Sonntag, 27. Dezember 2015

Tipps vom 21.12. - 27.12.2015 (Weihnachtspause)

Weil wiese Woche Weihnachten wist...huch, so viele W's! Nee also, es standen erneut die Feiertage an und da hab ich nicht so viel Zeit zum Schreiben und allerlei gehabt. Zudem gab's reichlich an schönen Filmen, die ich bereits kannte, wie "A Serious Man", "Ed Wood" und "From Beyond". Erwähnsenswert in der Neusichtung kam dabei noch die charmant urbane Horror-Ulknudel "Slime City" an, ansonsten gibt es zur heutigen Ausgabe noch vier Links zu den folgenden Streifen:




NIGHT EYES - "[...] Eigentlich sind es – ganz nach dem Formate der Home Movies in „Frankenweenie“ – Dachshunde in Rattenkostümen, die stets in Rudeln durch die Kanalisation laufen und Menschen aus dunklen Ecken angreifen. Ein Anblick, der immer wieder aufs Neueste amüsiert [...] Nicht, dass man wirklich mitfiebern würde, dafür steht insgesamt nicht viel auf dem Spiel und mit dem Erscheinungsbild der Ratten ist überhaupt jeder Ernst über Bord geworfen. Umso schöner kann sich „Night Eyes“ als unbedarfter Horrorfilm herausputzen und unterhalten, obgleich er sein Gore und seine Nudity eher inmitten einer netten, kleinen urbanen Romanze einordnet, bei der man(n) das Fertigfutter sogar aus dem Ofen holt, wenn eine angenehme Bekanntschaft vom Vormittag noch zum Abendessen einlädt. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es bei CEREALITY.NET zu lesen.)




LOUDER THAN BOMBS - "[...] Der Schleier der Verklärung, ob nun von Gefühlen, Tatsachen, Distanzen oder Nähen, liegt über allem und jedem, sowohl im Zirkel der Zufriedenheit im schönen Eigenheim als auch in der filmischen Auswertung dessen. Letzteres hat eine umständliche Vermittlung zu Folge, die unausgegoren zur Ambition schreitet und Substanz in ineinander verwürfelten Episoden verteilt. Unter Umständen macht gerade das den Film spannend, beherbergt er doch in seiner Inszenierung Unkonventionelles und Eigenes, das (meist) fern plakativer Filmsprache an den reizvollen Modus Operandi seines Ensembles tritt. [...]"



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Bonus-Zeugs:


Jo, werte Schnapsgurkenjockys, ich weiß, ihr wartet schon ne halbe Dusche lang auf meine Meinung, was sich dieses Jahr auf der Leinwand gelohnt hat und was längst abgesaftete Rüben waren - und eins ist mal klar: Nach 195 per Leinwand betrachteten Streifen schlägt jeder Spiegel Knutschfalten, obwohl auch zuhause gut was projiziert wurde! Um den Überblick zu erhaschen, was es alles bis zur Top 10 geschafft hat, gehen wir jetzt ab durch die Mitte! Gurkenzug! In nicht mal 6 Minuten habt ihr Euren Ohrentag gut ausgenutzt, sobald das Video hier sein Ende erreicht hat, also:






JANE GOT A GUN - "[...] Feuer, Fleischwunden und fettige Bärte laden ebenso zur erwartungserfüllenden Unterhaltung ein, letztendlich sind sie aber nicht mehr als Zutaten für eine Filmerfahrung, die in Dialog, Charakterzeichnung und Inszenierung nicht über das Notwendige an Genrefutter hinausgeht. Schlimmer noch, sie entscheidet sich sogar dafür, die Aufregung daran zu sezieren, damit sich alle in der Runde noch einmal erklären können, warum sie damals so reagiert und wie sie sich dabei gefühlt haben, als wäre man in einer cineastisch ausgeleuchteten Talkshow gelandet. Auf das Fegefeuer der Empathie folgt aber dieselbe Mentalität etlicher Vorgänger, durch die sich der Film den Drang zur humanistischen Sehnsucht verdienen will. Doch er kommt zu spät und mit nur allzu wenig Ansporn an sein Ziel. [...]"



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UNFRIEND - "[...] Stattdessen fokussiert er den Mystery-Terror nicht zu löschender Posts und Profile, die aber alleine daher rühren, dass die Kundenbetreuungen jener Seiten unfähig sind, etwas zu unternehmen. Ein nicht einmal irrealer, aber inzwischen auch trivialer Kritikpunkt am Onlinephänomen, dem nichts hinzugefügt wird, weil er in jenem Kontext von Hexenhand manipuliert wird und Social Media sogar der Verantwortung entlastet wird. Solche Inkonsequenz repräsentiert die oberflächliche Nutzung eines Themas, das sich fortan als Aufhänger für die x-te Offenbarung einer düsteren, gar okkulten Vergangenheit hergeben muss. [...] Nun, wie es sich für jenes Sujet gehört, sind grauenvolle Dialoge, abgebrüht ungläubige Autoritätspersonen sowie spekulative Ansichten zur dargestellten Technik an der Tagesordnung. Jener naive Charme erschöpft sich leider lange vor dem erwartungsgemäß einfältigen Finale und bricht sich zudem das Genick mit zynischen, im Fachjargon ans Zielpublikum gerichteten Sprüchen („Lösch die tote Bitch!“). Ein primitives Menschenbild für einen Film, der sich in seiner stilistischen und inhaltlichen Steinzeit wohlfühlt und missachtet, wie rasant er darin altern dürfte [...]"



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Sonntag, 20. Dezember 2015

Tipps vom 14.12. - 20.12.2015

Ehe es in die Weihnachtspause hineingeht, hab ich nochmal eine ganze Ladung an Filmen und anderen Nettigkeiten parat! Den Anfang macht:



Es ist soweit: Zum Abschluss des Filmjahres 2015 hat Cereality.net die 25 besten der Besten gewählt und weil sich das in Bildern auch recht schön als Countdown erzählen lässt, gibt es wie letztes Jahr ein Video dazu, einen Supercut, der allen anderen Supercuts (die ich nicht gesehen habe) voraus hat, den besten Soundtrack sowie Rhythmus und andere Goodies zu besitzen ;) Also, ich wünsche gute Unterhaltung und vor allem Gänsehaut mit diesem cinebrierenden Großprojekt! Wer weitere Infos sowie ein "Essay" mit Links zu den einzelnen Filmen lesen will, schaut gerne hier vorbei:

http://www.cereality.net/thema/das-filmjahr-2015-in-bildern-126257

Ansonsten sag ich mal: Das muss 2016 erst mal toppen :) Oder auch: Jetzt noch ein paar Filme!




