Sonntag, 26. März 2017

Tipps vom 20.03. - 26.03.2017


Liebr Lesee,

erinnert ihr euch noch an das Intro von letzter Woche? Tja, im Grunde habe ich die dort erwähnte Herangehensweise ans Texten nun tatsächlich so weit wie möglich umgesetzt und jeden Film mit maximal 350 Wörtern an Besprechung beehrt. Ich möchte aber trotzdem mal meinen, dass euch Lesern da letzten Endes nicht viel an Lesestoff fehlen wird, denn das Programm beläuft sich tatsächlich auf 15 ausführlich mit Meinungen ausgestattete Titel! In dem Fall ist es also unter Umständen noch ganz angenehm, so kompakt in die Empfehlungen schielen zu können, auch wenn ich bei längerem Freiraum Richtung WochenENDE sicherlich noch detaillierteren Stoff hätte liefern können. Zum einen gab es allerdings diese problematische Umstellung auf die Sommerzeit, zum anderen war ich bis Samstag Abend noch mit einem Workload am Schnittpult beschäftigt, der zurecht nicht auf sich warten lassen konnte. Dennoch hielt sich die Ambition des Wittes binnen der Woche wacker, denn was sonst wäre so spontan und gemeingefährlich zu bewerkstelligen wie der Plan, einen 24-Stunden-Marathon von Mittwoch auf Donnerstag im Eigenheim zu veranstalten? Ganz recht, die Mammutmenge an Sichtungen, die hier nun per Schreibkraft reflektiert wird, entstammt jener Herausforderung hinsichtlich Schlafentzug, Auffassungsgabe und Durchhaltevermögen – und ich kann stolz sein, zu verkünden, dass es eigentlich recht gut geklappt hat; auch dank Kaffee, Cola, Fleisch, Pizza und moralischen Support meiner Freunde und Bewunderer, hihi. Gut, einen Film habe ich mit nur einem Satz bedacht, aber der Rest sollte nicht ohne seine verdiente Erwähnung wie Eindrucksschilderung auskommen – so ist es dann auch geschehen! Ich weiß jedenfalls nicht, ob ich demnächst noch solche Großprojekte aufziehe, da nach dem Zehnerpack der letzten Ausgabe auch mal Schluss sein muss, sich so zu verausgaben. Echt mal, ich habe schon Muskelkater in den allmählichen lahmgewordenen Pfoten, aber: Selbst Schuld, ne? Von daher möchte ich (mich) nicht länger aufhalten und auch diesen Text bei unter 350 Wörtern belassen – ein Hinweis noch: Der erste Film war außerhalb der Aktion auf der Mattscheibe, danach kommt aber das zentrale Pensum meiner cineastischen Völlerei zu Wort. Auf auf!




Was beim Bruceploiter „Der größte Schlag der Todeskralle“ jetzt inhaltlich von Belangen sein sollte, war mir nach der Sichtung längst entfallen und sollte im Kontext des Films auch nicht wirklich verinnerlicht werden. Hauptsächlich ging es um krumme Geschäfte, um Heroin/Koks und die Frage, warum Bruce Lee (Bruce Li, auch mit einem Plakat von „Abschied von der Todeskralle“ vertreten) vor Ort ist, um den Superboss Paul (Paul L. Smith) der Rache wegen zu ruinieren. Das war alles so basisch ausgehöhlt und mit redundanter Kolportage im Dialog ausgestattet, dass alsbald wiederum klar wurde, wo es im taiwanesischen Martial-Arts-Kintopp hinzuschauen gilt. Regisseur Jimmy Shaw hat zum einen nen Mordsständer fürs Panoramaformat und zum anderen das Realitätsverständnis eines Kindes. Wie Spielzeug dürfen hier alle ausgerechnet im kernigen Klima der Kriminalität durch die Luft springen, sich zu Gruppen oder am Lenkrad in Containern verstecken, eben von dort aus für den Effekt herausjumpen sowie eine Motorrad-Stuntshow umsetzen, die in ihrer Menge höchstens von derer an Zooms unterminiert wird. Geistloses Dahinschludern kann man jenem Ensemble des Eskapismus allerdings nicht vorwerfen, schließlich inszeniert sich stets eine Ehrfurcht fürs Gewicht durch, die im Blick zu besagten Containern einen bannenden Monolithen erspäht, ohnehin mit Antagonist Smith ein Bud-Spencer-Imitat auffährt, das sowohl sein Vorbild emuliert als auch einem Kaiju ähnlich die Gesetze der Physik aushebelt. Zuvor rückt Shaw aber noch eine zierliche Pflanze in die Mitte des Bildes, während links und rechts die Konversation zum Konflikt betrieben wird. Letzterer wird allgemein äußerst hinausgezögert, vor allem binnen der Anfangsphase mit ellenlangen Kampfsport-Demonstrationen gefüttert, ehe ein erneuter Nachtclubbesuch mit asynchron funkenden Soul-Men von statten geht. Solch ein Mindestmaß an Unterhaltungswerten macht einen hingegen bei der Gegend voll gedimmt keimiger Sporthallen, Banner und trister Wohnungseinrichtungen locker, färbt auf das Figurenensemble und deren spekulative Handlungen ab. Schließlich kann es irgendwann niemand mehr aushalten, Mentos mit Cola Light zu mischen, sprich seine Energien zu verschütten (obgleich Lee-Mithelferin Angela Mao von Anfang an überdreht) und auf schnellstem Wege Pappkameraden wie -häuser einzureisen. „Zazie“ wäre stolz und ich noch froher, wenn jener Klimax auf Spielfilmlänge konzentriert wäre.




