sind vielleicht noch immer irgendwo tatsächlich 'TAUSEND TAKTE ÜBERMUT', aber viel zu oft wird ein ernüchternder Moll-Ton getroffen, als ob man zwischendurch mal das Genre ein bisschen fertig machen wollte. Gerade jener aufklärerische Ansatz würde aber dem Ganzen irgendwo seine ehrliche Schwachsinnigkeit rauben und beißt sich dann doch wieder zu sehr mit der entwaffnenden Freimütigkeit anderer Werke des Autoren in diesem Feld. Klar werden hier den meisten Frauen ihre persönlichen Entscheidungen zugesprochen und die Männerwelt lächerlich gemacht, auch was das sadomasochistische Pärchen Rick und Sherry betrifft. Aber es sitzt nicht immer ganz so richtig und kann viel zu sehr für die spießige Mentalität eines 50er-Jahre-Schlagerschwanks gehalten werden. Nicht ganz so geschickt gelungen, aber für Komplettisten der MusicHouse-Filmreihe schlicht unverzichtbar.




UNSERE TOLLEN NICHTEN - Es ist doch so: Filme aus dieser Reihe nüchtern anzuschauen, würde ihnen nicht gerecht werden. Bei 'UNSERE TOLLEN TANTEN IN DER SÜDSEE' habe ich mich zusammen mit Mutti und einer Flasche Wein durch den Wahnsinn gekämpft, jetzt wollte ich den Effekt wiederholen, allerdings ohne auf Alkohol zurückzugreifen, denn alleine trinkt man nicht, das wisst ihr ja. Drum greift man eben auf das nächstbeste Narkotikum zurück: Schlafentzug. In dem Zustand ist jener Text hier auch verfasst - das sei nur mal gesagt, damit jeder, der ihn in Zukunft liest, sich nicht zu wundern braucht, warum er blöder ausgefallen ist als sonst. Diese Form von selbst entwaffnendem Humor, wie ich ihn eben versucht habe, findet man auch äußerst schnell in diesem Film von Rolf Olsen wieder, der Gunther Philipp bereits anfangs aus einem Vorhang ballern und erklären lässt, dass gleich mächtig viel Quatsch in Form eines Schwanks kommt und wohl auch ein paar Mal die vierte Wand gebrochen wird.

Nach einer für Olsen so bezeichnenden Bulldogge im MGM-Ersatz-Logo und einem Cut-Out-animierten Vorspann, der schon eindeutig illustriert, dass sich hier nicht nur Männer in Frauenkleider schmeißen werden, sondern auch umgekehrt, gibt der Film sogar schon offen bekannt, dass er jeden Bundesfilmpreis ablehnen muss, da man ja erst mal die Produktionskosten wieder einzuspielen hat. Offenbar hat man hier mit der Filmemacherei eine schwere Last zu tragen. So ergeht es auch den Papagei-Verkäufern Hyacinth Grad (Kurt Großkurth) und Max Rettich (Gunther Philipp), welche die Sprechtalente ihrer Kakadus faken müssen, um diese verkaufen zu können. Da gibt's schon schnell den ersten, großen Aha?-Effekt, als die ältere Kundin nichts von den slawischen Sprachtalenten der Vögel hält, da sie 'ausschließlich in rechtsradikalen Kreisen verkehrt'. Wat, alder?


Jedenfalls kann das so nicht weitergehen, da treten just ihre zwei Kumpels, Gus Sunday (GUS BACKUS) und Paul (Henning Heers) in den Laden hinein und unterbreiten den Jungs das Angebot, die Tanten-Show der 'JOLLY SISTERS' vom 'letzten Mal' im Schweizer Städtlein Davos für die Wintersaison des Grand Hotels unter Leitung des Managers 'Negerli? Nein, Mägerli!' (Oskar Sima) zu wiederholen. Man muss dabei bedenken: das hier ist der zweite Teil der berüchtigten Tanten-Reihe, also arbeiten wir uns rückwärts durch den ganzen Schlamassel - wahrscheinlich nicht so schlimm, auch wenn sich alle im Dialog so oft daran erinnern, was damals alles am Wörthersee geschehen ist. Mir doch wurscht. Jedenfalls brauchen sie noch einen fünften im Bunde, um das Image von einst zu bewahren - und da kann nur noch Pit (Udo Jürgens) helfen, der zwar nicht mitmachen wollte, aber so als mittelloser Romantiker doch noch an seine große (noch nicht volljährige!) Liebe Susi Güden (Vivi Bach) herankommt - auch wenn er ihr es versprochen hat, so einen Schabernack nicht mitzumachen.