STAR WARS: EPISODE VII - DAS ERWACHEN DER MACHT - "[...] Das Erbe anzutreten ist die dramatische Ader jener Kinder von beiden Seiten der Macht, durch die, aus den Handlungen des Einzelnen, ganze Galaxien auf dem Spiel stehen. Und so zieht es Rey und Finn von dem kleinsten Posten unversehens zur großen Aufgabe, dem Krieg der Sterne. Abrams’ stetige Eskalation des Abenteuers hält dann auch nicht mit Bombastsequenzen in gesunden Abständen zurück, obgleich seine Fliegergefechte im Spezialeffektrummel beinahe beiläufig krachen, während der Fokus eher auf die Konfrontation am Boden gerichtet wird. [...] Visuelles Storytelling ist wie gehabt Abrams’ Stärke, aber seine luftige Choreografie wäre nichts ohne die Liebe zu den Figuren, ob nun den alten oder den neuen, welche allesamt fernab des stumpfen Fanservice an die Macht glauben. Abrams lässt sie mit dramaturgischem Pathos erwachen und packt dafür auch einschlagende Emotionen an – die Balance zur Hoffnung aber, zum Teamwork mit Buddy-Faktor und ohnehin jene zum Selbstbeweis der Persönlichkeit hält er durchweg am Laufen. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




DAS BÖSE - Die Liebe zu einem Film kann manchmal schon alleine mit den Zutaten beginnen, die er für den Zuschauer bereithält. Im Falle von Don Coscarellis „Das Böse“ bedeutet das in erster Linie, wie er so ziemlich auf das Kopfkino eines gelungenen Videoabends in den Achtzigern einstimmt: Eine schaurig inmitten der Dunkelheit stehende Villa, jene Totenhalle „Morningside“ mit dem Friedhof davor; ein elektronisch-gotischer Soundtrack direkt aus der Zeit (ein Stück weit mit Fabio Frizzi vergleichbar), doch zeitlos im Herzen pochend; eine klassische Berliner Synchronisation; Kameraarbeit, Ausstattung und Nachtaktivität im Rahmen des niedrigbudgierten Horrorfilms, so voller Heimeligkeit mit konzentriertem, beinahe familiärem Ensemble im Genre unterwegs. Und doch setzt der Film am effektivsten mit seiner Geschichte an, die dem dreizehnjährigen Michael geschuldet ist. Gänzlich ohne Klischees, da in jener ihn umgebenden Pampa geradezu allein in seinem Alter und somit auch seiner Persönlichkeitsbildung unterwegs (und in den Hormonen auch nur insofern beeinflusst, dass er seinen Bruder mal mit einem nackten Mädel erwischt), folgt der Film seiner Beobachtung mysteriöser Ereignisse, die um Begräbnisse herum geschehen, wo er doch ausgerechnet schon Vater und Mutter verloren hat, ihm somit bloß noch Bruder Jody und dessen Kumpel, Eisverkäufer Reggie, bleiben.


Die Aura des Todes, zum Beispiel dem des jüngst verstorbenen Freundes Tommy, dessen Ursachen sich keinem so richtig erschließen mögen, werden insbesondere bei Michael Anlass für eine Angst, seinen Bruder auch noch zu verlieren, der sich inzwischen ohnehin als Vaterfigur bewährt, während die Beiden im kontemporär eingerichteten Einfamilienhaus wohnen und zudem eine Menge Knarren besitzen. Die Atmosphäre daran wirkt wie von einem dunklen Schleier bedeckt, wobei der Film überhaupt auch traumartig verläuft, schon zum Anfang mit gestalterischem und erzählerischem Geschick nicht linear suggeriert, wie Michaels Zweifel im Heranwachsen seine Ungewissheit zwischen Leben und Tod anfeuert. Den Hang zum Phantastischen lässt er schon in seinem Zimmer an der Wand, mit dem Plakat eines Ausblicks vom Mond zur Erde, hängen - fortan scheint er besonders anfällig für eine Welt jenseits des Jenseits, die brutaler in die Realität eingreift, als er es den anderen zunächst klar machen kann. Der Film behandelt darin durchaus das Gefühl der Missverstandenheit, welches Kindheit und Jugend stets inne haben, jedoch überakzentuiert er es nicht für eine vermeintlich kindliche Sicht der Dinge, dafür attestiert er Michael und dem Publikum genügend Reife, das sich der Umgang mit dem Unglaublichen mit Wahrhaftigkeit beobachten lässt.


Umso ehrlicher wirkt da selbst der zackige Angriff der Silberkugel im Marmorkorridor des Bestattungsunternehmens, wenn Coscarelli den darauffolgenden Tod mit einer Direktheit präsentiert, welche dem Film hierzulande sein noch immer bestehendes (und unsinniges) Verbot beschert hat. Der Horror des Films ist aber nie einer im Fokus von Blood & Gore, sondern einer voll alptraumhafter Gestalten, also nicht abzuschüttelnde Zwerggestalten, abgetrennt weiterlebende Finger, hartnäckige Fliegenwesen und natürlich der ikonische Tall Man - jene Präsenz in schwarz, die sich aus dem Nichts materialisieren kann und fortwährend in Michaels Angst schlummert. Sie zu überwinden ist in der Bedrängung der Dunkelheit in diesem Film beinahe unmöglich, dennoch stellt sich Michael öfter als man glaubt der Initiative, aus der Sicherheit, der Festung der Heimat herauszukommen, der Sache auf den Grund zu gehen und vor allem seinem Bruder und den anderen beizustehen. Erst dann, wenn das Narrativ ein Stück weit nach einer Erklärung zum Grauen sucht und hinter die Dimensionen schaut, geht das Intime der Geschichte von Natur aus ein kleines Stück verloren, ansonsten aber bleibt Coscarelli hauptsächlich bei Michael und Jody, wie sie der Situation begegnen, Pläne gegen das Böse aushecken und dabei auch auf Reggie zählen können, während alle anderen Begegnungen eher freier im Verlauf herum schweben.


Ohnehin hat man es noch mit einigen vergleichsweise naiven oder unbeholfenen Momenten zu tun, die man abseits des kleinen Budgets auch insofern verzeihen kann, wenn man insbesondere den Schluss des Ganzen bedenkt. Jener wird an dieser Stelle natürlich nicht offenbart, gewiss kann man ihm aber attestieren, dass er mit der Verlustangst Michaels einen rahmenbildenden Punkt setzt, welcher dem Zuschauer zweifellos klar macht, dass in diesem Film die Empathie zur jugendlichen Verarbeitung im Mittelpunkt steht und nicht etwa der Selbstzweck eines typischen Horrorfilms oder eben einer Gewaltverherrlichung, wie das AG München fälschlicherweise urteilte. Das Jugendabenteuer Coscarellis steigt stattdessen in die Psyche einer Angst ein, die Unbedarftheit und Konfrontation zugleich bewältigt, derer sich der Film so offen und ehrlich hingibt, wie er auch seine zeitgemäßen Mittel derartig unbeschwert und effektiv einsetzt, dass man ihn dafür ohne Weiteres lieben will - nicht mal unbedingt nur auf Video.




KRIEG DER STERNE - "[...] Alles andere als ein Indikator heutiger Sehgewohnheiten. Im Gegenteil: Die knapp zwei Stunden Laufzeit behalten sich ein streng behutsames Tempo vor, wie sie auch von einer Geradlinigkeit erfüllt sind, die man entweder stoisch oder konzentriert empfinden kann. Der Film befindet sich durchweg in einer Phase zwischen klassischem bis biederem Erzählkino und einer enthemmten Fantasie jenseits der Milchstraße. Vieles daran liegt vor allem am inszenatorischen Zeitgeist, aber auch an den Einflüssen, die Lucas zur stilistischen Struktur seines Überfliegers verarbeitet hat. [...] Die narrative Stärke wäre allerdings nichts ohne den Fokus, dass man als Mensch nicht nur vor oder inmitten einer beeindruckenden Aufgabe steht, sondern diese auch bewältigen kann. Hieran wirkt weniger das Narrativ des Auserwählten, wie es inzwischen gang und gäbe ist (auch den „Star Wars“-Prequels anhaftet), mehr hingegen die Macht der Selbstbestimmung, der eigenen Vision und des erweckten Potenzials. Das sind Werte, die allzu bezeichnend für George Lucas’ Werdegang selbst stehen, eine singuläre Stimme innerhalb und außerhalb des New Hollywood abzugeben und eine Fantasy zu entfesseln, die keiner haben wollte, bis sie sich doch noch an der Kasse bezahlt machte. [...]"
 