Wie lassen sich 24 Stunden an Filmen fröhlicher anfangen, als mit einem Fest der Gigabrüste via Russ Meyer? Auf Geheiß der „Megavixens“ gilt es also, die Enthemmung zu fördern, insbesondere im Amerika zu Beginn der 70er Jahre Freigeistig- oder Feistigkeit zu markieren, wozu sich natürlich auch die üblen Wurzeln menschlicher Schöpfung anmelden, ehe man die Ernte an Hasch und Haut einfährt. Im höchsten Maße konfliktgeil steuert da Sheriff Harry (Charles Napier) der wüsten Wüste entgegen, mit permanent rotem Schädel und Grinsen auf Korruption eingestellt, Fremdenhass und Leibesvisitation im satirischen Wahn des Hardboiled-Kollers zu verknüpfen, während der Geist der Nation in Gestalt draller Nacktheit (Uschi Digard) an Schrecken staunt oder die Subversion per Frivolität montiert. Die harten Typen kriegen indirekt ihr Fett weg, werden vom Groove der Lust wie jeder andere auch auf die Triebe hin ausgepellt, weshalb das von Harry umschwärmte Pendel zwischen Cherry (Linda Ashton) und Raquel (Larissa Ely) nicht ausbleibt, im Endeffekt aber ohne ihn zur Beglückung auf Augenhöhe gelangen kann. Voraussetzung dafür ist sein Buckeln vor dem bettlägrigen Mr. Franklin (Frank Bolger), einem Verbrecherguru mit ebenbürtiger Promiskuität, der die Invasoren an Mexikanern und Indianern loswerden will, damit der gemeinsame Schmuggel von Marihuana verhüllt bleibt. Die Vergänglichkeit solch böswilliger Widersprüche hallt bis heute nach, passend dazu wird das kriminelle Element Droge von Meyer wie gehabt eher als ironischer Aufhänger an Moral verwendet, um die Exploitation daran ballen zu lassen. Da hat sich seit den „Satansweibern von Tittfield“ nichts geändert, höchstens eine Erhöhung der Dosis Delirium, inwiefern der Rahmen der Reportage mit seiner Ära spielt, am Narrativ vorbei frohlockt, Sprachen mischt und anhand der Frauenflowerpower ohnehin jedes Ei weichkocht. Das Macho-Kompendium kommt dennoch wie aus der Kanone geschossen, weil das Leben ohne nur halb so aufregend wäre – mit dem Herzblut bei der Sache zu sein, heißt auch, dass es herauszuballern geht und da spart der Film kein Räudentum aus, um manch zynische Schnauze tönen zu lassen. Doch wenn deren Dödel frei durch die Prärie schwingt und die Fantasie vom Nippelnuckeln aus dem Sand buddelt, zeugt das Gegeneinander beinahe schon von utopischer Harmonie.