Die trifft nämlich gerade ebenso in Davos ins Frauenhotel ein (von der Struktur her dieselbe Idee wie in DIE LUSTIGEN WEIBER VON TIROL) und komplettiert das schicke Ensemble des Schlager-Klamauks um u.a. Ruth Stephan und (eine kaum genutzte) Hannelore Auer. Ja, richtig gehört: auch hier wird gesungen, zwar etwas knapper als sonst, aber wenn, dann immer in durch-choreographierten Totalen abgewickelt, die natürlich jede der Figuren ohne Weiteres Bewegungs-technisch synchron drauf haben. Es wurde ja von Anfang an schon herausgegeben, dass man sein Hirn bei der Bulldogge abgeben soll, aber ehrlich gesagt kann man bis hierhin noch gut folgen, was mich ein wenig enttäuscht hat. Sicher sind die tollen Tanten honkig, drollig und schrill unterwegs, immer wieder im Tonfall hin- und herpendelnd, der ihre Männlichkeit durchscheinen lässt - da wird's natürlich umso doller, je eher sich die merkbefreiten Kerle des Hotels und ausgerechnet klischeehafte Öl-Scheiche (u.a. Rolf Olsen selbst) in sie vergucken, während Paul Hörbiger als Portier Eierlein immer zwischendurch nen kornigen Schluck braucht, um mit wortwörtlich heißlaufenden Telefon-Apparaten fertig zu werden.


Und ach wie 'verrückt' wird es doch erst recht, wenn Susi von den Abenteuern ihres Pits erfährt und sich aus Rache zusammen mit den anderen Mädels als Kerl verkleidet - was so aussieht, dass sie alle lediglich kurze Haare und Schulterpolster tragen, nur Ruth Stephan packt einen falschen Schnurrbart dazu, spricht aber komischerweise weniger männlich als in weiblicher Fasson -, was aber wiederum ebenso weibliche Verehrer hervorbringt. Urgh...Nur wirkt das alles so vorhersehbar und vorallem zu überschaubar, so dass man sich schon ein bisschen unterernährt fühlt. Gottseidank helfen da immer die spaßigen Revue-Nummern aus, die unsere tollen Tanten zur 'Immer happy, Immer crazy' Schneeballschlacht in der City und vorallem Gus Backus zum lustigen Backen von 'Böhmischen Knödeln und schöner Musik' verführt.


Aber dann, irgendwann im letzten Drittel, so knapp nach der erzwungenen, tollpatschigen Modeschau der androgynen Zunft, packt der Film mit einschlägiger Pointierung seine besten Absurditäten aus: da gibt's eine bölkende Verfolgungsjagd mit den notgeilen Arabern; da fangen Statuen plötzlich von ihrem Bewusstsein, in einer Schlagerklamotte zu sein, zu sprechen an; da gibt's eine bestimmte, absolut famos-verhunzt geschnittene Szene mit Ruth Stephans Schnurrbart, die unmöglich sinnvoll nachvollziehbar gemacht werden kann; da gibt's ein Bobschlitten-Rennen, bei dem einem Skifahrer über die Füße gefahren wird, obwohl der vorher schon so dreinschaut, als ob er ein schmerzhaft-traumatisches Problem hätte; da singt ein flippiger Rex Gildo (in einer Aufmachung, die den tollen 'Neffen' alle Ehre machen könnte) auf dem Eis von 'Speedy Gonzales' und schickt dafür lamentierende Mexikanerinnen sowie dicke Sombrero-Muchachos übers Eis - und zuguterletzt, nach all dem Geschlechter-zersetzendem Anarcho-Nonsens-Wirbel legen die Jolly Sisters nochmal eine richtig bizarre Varieté-Nummer hin, alle passenden Paare finden sich wieder zusammen und der sprechende Schneemann entlässt uns perplex in die normale Welt zurück, während Philipp und Großkurth um die weniger erstrebenswerte Gunst von Ruth Stephan buhlen.


Das war wahrhaftig dann doch noch hochgradiger Blödsinn und lohnenswert, wenn man die Voraussetzungen der Intoxikation im Vornherein richtig erfüllt - doch für die gesamte Laufzeit war das dann doch etwas doll mager, zwar kurzweilig und zweckerfüllend fürs Keine-Ahnung-was-für-ein-Publikum, aber eher zurückhaltend in der unberechenbaren Blödheit. Als Einstiegswerk sind diese Nichten dann vielleicht eher geeignet, wenn auch recht unbeeindruckend-dramaturgisiert und vorallem sehr unterentwickelt in der Verzweigung der einzelnen Liebesaffären - fortgeschrittene Eigenhirnfeinde der eventuellen, geistigen Kapitulation wie ich kennen jedoch bereits den härteren Stoff bzw. solchen, der im ulkigen Schlager-Genre seine Stars zu richtigen Höchstleistungen pusht. Aber wem erzähl ich das, ich kann den ganzen Shit hier nur noch mit einem Auge schreiben, also werde ich mich mal langsam aufs Ohr hauen - wir lesen uns dann beim nächsten Schmarrn, nich wahr?

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