 

(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




EATING RAOUL - Allgemein doch etwas zu gering geschätzt wird das Geschick Paul Bartels, aus einer scharfzüngigen Beobachtung zur Gesellschaft leichte wie zielgerichtete Possen zu erschaffen. Zentral dafür lässt sich „Eating Raoul“ kennzeichnen, welcher im Los Angeles der frühen achtziger Jahre angesetzt ist und die Bemühungen des „kleinen Mannes“ sowohl sympathisiert als auch zum Äußersten des Amoralischen treibt, dennoch durchweg liebenswert auf leichtem Fuße unterwegs ist. Sein Werk behilft sich bewusst und entlarvend der Grundnaivität des netten Bürgers, der sich trotz aller Unsicherheit in die urbane Mentalität einfügt, ihr mit Angst begegnet und sich dennoch ihrer Mittel sowie modernen Möglichkeiten der kollektiven Verkommenheit zunutze macht. Willkommen heißen einen dabei Paul und Mary Bland - so bezeichnend lauten die Namen unserer Protagonisten, die im durchaus überzeichneten Kosmos aus Sex, Korruption und weiteren Perversionen um ihre Existenz bangen, ein eigenes Restaurant eröffnen zu wollen, dafür aber keinerlei Kohle haben. Aus der Verzweiflung und Begegnung zum Abtrünnigen heraus schlagen sie eine Kette an Ereignissen ein, bei denen sie notgeilen Hedonistikern eins mit der Bratpfanne überbraten und deren Geldbörsen plündern. Aus der mörderischen Zweckentfremdung des Küchenutensils, welche sie zudem mit der Verteidigung der Ehefrau motivieren (obgleich ihr da ein Sex überkommt, den sie in ihren getrennten Betten kaum noch erleben wollen), denken sie sich einen Geschäftsplan aus, Perverse anzulocken und reihenweise zu beseitigen - wofür sie sich sodann auch professionelle Hilfe holen, die ihre übersexualisierten Berufspersönlichkeiten mit einem geregelten Eigenheim kontrastieren. Bartels Beobachtung ist eben auch nah an der Realität solcher Umstände, verpackt sie jedoch in eine drollige Ironie, der weniger Zynismus als eine karikaturenhafte Heimeligkeit anhaftet.


Er verhilft dem eigentlich soziopathischen Konzept gewiss zu einer guten Menge an Sympathie, sehr wohl lässt er aber ein Urteil darüber aus, ob die von unseren „Helden“ ausgenutzten/ermordeten Seiten es „verdient“ haben, so wie sie doch alle in diesem System amerikanischer Eigennützigkeit mitspielen. So hält sich Bartel auch frei, den Spaß und die Reize jedweder Arten der Freizügigkeit entsprechend euphorisch darzustellen, wie er überhaupt auch gänzlich die Amoralität seines Ensembles verinnerlicht, ohne eine Einsicht von diesem zu erfordern. Der temperamentvolle Umgang untereinander, Spießigkeit mit variantenreicher Perversion zu ergänzen, spielt die Hauptrolle in dieser Welt, die nur gegeneinander/zusammen arbeitet, wenn Geld auf dem Spiel steht, wie es sich durchweg an Ladendieben, Kredithaien und falsch spielenden Teilhabern zeigt. In letzterer Funktion ist auch der titelgebende Raoul unterwegs, der sein halbwegs legitimes Geschäft im Sicherheitsservice für Raubzüge nutzt, dann aber auch bei Paul und Mary einsteigt, die Leichen und sogar die Karren jener „Kunden“ verhökert, jedoch selbst dabei nur spärliche Anteile weitergibt und sich sogar an Mary heranmacht. Wird ihre eheliche Treue bestehen oder wagt sie nebenbei doch die sexuelle Erfüllung, die sie im Nachhinein mit einer netten Lüge verteidigt, wie auch das „Geschäft“ überhaupt erst angefangen hat? Bei Bartel und Co. geht es nun mal ordentlich rund, obgleich allzu exzessive Eindeutigkeiten vermieden werden und stattdessen ein Filmemacher wirkt, der mit filmischer Naivität regelrecht unfassbare Abscheulichkeiten als Komödie mit Herz inszenieren kann, ohne dabei moralisch fragwürdig zu werden. Die Ambivalenz fusioniert hier durchaus mit einem Cartoon des Abwegigen, der in seiner Selbsterhaltung schlicht über die Runden kommen will. Da ist man gerne dabei, obwohl man es ja eigentlich auch besser weiß (von wegen).




PEGGY SUE HAT GEHEIRATET - Francis Ford Coppola setzte in den Achtzigern einen verstärkten Kurs Richtung Herzlichkeit - eines der effektivsten Produkte zum Eskapismus jener Ära, den er wie viele seiner New-Hollywood-Epigonen per Retro-Chic verortete, ist dieses Märchen einer High-School-Ballkönigin, die nach einem Ohnmachtsanfall beim Wiedersehen mit den Mitschülern von einst 25 Jahre zurück in die Zeit versetzt wird. Coppola gebraucht dafür weniger Spezialeffekte (eine rahmenbildende, fingierte Spiegelung bildet die Ausnahme), als dass er die Erfahrung im Fokus auf seine Protagonistin verinnerlicht. Vor dem Ereignis sieht sie sich einer gescheiterten Ehe sowie Klassenkameraden gegenüber, die ihre Präsenz von einst feiern, mitunter aber auch weiter als sie gekommen sind oder auch eben nicht - hängt ganz vom Individuum ab. Insgesamt wiegt die Erkenntnis, dass das Potenzial zum Glück nie ganz ausgeschöpft wurde, dass sich die in der Jugend hochgeschraubten Erwartungen nicht erfüllen lassen oder dass jeder schlicht mit dem zusammengekommen/zufrieden ist, was stets "der/diejenige" war und dass sich dagegen nichts machen lässt, weshalb zum emotionalen Selbstschutz ein Schleier der Nettigkeit aufgezogen wird, anhand dessen man sich untereinander zumindest unterstützen kann. Eine Versteifung aufs Drama wird aber gleichsam vermieden, da Coppolas Ensemble aus jungen Leuten in Make-Up besteht und teilweise ulkige Rollentypen repräsentiert, die sich grell aufspielen und als Vertreter des Mittelstandes mit Hang zum Pop ohnehin provinziellen Charme ausstrahlen.