Dreht man daraufhin am Schwarzweiß-„Color Wheel“ Alex Ross Perrys, hat sich in Sachen Enthemmung wiederum gar wenig bewegt – und das mit über 40 Jahren Fortschritt im land of the free. Perry zeichnet seine Generation und folgerichtig sich selbst binnen einer der Hauptrollen für die Ironisierung einer emotionalen Distanz zugänglich, der es an kollektiver Beziehungsunfähigkeit krankt, eine Vielfalt der Degradierung in der Bekenntnis zueinander vor sich hin murmelt. In dem Fall ist es natürlich auch Familiensache sowie an einem Roadtrip exemplifiziert, der den Griswolds ähnlich auf die Dynamik des Dysfunktionellen angewiesen ist, um der Ungerechtigkeit des Seins entgegenzutreten. Lässt sich daran etwas ausrichten, wenn die Katharsis in beiden Varianten letztendlich zur temporär befriedigenden Verstörung sozialer Norm führt? Bei Perry äußert sie sich noch selbstbewusster als Anarcho-Geistesblitz aus Verzweiflung, innerhalb der College-Geschwister Colin (Perry) und JR (Carlen Altman, auch Ko-Autorin) auf einem Pfad des Meh-to-the-Future, bei welchem der Zerfall der Sicherheit durchweg eine inzestuöse Anziehungskraft/-neckerei verströmt. Perry macht eine Pointe der Eitelkeit draus, als dass er der Empathie darin nachspürt, aber sei's drum – diese Figuren sind bewusst eher anstrengend in ihrer Fassung, auf einen Geräuschpegel der Konfrontation eingestellt, der sich im Vornherein mit der Drahtbürste abtrocknet. Selbst die garantierte Sympathie in der Zerstreuung religiöser Dogmen binnen der Unterkunft im Christenhotel wirkt bei den beiden ganz gemein, so wie Colin den Anlass mit Kotze eindeckt, JR den Sex anderer nebenan der Soundkulisse wegen persifliert. Ist dann nur recht, wenn die Reise dahin führen soll, ihre letzten Sachen aus der Wohnung des Ex abzuholen, der von jener Frau schon nichts mehr wissen will. Beinahe schon selbstverständlich addiert sich dazu der Umstand, dass es sich dabei um ihren Uni-Professor handelt, so wie sich der Intellekt ebenso in Perrys Nachfolgewerken als potenzielle Komplementärfarbe des Zynismus addiert. In der Mumblecore-Attitüde aller schwingen trotzdem zig brillante Dialoge mit, denen man bei aller Ballung und Natürlichkeit stets nur zu wenig Anerkennung zu schenken vermag – beim latenten Rassismus Colins wundert es aber kaum, dass man ihm Wein in die Hemdtasche schüttet; dass die im Verlauf spontane Erotik eher als Impuls des Selbsthass wirkt.




Blickt man noch weiter zurück, liegen die Wurzeln dafür auch in Filmen wie „Gangster in Key Largo“ bereit, jenem Spannungsstück John Hustons, das in der Nachlese des Zweiten Weltkriegs zur bestehenden Amoral der menschlichen Natur Stellung nahm, ohne den reinen Antagonismus daran festzustellen. Die Gefahr ist dennoch ein ständiger Begleiter für Major Frank McCloud (Humphrey Bogart), selbst wenn er das Hotel seines alten Freundes James Temple (Lionel Barrymore, „Ist das Leben nicht schön?“) binnen der Key-Largo-Insel gen Florida besucht; zwar die Risiken eines wiederkehrenden Hurrikans in Kauf nehmen kann, aber nur bedingt die Belagerung durch skrupellose Verbrecher unter Führung der berüchtigten Milieugröße Johnny Rocco (Edward G. Robinson). Der und seine Schergen sind zwar selbst nur Überbleibsel einer vergangenen Ära, doch weiterhin Urheber eines langsam anpirschenden Terrors, der dabei zwangsläufig Zyklen der Selbstzerstörung eingeht und willens ist, alle mit sich herunterzuziehen. Die klassischen Signale der Edelmut können da nur wie bestellt und nicht abgeholt dreinschauen, doch sie spielen ihre Fassungslosigkeit zunehmend als Verhandlungsbasis aus, so wie sich die Gleichung von Gut und Böse scheinbar immer mehr von externen Faktoren abhängig macht. Bogarts Positionierung im Kammerspiel der Bedrohung mahnt nicht von ungefähr an den „Versteinerten Wald“, wenn die Natur ebenso Boten vorausschickt, Traumata und Schuld an/wegzuschwemmen, die sich seitdem als verstärkte Faktoren binnen Realität wie Leinwand kristallisiert haben, von der Größe vergangener Zeiten sprechen und trotzdem nur eine Hinterlassenschaft der Schmerzen nachweisen können. Eine neue Generation via Temple-Tochter Nora (Lauren Bacall), Migranten und Ureinwohnern versucht die Knüpfung eines Neuanfangs, begegnet jedoch verschlossenen Türen, Gesetzeshütern trivialer Auffassungsgabe, eben einer Machtlosigkeit gegenüber dem Status von Geld und Waffe, vor dem alle auf einmal kuschen müssen und Huston umso dringlicher die Klaustrophobie einer Gefangenschaft zeichnet – vor allem, wenn sie keiner Partei die Flucht einheimsen kann. Alle stehen unter Zugzwang, auch sich selbst gegenüber in einem Set, das sogar die natürlichste Oase an versprochenem Frieden nur als Konstruktion gepachtet hat, auf den Schreckmoment genau von Blitzen, Sturmregen, Nacht und Nebel umringt wird. Der Sog daran ist allerdings durchweg echt geblieben, quasi als Zerreißprobe gegen alle Zerreißproben.




Komisch ist, dass ich bei Hong Sang-soo selten Überraschungen, sprich eine Abwandlung seiner Stilistik erwarte, so wie mir seine Markenzeichen und Themengebiete inzwischen ans Herz gewachsen sind; gleichsam auf eine Vielfalt der Liebenswürdigkeiten sowie des Humors hoffe, wie es einen z.B. bei „Right Now, Wrong Then“ erwischte. Viellicht liegt es auch nur daran, dass ich in der Woche schon „Haewon und die Männer“ von ihm gesichtet hatte, auf jeden Fall war ich kurz darauf nicht allzu gebannt von „Ha Ha Ha – Das Leben ist ein Witz“ eingenommen, der sich in knapp zwei Stunden Laufzeit (ungewöhnlich lang für den Mann) erneut darauf berief, wie variabel die Funktion des Geschichtenerzählens auf dessen Protagonisten abfärbt, wie sich deren Erfahrungen kreuzen und die Balance des jeweiligen Herzens in eine Falle der Sehnsucht schleusen, wenn sich auch jedermann irgendwann im Zweierprofil zwischen reihenweise Soju-Flaschen wiederfindet. Interessant bleibt, wie allumfassend die Bindung zu Traditionen, inner- wie außerfamiliären Beziehungen auf die Gezeiten geprägt wird, allen voran im männlichen Spektrum auf die Untragbarkeit jener etablierter Ideale (auch jene der Künste) hinsteuert und die Gnade darin findet, dass kein Mensch unfehlbar mit beiden Beinen im Leben stehen kann. Verehrter Hong, das ging trotzdem schon mal effizienter durch deine Hand in den Verstand, im Grunde auch ohne diesen Hang zur Romantisierung, den du dir normalerweise für Traumsequenzen aufhebst und jene umso stärker wirken lässt, wenn man sie genauso gut untrennbar mit dem sonstigen Geschehen der Leinwand, sprich dem Wunschwesen der Charaktere verstehen kann. Ich gebe zu, das ist alles noch fernab von „Alles-ist-verbunden“-Allgemeinplätzen, die sich seit „Traffic“ ins Weltkino eingenistet haben und inzwischen furchtbar verkitscht daherkommen – aber im Grunde lässt sich jede Formel eventuell überholen, auch wenn die Details darin weiterhin voll wahrhaftig Bittersüßen aufs Glück (zu zweit) hoffen. Die Pillensucht gegen die Depression ringt hier ums Lachen, das Lachen neben Wohnung und Job um die Gunst einer unnahbar temperamentvollen Schönheit von nebenan, jene Frau um eine Würde nach Format des Admirals Yi Sun-sin. Bei den Konstellationen im Zeitgeist-Querschnitt kann ja nur mehrmals geweint werden – oder man säuft sich Mut an.