Exemplarisch aufgedreht (vor allem von der Stimmlage her) und als Charakter dennoch höchst ergiebig: Crazy Charlie, gespielt vom einzig wahren Nicolas Cage. Er ist jedoch ebenso der Ex von Peggy Sue (Kathleen Turner), um die es geht und um deren Privatleben sich am liebsten die ganze Schule dreht, obgleich sie dem Druck der Erwartungen, der Vergangenheit und Zukunft ihrer Existenz nur voll innerer Furcht ins Auge blicken kann. Sodann schleudert sie ein unerklärliches Phänomen ins Jahr 1960 zurück: Verwundert begegnet sie dem Vergangenen, einer frisch erhaltenen Jugend zwischen Leichtsinn und dem baldigen Erwachsenwerden. Der Aberglaube der Situation entschwindet ihr aber bald zugunsten einer emotionalen Überwältigung, der Familie und ihren seitdem verlorenen Mitgliedern erneut zu begegnen - ein Knackpunkt, an welchem dem Zuschauer ebenso Tränen herunter kullern dürften, so wie Peggy Sue ihre Liebe zum Wiedersehen ausstrahlt, ihren Mitmenschen die Bedeutung klar macht, anhand derer sie aufgewachsen ist. John Barrys schamlos sentimentaler Score verbindet sich dabei mit Coppolas relativ schlichter, doch menschennaher Inszenierung zu einem Tearjerker der Extraklasse, dem zudem ein aufrichtiges Schauspiel der Empathie vorausgeht. Hinzu kommt sicherlich auch, dass Coppola die Familienkiste mit dem Einsatz seiner Tochter Sofia akzentuiert, wie es überhaupt auch immensen Spaß macht, zurückzublicken, wer alles in diesem Film mitwirkt - ganz, als wäre man Peggy Sue selbst auf der Reise durch die Zeit.


Die will auf jeden Fall die Chance nutzen, etwas zu verbessern, ihren Mitmenschen und sich selbst zu neuen Lebenswegen zu verhelfen, sprich die Zukunft neu zu bestimmen, anhand derer sich das Glück maximieren lässt. In dem Wissen, wie es ansonsten verlaufen wird, heißt es für sie auch, die Beziehung zu Charlie fallen zu lassen, womöglich einem anderen Schwarm hinterherzujagen und allgemein mit der Zufriedenheit der Suburbia zu brechen, der sie sich mit selbstbewusster Reife stellen kann, ohne jedoch die Freundschaften von einst zu vernachlässigen. Umso stärker fängt aber auch Charlie an, sich zu bemühen, seiner einzig wahren Liebe gerecht zu werden, wie er sie schon seit Anfang an hielt und nun ihre ihm unbekannte, neue Herangehensweise zu verstehen versucht. Peggy Sue pendelt daher auch hin und her, wie sie seinen daraus resultierenden oder von ihr bislang nicht erkannten neuen Seiten gegenüber steht und an sich heranlässt, so stark sie doch eine Veränderung herbeisehnt, ihm und sich zudem Jahrzehnte des Schmerzes ersparen will. Dieser Diskurs hält den ganzen Film über packend an, Coppola fängt aber auch durchweg eine Leichtigkeit des Zeitgeists ein, welche den Unterhaltungspegel mit optimistischem Grundton am Laufen hält, aber auch mit einem Coming-Of-Age verknüpft, das in noch so trivialen Jugendmechanismen an die Empfindsamkeit appelliert.


Die Auflösung dessen hat, ganz dem Zeitkolorit gemäß, gewiss auch Melodramatisches inne, besitzt darin aber gleichsam keine künstliche Wärme, wenn Coppola seine Fantasie noch mit drolligen Sternenbildern, Doo-Wop-Kostümen und schrulligen alten Herren untermauert, die allesamt unsere Hauptfigur wie auch das Publikum auf eine Reise durch die Gelegenheiten des Lebens nehmen und das Glück weiterhin im Zwischenmenschlichen finden. Trotz aller Bemühungen im Rückblick und der Reflexion zur Zukunftsaussicht bleibt die Persönlichkeit letztendlich dieselbe und da lässt sich weniger grundlegend verändern, als dass sich umso energischer am Zustand, an der Realität des Moments und der Verbindung zum Liebgewonnenen arbeiten lässt. Ein recht behutsamer Film also, aber einer ohne falsche oder gar zynische Töne, eben lieb und in seiner Naivität ganz unbedarft der Empathie verpflichtet. Einer der Höhepunkte im Schaffen Coppolas und dabei auch nur eine weitere, jedoch aus dem Herzen umgesetzte, Auftragsarbeit.




PROJEKT BRAINSTORM - So sehr man auch von Vornherein glaubt, dass ein mit SFX-Guru Douglas Trumbull besetzter Regiestuhl bedeuten würde, dieser müsse seinen Film mit Spezialeffekten ausstaffieren, da er sonst nichts anderes versteht, so angenehm überrascht wird man von einem durchaus cleveren und menschennahen Spannungsstück kognitiver Science-Fiction. Was „Projekt Brainstorm“, seine Protagonisten und Antagonisten zur Diskussion stellen, ist die Ausnutzung sinnlicher Erfahrungen, per revolutionärer Technik von einem Menschen anhand mehrspuriger Bänder zum anderen übertragbar. Die Parallele zum Medium Film kommt da nicht von ungefähr, lässt sich ebenso am Schnittpult montieren, auf Abruf erleben, lässt Emotionen und Erinnerungen miteinander teilen und kann genauso gut missbraucht werden. Jene daran forschenden, Dr. Michael Brace (Christopher Walken) und Dr. Lillian Reynolds (Louise Fletcher), halten dabei stets zu ihrer ethischen wie auch berufsethischen Verpflichtung, die Menschheit voranzubringen, während die Oberleitung ums Design überlegt und sodann schon Angebote ans Militär macht. Der Diskurs jener Positionen inszeniert Trumbull mit nüchterner, doch aufmerksamer Schlichtheit, profitiert dabei vor allem von einer Besetzung, die sich ihren noch so urigen Rollen anpasst, das Thema konkret anspricht, aber auch nicht überakzentuiert - sofern man in dieser Fantasy von Realismus sprechen kann, wird dieser jedenfalls glaubwürdig vermittelt.


Ohnehin stützt sich Trumbull in seinen Charakterwerten auf das Eheverhältnis zwischen Brace und seiner Gattin Karen (Natalie Wood), das in der Zusammenarbeit am Projekt ebenfalls Reibungspunkte erreicht, welche allerdings erst wirklich offenbart werden, sobald anhand der Technik in die Gedankengänge geschaut wird. Jene Verletzlichkeit im Privaten lässt sich ebenfalls primär im Fokus des Films feststellen, so wie sich der Mensch hier daran klammert, seine Fassung zu bewahren oder sich im Gegenzug selbstlos für höhere Zwecken einzusetzen. Louise Fletchers Charakter illustriert dies am Effektivsten mit einem Herzdefekt, der vom Film als solcher relativ subtil ausgesprochen wird und letztendlich dann doch so intensiv einschlägt, dass der Überlebensinstinkt sein Ventil in der Verewigung findet. Jahrzehnte vor dem bei Ankunft schon vertrockneten „Transcendence“ gelingt hier die Übertragung des Geistes, wohl aber eine, welche tatsächlich den Tod und das darüber hinaus liegende aufzeichnet. Dieser Existenz im Verstorbenen nahezukommen, wird sodann Braces größter Ansporn im Verlauf des Films, doch bei den ganzen Schikanen, die ihm in den Weg gelegt werden, vermeidet Trumbull sogar die Ausschöpfung einer Effektkanonade, die sich potenziell ergeben könnte.


Stattdessen hält er den Zuschauer am Ball, teilt in kleinsten Portionen Eindrücke aus, die über die Vorstellungskraft hinausgehen, während die Beobachtung und Jagd auf Brace geschieht, der einem Netz von Geheimhaltung auf die Schliche kommt und es mit dessen eigenen Mitteln zu bezwingen versucht. Trumbulls Verschwörungsthriller hat dabei genug Anklänge zur Realität inne, wie eben dessen Drang auf den neuesten Stand der Technik Menschen beherrscht und gegeneinander ausspielt, ebenso wie stark die Sehnsucht darin mitspielt, über die Grenzen des Status Quo zu gelangen, eine Art Virtual Reality zu erschaffen (siehe das „Oculus Rift“) oder sich schlicht im kollektiven Sinneszentrum nahezukommen. Letzterer Faktor wird zudem gegen die Großen ausgespielt, sobald die Eheleute Brace am Telefon fingiert zueinander sprechen, sich treffen zu wollen, während sie sich ins System hacken. Trumbull inszeniert entschieden darin, den Menschen stets Herr über der Technik bleiben zu lassen und seinem eigenen Ansporn zu folgen, die Gefahren des Neuen zu erkennen und diese notfalls auch per Eigeninitiative zu eliminieren, um das Neue zum fortschrittlichen Durchbruch zu verhelfen (nicht umsonst stehen unsere Charaktere oftmals vor einem Modell jenes Flugzeugs der Gebrüder Wright).


Ein Stück Ayn Rand steckt durchaus in jener Selbstbestimmungsmethodik, Trumbulls Protagonisten sind aber keineswegs rücksichtslos gegenüber der Verantwortung zur Gesellschaft - dennoch lässt er die Antagonisten mit ihrer eigenen Technik derartig bekämpfen, dass sie teilweise in den Slapstick hineingeworfen werden, was nochmals in Frage stellt, wer für die Nutzung eigentlich qualifiziert ist. All das illustriert sich auch in der inszenatorischen Handhabung der neuen Sinneserfahrung, die entgegen des 1,85:1-Formats (inklusive Mono-Ton) der „Realität“ mit Panorama-Weitwinkelaufnahmen (inklusive Stereo-Ton) wiedergegeben wird und somit in etwa vermittelt, welche Bedeutung jene Entwicklung haben könnte und wie sie auf den Menschen einwirkt - soweit es das Medium zulässt. Trumbull stellt sich dabei durchaus als Advokat sinnlicher Nähe dar, der die kollektive Vereinnahmung der Leinwand versteht und seinen Zuschauern im besten Fall bewusst macht, wie weit sie sich selbst in ein neues Bewusstsein transportieren könnten, obgleich er keinen Selbstzweck darin ausübt und den Großteil des Films durchaus bodenständig hält, letztendlich jedoch den optimistischen Blick zum Potenzial frei gibt. Ihm liegt es in seiner Darstellung vor allem am menschlichen Nutzen des von Menschen geschaffenen und lehnt sich damit über die Paranoia zum Technik-Feindlichen anderer Genre-Beispiele jener (und sogar heutiger) Zeit heraus. Insgesamt also gehaltvoller als man erwarten könnte.




DIE PEANUTS - DER FILM - "[...] Der Film benutzt für diese Stationen eine dramaturgische Episodenhaftigkeit, die geläufigen Kinderserien als auch dem Gestus von Schulz’ ursprünglichem Serienformat entspricht. Der rote Faden von Charlies Ziel wird jedoch stets beibehalten und illustriert in jener Wiederholung des Scheiterns auch, dass man im Leben mit Enttäuschungen rechnen muss und dennoch niemals aufgeben sollte. [...] Letztlich hat der Film ein offenes Herz für die individuellen Belange seines Ensembles und legt trotz Rotzbengelfaktor fest, dass sich gemeinschaftlich um die Erfüllung des Einzelnen gekümmert wird und dass dieser als Persönlichkeit geschätzt wird und daran auch wachsen darf. Nicht nur Kindern wird diese Einsicht eine Menge Freude bereiten – aber das liegt eben auch an dem seit jeher anhaltenden Charme, den das Universum der Peanuts ausmacht. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




SCHREIE IN DER NACHT - Dieser Schauermauerschuppen heimlicher Schuldigkeiten, raffgieriger Erbschafts-Tycoons und erotischer Durchtriebenheit ist gewiss nicht Margheritis Glanzstunde des paneuropäischen Ensemble-Grusels. Die zwischen Vergangenheit und Gegenwart gotischen Englands pendelnde Gesellschaftsrunde am Abgrund der Moral gibt da vor allem der Spießigkeit mörderischer Grafschaften Saures, verknüpft diese jedoch mindestens genauso spießig mit der Sicht auf deren lesbische Eifersüchteleien, obwohl die Inszenierung natürlich aufreizend Kapitel aus nackter Haut schlägt. Der Hang zum Perversen geht dem Streifen durch seine Konventionalität ohnehin ab, solange dieser einen inzwischen streng harmlosen Krimi-Background (inklusive Blacky Fuchsberger) aufwendet. Entschädigen kann dafür stimmiges Setdesign in Zusammenarbeit mit souveräner Kameraleistung der Marke Haunted-House sowie reißerische Synchronsprüche und allen voran Helga Anders als Objekt weiblicher Begierde. Das alles ist innerhalb von nicht mal achtzig Minuten Laufzeit ohnehin so kurzweilig miteinander verbunden, dass man dem Euro-Chic auf dem Stairway to the Duke of Burgundy gerne einmalig eine Chance gibt, so wie dessen Herrenzunft hier beim schön verwilderten Finale im Morast versinkt. Im Werke Margheritis lassen sich aber noch durchaus schönere Schlösser besichtigen.

Sonntag, 13. Dezember 2015

Tipps vom 07.12. - 13.12.2015

Heute ist mein 28. Geburtstag und obwohl ich keine 28 neuen Kritiken aufbieten kann, sind die folgenden hoffentlich noch genug, die ihr lesen und mich auf die Art feiern könnt ;)




LE BERCEAU DE CRISTAL - Lässt sich das überhaupt experimentell nennen, was Philippe Garrel hier in beinahe kompletter Personalunion versucht hat? Fürwahr, er bricht das für gewöhnlich narrative Konzept des Kinos und lädt zur Assoziation ein, doch im Grunde bildet er schlicht die Kunstform Mensch ab. Schnörkellos kommt die Schönheit in den Fokus, sobald Gesichter von Nico, Dominique Sanda, Anita Pallenberg und Co. beinahe wie in Stillleben eingefangen werden, trotzdem ihrem Eigensinn nachgehen und doch das Licht in der Dunkelheit bleiben. Garrel macht aus ihnen zudem keine kühle Aktionskunst ohne filmischen Ansporn – sein Schnitt kommt beileibe nicht ins Schleppen, insbesondere die Lichtführung vermittelt stets mysteriöse Stimmungen und die Musik von Ash Ra Tempel verstärkt zudem den ätherischen Rausch der Beobachtung. Nun ist die Beobachtung aber keine unbedingt voyeuristische, aber es hängt ganz vom Zuschauer ab, welch heimelige Atmosphäre er stattdessen empfindet. Wer dem Sinnlichen nicht abgeneigt ist, dürfte sich jedenfalls stimmig in die Geographie der Kulissen oder gar ins Zusammensein mit den uns dargestellten/uns darstellenden Wesen hinein fühlen.