Ob sich etwas Schönes aus Propaganda schöpfen lässt, wollte ich mit der nötigen Vorsicht erneut feststellen, als es darum ging, den allerersten Anime in Spielfilmlänge, „Momotarô: Umi no shinpei“, zu sichten. Könnte man den Film von Mitsuyo Seo auf seine historische Kunstfertigkeit reduzieren, wäre man bei einem verspielten Traumtänzeln zugange, das der Bewältigung der Furcht eine Einigkeit voll malerischer Grenzenlosigkeit verinnerlichen konnte. Der Surrealismus binnen der Glorifizierung und Verharmlosung des Kriegstreibens anno 1945 ist jedoch nicht bloß eine trügerische Angelegenheit voller Widersprüche zwischen Kunst und Funktion, sondern angesichts der Konsequenzen im Nachhinein auch eine voller Tragik und Fahrlässigkeit, wie überzogen sich die Überzeugung hier selbst besingt und nur schwer vorstellen wollte, dass ein verhängnisvolles Ende dessen möglich war. Anhand einer anthropomorphen Tierwelt, die trotzdem von einigen menschlichen Würdenträgern und Witzfiguren an Alliierten bevölkert ist, zeichnet man den Ruhm der japanischen Fliegerstaffel vor, die in ihrer Heimat ein hohes, nationalistisch-jingoistisches Ansehen bekleidet, stolz und demütig zugleich vor Tälern, Feldern und der Sonne steht; sicher stellt, dass Tapferkeit und innere Führung selbst bei kleineren wie größeren Krisen den Tag retten können. In jener Anfangsphase äußert sich die Ideologie vielleicht noch weniger bestimmt als filigrane Sage der Gemeinschaft, verlässt sich ohnehin mehr auf eine Erzählung ohne Dialoge, zu welcher sich eine aus den Kinderschuhen entwachsene Faszination zur Lebendigkeit via Animation erahnen lässt. Einige frühe Tricks mit der Ebenenschärfe sowie die Behutsamkeit zur Atmosphäre/Verknüpfung mit der Natur kommen ebenso als Herzenssache an, doch spätestens sobald der martialische Schaffensdrang auf pazifischen Inseln die Stimmung einnimmt, ist jede Unschuld ausradiert bzw. zweckentfremdet. Die Überlegenheit des Waffenapparates ist hier als Bildungsauftrag und Futterfest im Musicalformat aufgelöst, dramaturgisch erst recht auf ein selbstgenügsames Nichts reduziert, das seine niedlichen Fabelwesen auf Slapstick eicht, ehe die Zeichen der Zerstörung im Gewissen ankommen sollen. Von der Gegnerseite her sieht man zwar stille Nachspiele, jedoch solche ohne Opfer, bis dann schließlich der Rückschlag in reißerischen Kontrasten (inkl. On-Screen-Bodycount) stattfindet - gefolgt von einer US-Kapitulation, die in ihrer Lächerlichkeit nicht mal einen Stereotyp, nur die Schwäche des Gegenübers feststellen will. Bei allen Tiervergleichen eine unmenschliche und fatale Naivität.




Einen gewissen moralischen Kompass muss man in Sachen Film ja vertreten können, bei „Draculas Hexenjagd“ wird allerdings mit zweierlei Maß gemessen, bis letzten Endes doch die mittelschwer konservativste Lösung in die gotische Phantastik einkehrt. Die Hammer-Studios waren sich bei Einzug der 70er Jahre nicht sicher, ob ihr dazumal schon klassischer Horror noch eine Chance in der internationalen Eskalation an Schauwerten haben könne, von daher sollte die Rekrutierung der Playmate-Sisters Madeleine und Mary Collinson einen Sexappeal signalisieren, der sich gleichsam vor keiner Blutschröpfung scheuen würde. So ganz der Exploitation anvertrauen wollte man sich dann doch nicht, im Gegenteil: Anhand von Hexenjäger Gustav Weil (Peter Cushing) hegt der Film sogar ambivalente Gefühle, ob der Prozess der Hexenverbrennung nicht sogar seine Berechtigung hatte, indem er dem Aberglauben insofern Recht gibt, dass die Frauen unter der Obhut des vom Satan angebissenen Graf Karnstein (Damien Thomas) - inkl. rassistisch stilisiertem Sidekick Joachim (Roy Stewart) - absolut zu vernichten seien. Der erzkatholische wet dream wird insofern noch hinterfragt, dass Cembalo-Lehrer Anton Hoffer (David Warbeck) die reaktionäre Willkür von Weil eines Besseren belehrt; als Sprachrohr des Zuschauers ohnehin zu Protokoll gibt, wie unbeliebt die Truppe der Rächer im Dorf ankommt. Doch selbst wenn man die Abneigung gegen den Mob projiziert bekommen soll: Ein Cushing wird bei Hammer nie zum totalen Ekel, parallel dazu züchtigt man dann auch der Würde halber die Ausgabe an nacktem Fleisch auf zurückhaltende Dekolletés und Satansriten, ehe ein magic moment vonseiten der Collinsons im dritten Akt ausgepackt wird. Less is more am Arsch. Weil ich aber nicht bloß als notgeil verbleiben will, möchte ich die durchweg stringende Immersion in jene tristbigotte Dorffolklore loben, die unseren (eher funktionell spielenden) Zwillingen Frieda und Maria nur bedingt zusagt, ehe Frieda nachts das Weite sucht und bei besagtem Agent Provokateur mit Kaiserschein Karnstein als williges Beißergirl vorstellig wird. Maria kann diese Aktionen nicht allzu lange decken, vom Misstrauen aus gibt’s bald Tote und einen Story-Konsens, wie man ihn seiner drakonischen Spitzen wegen ausschließlich in der Menge an Spezialeffekten messen soll. Also nichts gegen Routine, aber bei den Mädels ist die hiesige Verzögerungstaktik eine offensichtlich verklemmte Ausrede.