Das fast vollständige Fehlen einer Dramaturgie suggeriert gleichsam das Eintauchen in eine fremdartige Welt, reizvoll in ihrer Unberechenbarkeit und Selbstverständlichkeit. Der Minimalismus dieser Methodik konzentriert geradezu mühelos mehrere Vorstellungskräfte simultan zusammen, obgleich der weitere Verlauf des Films mit seinen Bildern uriger Gemälde und Frauen im Morgentau-Wald weiterhin wenige Fragen beantworten wird, ehe Nico doch noch atemberaubend geisterhaft aus der privaten Poesie über die Sehnsucht zu einem entfremdeten Liebhaber erzählt. Zudem scheint es so, als ob dieser im Geiste, in Spiegeln und im Zwielicht, zugegen ist oder zumindest in der Wahrnehmung unserer „Protagonistin“ verharrt, wie auch weitere Gestalten hier auftauchen. Das gibt der Aura der Dunkelkammer eine durchaus melancholische Note, das Gefühl daran hat man als Zuschauer jedoch eher selbst zu entscheiden, während die unwirkliche Optik weiterhin im Nirwana treibt. Das ist natürlich auch mal erfrischend, dass einem nicht dauernd vorgekaut wird, anhand welcher Rollenmodellen und Inszenierungsfunktionen man mitfühlen soll.


Bei gerade mal einundsiebzig Minuten Laufzeit erschöpft sich das Konzept zum Ende hin zwar und hält auch einen Sch(l)uss bereit, der sich prätentiös interpretieren lässt, jedoch bietet die Gesamterfahrung ein emotionales Potenzial zwischen den Welten Realität und Leinwand, das sich als Unikat seiner Zeit an das Äquivalent eines Traumes heranwagt und dabei auch per Schlichtheit glänzen sowie abstrakt über die Macht der Liebe, des Menschen und seines Wesen erzählen kann. Less is more. Danach wird man sich durchaus die Frage stellen, wie sehr es das aktuelle Kino oder dessen Zuschauer verlernt hat, die Kunst außerhalb der „Story“ zu reflektieren.




BASKET CASE 2 - Es ist doch so: Nach jedem Ausflug ins Werk Frank Henenlotters fühlt man sich wohler darin, anders, kaputt, gar pervers zu sein, eben von der Gesellschaft als Fehler bezeichnete Faktoren inne zu haben, die es sonst zu verstecken gilt, ein Stigma der Scham ausdrücken und ohnehin nicht dem Schönheitsideal entsprechen. Henenlotter stellt den Ausbruch aus jener Selbstgeißelung im zweiten Teil seiner Basket-Case-Saga zum einen mit einer Überspitzung dar, die anhand obskurer Kreaturen menschlicher Mutation krasse Eindrücke abgeben, welche zum anderen aber auch mit einem Menschenschlag konfrontiert werden, welcher per Selbstgefälligkeit des „Normalen“ von oben herab Widerwärtigkeit ausstrahlt. Mitten drin ist wieder mal Duane (Kevin Van Hentenryck), der mit seinem missgebildeten Bruder Belial von der ominösen Granny Ruth (Annie Ross) aufgelesen wird, nachdem die Ereignisse aus Teil eins ihnen Verurteilung und Sensationskultur auf den Hals hetzen. So geraten sie in eine Kommune an „Freaks“, die von Ruth im Sinne einer Heimleiterin oder Gruppentherapie ausschließlich innerhalb ihres Hauses gehalten wird. So bizarr und furchterregend die Auswüchse jener abseits der Gesellschaft hausenden Wesen wirken, so wenig kann sich selbst Außenseiter Duane mit ihnen identifizieren, weshalb er sich erneut nach einem normalen Leben außerhalb der Bruderbindung sehnt und dies in Ruths Enkelin Susan (Heather Rattray) zu finden glaubt. Wie es nun mal der menschlichen Natur anhaftet, fängt er damit ebenso an, vom Äußeren her zu urteilen - Henenlotters Inszenierung behandelt die Etablierung seiner Liebe sodann ziemlich spärlich, um Duanes Oberflächlichkeit in jener Hinsicht herauszustellen, obgleich er trotzdem der herzliche Naivling bleibt, dessen Leben ihm jedoch schräge Neurosen zukommen lässt.


Er handelt jedenfalls nicht mit ausbeuterischer Absicht, wie es die Gesellschaftsvertreter hierin halten. Ob nun Schmierenreporter oder Schaubudenbesitzer: Sie wollen Kapital aus dem Fehlerhaften des Menschen schlagen, umso militanter kommt Ruth sodann zum Schluss, notfalls auch mit Belials Mörderklaue gegen das Unrecht anzukämpfen. Duane ist sodann ebenso hin- und hergerissen, auch aus Liebe zum Bruder für seine Zwischengesellschaft einzustehen, woraus Henenlotter sodann einige aufregende Sequenzen zieht, welche effektiv jene Frage auf den Kopf stellen, in welchen Kreisen man die Ausnahme oder den Konsens bildet. Der Horror dieser Frage bleibt nicht aus, ebenso verstärkt Henenlotter per Lichtfärbung und Kamerawinkel das Außergewöhnliche seines Ensembles, geht sogar euphorisch und frei an dessen Beischlaf heran, was man sowohl als Ekelfaktor, aber auch als Enthemmung werten könnte. Letzteres macht eher Sinn, wenn man im Gegenzug Duanes unbeholfenen Umgang mit Susan beobachtet, der umso schwieriger wird, sobald sie doch noch ihren einzigen Makel vorführt. Die Konsequenzen, die er daraus zieht, sind aber auch Resultate der Ideologie Ruths, welche in der Positionierung der Identität genug an Zweifeln sowie eine Manie aus Duanes enttäuschter Sehnsucht schürt. Das daraus folgende offene Ende kommt sodann zu einer radikalen Pointe, die von der (zugegebenermaßen durchweg schon bewusst anorganischen) Dramaturgie her so früh noch nicht erwartet wurde. Sie ist damit aber auch Teil eines eigensinnig kritischen (im Vergleich zu Teil 3 noch dezenteren) Humors, der Henenlotters Werk seit jeher ausmacht und auch hier die Brücke zwischen Gesellschaftssatire, Bodyhorror, Perversion und Romantik schlägt, wie sie sich in aller Krassheit dennoch beachtlich menschlich greifen lässt.




SPOTLIGHT - Was zunächst die größte Schwäche am „Spotlight“ sein könnte, wird im Verlauf die einzig angemessene Lösung: Thomas McCarthys Inszenierung nähert sich seinem Sujet mit schlichtem Gestus, einer trockenen, doch respektvoll beobachtenden Kamera sowie einem nicht gerade erheblichen Score Howard Shores. Der Hang zum Affekt lässt er abgesehen von einigen Momenten zum Ende hin ebenso vollständig aus, hauptsächlich ist seine Darstellung investigativen Journalismus' eben eine der Fakten und Wahrheiten, besitzt beinahe dokumentarischen Charakter, lässt aber nie daran zweifeln, dass hier Menschen am Werk sind, die ihr ganzes Herzblut, sprich ihre Expertise an den Tag legen sowie von Berufsethos und Menschenkenntnis her Empathie entgegenbringen können. Was sie erfahren, ist an sich schon schlimm genug, als dass das Entsetzen dazu reinforciert, überhaupt ausgesprochen oder ein Monster an den Pranger gestellt werden muss. Demut zeigt sich nun mal per Bescheidenheit und McCarthy weiß in gezielten Momenten ohnehin, dass die konkrete Nacherzählung eines Grauens mitunter stärker wirken kann als eine eventuell spekulative Stilisierung des Prozesses. Jedenfalls hält es unsere Recken nicht darin auf, an den Kern der Sache gelangen zu wollen, ein System aus Missbrauch und Vertuschung von höchstem Rang zu offenbaren, das als offenes Geheimnis alle Türen verschließen lässt und alleine nüchtern betrachtet ein gesundes Maß an Spannung und Entrüstung hervorruft. Gleichsam sind stets kühle Köpfe erfordert; nichts wird vorschnell veröffentlicht, solange es nicht gänzlich spruchreif oder in allen Belangen sorgfältig recherchiert ist, damit der erhoffte Einschlag auch wirklich was bewirkt.



Die Menge an berufsbedingten und legislativen Schikanen, die sie dabei entwirren müssen, scheint mindestens so komplex wie das von ihnen beleuchtete Netz katholischer Missbrauchsfälle an sich, womit McCarthy durchaus ein effektives Gleichnis zur Nachvollziehbarkeit bildet. Das Ensemble vom Boston Globe ist dabei nur bedingt im Privatleben zu beobachten, die Charaktereigenschaften im Umgang mit Umwelt und Mitmenschen sind aber durchweg scharf zu beobachten und werden im Spiel verdammt echt vermittelt. Nicht eben ausschließlich das brisante Thema ist hinsichtlich der Existenz des Films relevant, sondern auch die Darstellung jener Unmittelbarkeit menschlichen Einsatzes und dessen Verlangen nach der Unmittelbarkeit zur Wahrheit, das sich stark gedulden muss und dadurch dennoch umso kraftvoller wird - eben so wie es der Großteil der Meinungsbildung ja scheinbar kaum noch handhaben mag. Der Film illustriert aber auch an seinen engagiertesten Figuren Fehlentscheidungen vergangener Perspektiven, aus denen sich im Nachhinein lernen, Schuld eingestehen und vergeben lässt. Zum einen wird der katholische Grundgedanke (der Charaktere) damit trotz aller Offenbarungen weiterhin aufrechterhalten und nicht zynisch verpönt; zum anderen zeigt sich darin die Notwendigkeit, die Erinnerung an ein Unrecht nicht im Lauf der Zeit versiegen zu lassen, wenn dieses nicht beglichen wurde. Umso wichtiger ist eben solch ein Film, welcher der rücksichtsvollen und gleichsam kompromisslosen Methodik der Sorgfalt den Vorrang überlässt und mit Feingefühl ans Gerechte im Menschen herantritt.




DOG LADY - "[...] Das emotionale Bestehen außerhalb einer geregelten Zivilisation gelingt hingegen ausschließlich durch die unbedingte Zuneigung der Hunde, die sich in jedes Bild drängeln und Schmatzer geben, was von ihr mit liebevoller Pflege und Verständnis quittiert wird. Dadurch entsteht ein hoher Unterhaltungsfaktor, der vom Film in behutsamer Beobachtung fokussiert wird. Ansonsten hält er sich sowieso durchweg am Tempo des Understatements, kommt schlicht und konkret zum Wesentlichen, ohne noch per nachgereichter Erklärung mit Absichten, Deutungen oder gar Urteilen um sich zu werfen, die man mitunter in der bloßen Betrachtung erfährt. [...] „Dog Lady“ verbringt hingegen die Zeit mit Impressionen eines Alltags im Abseits und bleibt dennoch kurzweilig darin, wie es sich nun regeln lässt. [...]"


(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.) 




THE REVENANT - DER RÜCKKEHRER - "[...] Die Detailverliebtheit der Ausstattung, die bärtig-abgehalfterte Präsenz kampferprobter Recken, die spürbar eingefangene Kälte der Umwelt, die Hitze und der Rauch der Flammen, der Dampf der Schlacht in Erde und Fleisch: So ausgiebig um Echtheit bemüht, gibt sich das aktuelle Mainstreamkino selten. [...] Insbesondere die schauspielerische Komponente im Falle DiCaprios grenzt an Wahnsinn und kennt keine Hemmungen gegenüber einem Ambiente, das in seiner Kälte gewalt(tät)ig erdrückt. Ihre Funktionen sind aber auch Teil einer All-or-nothing-Mentalität, die dem Großprojekt anfällt: Der filmtechnische Aufwand allein scheint die Existenz zu definieren, jenseits des Gezeigten lässt sich jedoch nur wenig Substanzielles herausziehen. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.) 




THE GIFT - DIE DUNKLE GABE - Im Nachhinein ist es schon einigermaßen schade, wie gewöhnlich nach Genre-Maß die Auflösung des hier Stattfindenden vollzogen wird. Sofort ist man geneigt, die Erfahrung runterzuwerten und bereits das zuvor bemühte Gerichtsdrama als Anlass zu nehmen, dem Film Langeweile zu attestieren. "Die dunkle Gabe" kommt gewiss auf triviale Pfade, wenn es um seine Abwicklung geht - Stärken hat Sam Raimis Film aber insofern noch genug, dass man gerne von Anfang an dabei ist. Mal ab von den effektiven Schocks, die er mit respektvollen Abständen setzen kann - ehe er zum Finale hin ein Stück zu eintrichternd zurande geht -, überzeugt die geerdete Herangehensweise an Handlung und Figurenspektrum, welche aus dem Funktionellen aufrichtigen Charakter schlägt. Der Aufbau dessen lässt sich entsprechend Zeit und gibt sich nicht gerade mit einsilbigen Definitionen zufrieden. Die Ambivalenz aller kommt am Ehesten aus der Suche nach Hilfe, Verständnis und Freundschaft zusammen - ein Kompass fürs Innere sowie für die Zukunft wird erfordert, solange die Umwelt um Hellseherin Annie (Cate Blanchett) mit Einschüchterung, Gewalt, Missbrauch und Untreue konfrontiert wird, aber aus Angst versteckt.


Annie nimmt anhand ihrer Visionen intensiver Teil an jener Angst, als ihr wirklich lieb ist - sie spricht sie wenigstens aus, allerdings auch in durchweg empathischer Bescheidenheit. Raimi sowie Drehbuchautoren Billy Bob Thornton und Tom Epperson liegt es ebenso nicht daran, den Stellenwert hellseherischer Medien in esoterischer Prätension zu überakzentuieren oder spekulativ zu trivialisieren. Stattdessen ist ihre Protagonistin hauptsächlich ein Mensch mit Privatleben - angreifbar in Lasten, Balanceakten zwischen Familie, Verantwortung und natürlich auch der Angst. Sie ist beruflich zwischen den Welten, versorgt alleinerziehend und haust leicht unter Mittelstand. Nun kann man vermuten, dass der Film damit Schwächen weiblicher Selbstständigkeit suggerieren könnte - im Gegenzug jedoch ist insbesondere das männliche Charakterspektrum eins voller Zweifel, Hass und Unverständnis (gegenüber sich selbst). Gerade der netteste kann seine eigene Haut abstreifen sehen, Tiefen heraufbefördern, sich an der Schuld seiner selbst oder anderer erwürgen sowie in seiner Aussage der Wahrheit ein Scheusal offenbaren.


Aber egal welches Geschlecht ins Auge gefasst wird: Annie versucht die gewünschte Dienstleistung, kann sich gleichsam selbst verteidigen, muss andererseits aber auch schweren Herzens anderen entsagen, wenn es ihrer Verfassung geschuldet selbst zuviel wird. Jene Charakterdimensionen rufen sich gerne öfters, aber nicht forciert ins Bewusstsein der Filmerfahrung. Allmählich steigern sich aber auch austauschbare, gar reißerische Elemente, sobald die Fundierung an einen Whodunit-Fall gekoppelt wird, der mit dem Ratefimmel des Zuschauers rechnet, obwohl die Optionen keine allzu außergewöhnliche Lösung versprechen. Mag den meisten Zuschauern egal sein, im Überangebot an ähnlichem Prozedere muss man aber schon mehr als einmal ein Auge zudrücken, obwohl Raimi noch angemessen vor einer Konklusion steht, die beinahe ins Hanebüchene fällt. Der vielversprechenden Konstruktion des Narrativs nach ist das schon enttäuschend, aber auch nur, weil dieser vorher in aller Ruhe mitreißen konnte - wohl auch, weil er seinen Schockfaktor beileibe nicht überstrapaziert und in seiner Atmosphäre auch nicht nur eine Richtung kennt, solange Charaktere diese bestimmen.




SHOPPING - Kein noch so geliebter Regisseur ist unfehlbar, selbst ein Jim Wynorski ist nicht vor durchwachsenen Werken gewappnet. Dabei hält seine "Chopping Mall" zur ersten Hälfte hin noch einige Zutaten bereit, mit denen sich ein schönes Eskapismus-Stelldichein aus Konsumgesellschaftssatire und Genre-Irrwitz bilden könnte. Insbesondere die Auftritte von Paul Bartel und Mary Woronov signalisieren im Intro schon eine gehässige Klasse, die sich äußerst beglückend mit Wynorskis Hang zum Slapstick vereint, den er sodann mit einem Querschnitt der amerikanischen Mall-Kultur konfrontiert: Kellnerinnen, Fettsäcke, Nerds, unterbezahlt frustrierte Reinigungskräfte (Dick Miller), notgeile Buben und Bienen sowie das designierte Final Girl, die sich fortan alle mit den Kreationen einer Corporate Identity herumschlagen müssen. Damals waren jene ausschlaggebenden Roboter Synonyme für eine eventuell außer Kontrolle geratende Technokratie (siehe auch "Terminator"), heute würden sich Parallelen zur militarisierten Polizeigewalt aufspannen, wenn man bedenkt, wie brachial die Maschinen hier "zur Sicherheit" ausgestattet sind. Die Gefahr künstlicher Intelligenz ist jedoch nicht weit genug durchdacht, da die Killbots nur zu solchen werden, weil ein böser Blitz (?) einschlägt.



Die mörderischen Gimmicks, die sie daraufhin benutzen, sind nicht mal halb so gewitzt wie das Sprüchelager Wynorskis für seine nach Slasher-Regeln dezimierte Jugend-Truppe, die sich nach dem (visuell gut bestückten und doch unschuldig pubertär dargestellten) Beischlaf im nachtaktiven Einkaufszentrum gegen das Trio an Metzelmechs behaupten muss. Jener Überlebenskampf nimmt sich derartig ernst, dass jeder zuvor etablierte Spaß im Keim erstickt und dank gemäßigten Budgets ohnehin teils unbeholfene Action aufbietet. Für mehr Energie hätte sich das Drehbuch aber bereits jenseits der Ausgangslage anstrengen müssen, vielleicht clevere Eskalationen ausdenken oder Rat bei Bartel und Woronov einholen können. Es ist schließlich kein ineffektives Unding, gepflegt beobachteten Society-Witz ins Genre-Prozedere einzuarbeiten, wie z.B. "Chucky 2" oder andere Werke des Herrn Wynorski beweisen. Dieser Film hingegen lässt sein Potenzial stetig abbauen und weiß dabei am wenigsten mit seinen Charakteren anzufangen, obgleich im Finale zumindest eine stärkere Frau aus dem Ganzen hervorkommt - wenn auch nur als Nachhall Sarah Connors. Irgendwo insgesamt eine mittelschwere Enttäuschung und doch recht harmlose Genre-Kost mit zumindest einigen großartigen Momenten zum Durchkichern. Auf jeden Fall kein "Dawn of the Dead".




WILDE HUNDE - RABID DOGS - "[...] Es dürfte daher spannend werden, auch weil die Entführer gewisse Ambivalenzen mit sich tragen und im Rückblick Opfer einer skizzenhaften Manipulation statt Herr ihres eigenen Handels sind. Man könnte genauso sagen, die Gesellschaft ist Schuld – ähnlich simpel lässt sich die tiefere Ebene des Films erklären, die auch auf plumpere Symboliken, wie Radioheads „Creep“ („The Gambler“ lässt grüßen), setzt. Regisseur Hannezo, der hier sein Debüt abliefert, kommt mit inszenatorischem Geschick gut darüber hinweg, wie wenig das Drehbuch zu erzählen hat, und suggeriert in der Darstellerführung mehr, als das größtenteils gängige Entführungsprozedere nach Jahrzehnten Filmgeschichte überhaupt Neues aufbieten könnte. [...]"



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REMEMBER - "[...] Stellt [...] plump, aber nicht uninteressant Fragen über das wahre Ich, Schuld und Rache, Verhältnisse zwischen Opfern und Tätern, und wie sich die Gegenwart ein Abbild der Vergangenheit bildet. Nicht, dass Egoyan diese Aspekte subtil oder einprägsam auflösen könnte – doch er nimmt seine Inszenierung zumindest so einfach, wie es das Drehbuch von Benjamin August hergibt. Damit ist auch eine stets künstliche Aufregung verbunden, die der innewohnenden Taktlosigkeit des Ganzen hilft und dessen Trivialität herausstellt. Aber das ist immer noch besser als ein trockener Teufelsknochen oder die umständlich zerwürfelte Eintönigkeit einer spurlos Verschwundenen, die Egoyan zuvor versuchte. [...]"



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Bonus-Zeugs:




SCHNEIDER VS. BAX - "[...] Nun ist die Inszenierung von minimalistischen Actionszenen noch souverän und die Erfassung einzelner Abläufe in ihrer formalen Strenge so kohärent wie glatt gelungen – allerdings bleibt es bei einem blassen Vergnügen, das in seinem Menschenbild nur schwer zur Identifikation beiträgt. Bax’ Tochter Francisca hat Depressionen? Einfach einen Gag draus machen, ob sie Müsli statt Drogen haben möchte. Nimmt Bax (van Warmerdam selbst) jene Drogen? Kann man doch einen unausgegorenen Gag mit Halluzinationen bringen. Ist Bax’ Vater geil auf junge Mädchen und legt sogar bei seiner Enkelin Hand an? Dann kann man ihn auch nach zwei Szenen brutal durch sie abstechen lassen [...] Immerhin wird in solchen Momenten deutlich, welch kaputte Familienkiste bei diesem ansonsten belanglosen Exkurs ins Vermutet-Abgefuckte injiziert wird. [...] Fernab dessen bleibt der Film Träger eines plumpen Zynismus [...]"



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