Ich genieße das Glück, in eine echte Diktatur hineingeboren zu sein, doch noch froher bin ich, seinerzeit kaum etwas davon mitbekommen zu haben. Ein weiteres Zeugnis von der erschlagenden Tristesse der DDR habe ich mir wiederum via „Heute abend und morgen früh“ zu Gemüte geführt und obwohl das Ganze unter einer Stunde Laufzeit verbleibt, ist dessen Querschnitt vom Alltag ein Hilfeschrei sondergleichen. Regisseur Dietmar Hochmuth hatte in seinem späteren Werk nicht grundlos Kritik am Prozess des regimefreundlichen Filmemachens genommen, in dieser seiner Abschlussarbeit entwickelt man jedoch schon einen paranoiden Krampf, wie viel Zufriedenheit der vermeintlich attraktiven Lebensqualität entgegengebracht wird. Die Idealisierung bietet für die namenlose Stomatologin (Christine Schorn) binnen Ost-Berlin eben ein Kessel Buntes in Schwarz-Weiß; Backstein-Bruchbruden, die Kino, Kunst, Welthandel und ein Bündel an frohen wie kuriosen Bekanntschaften bereithalten, ehe der Tag voller Versöhnlichkeit für die jungen Leute im Reihenhaus endet/anfängt, um das Kind für die Schule bereit zu machen, mit dem Gatten (Rolf Hoppe) in aller Kleine-Leute-Gemütlichkeit zu legieren. Wie so oft im Kino der DDR mangelt es dem Image wegen an genuinem Konfliktpotenzial, doch der Anspruch einer Wahrhaftigkeit binnen der Gestaltung wäre noch weit perfider, würde Hochmuth nicht seine mehr oder weniger subversiven Signale des Dissens austrahlen. Da wäre zum einen der Soundtrack Günther Fischers, der genauso gut dem Abspann eines Lucio-Fulci-Films entstammen könnte; passend dazu eine verfolgende Steadicam, um welche man keine Absperrung oder Statistenanweisung bemüht hat, weshalb jeder zweite Fußgänger in die Linse schaut, teilweise Massen an Schaulustigen um eine Szene versammelt. Umso verstörender lässt sich das mit der lockeren Haltung der Protagonistin vereinbaren, die Flirts von vorbeifahrenden Sowjetkarren empfängt, nachsynchronisierten Small Talk am Bahnhofskiosk betreibt und auch nur wenig Bedenken bekundet, wenn der Kommissar im Alleingang bei der Kundenschlange im Tante-Emma-Laden um eine vermisste Person nachfragt. Diese Episoden versprechen eine Verbundenheit des Miteinanders, den man im Sozialstaat eben nur oberflächlich empfangen konnte, zeigen mit der Kamera aber auch auf Polizisten nahe einer Kirche, von denen ich sofort überzeugt war, dass sie gleich jemanden erschießen würden. Unser von oben zuschauendes Ehepaar begnügt sich stattdessen mit dem Frühstück, der gewitzten Moderne inklusive zerdeppertem Gartenzwerg.




Im Kino Hongkongs vor 1997 waren die wildesten Genre-Verknüpfungen vertreten, um sich die Schauwerte des Westens via der eigenen Filmindustrie ab Shaw Brothers und Co. derart eigen zu machen, dass man heute noch dumm aus der Wäsche schaut, wenn man deren Variante einer Actionkomödie wie „The Last Blood“ zu Gesicht bekommt. Tempo und Ressourcenaufgebot hatte ich ja schon hinsichtlich Tsui Hark des Öfteren hervorgehoben, womöglich aber noch nicht das Wechselbad an Stimmungen, das mit den meist überbordenden Plots einhergeht – Autorenfilmer Jing Wong demonstriert hier insofern eine Melange aus Heroic-Bloodshed-Intrigen, Verfolgungsjagden und Bleientscheidungen in Sekundenbruchteilen, turbulenter Buddy-Comedy und spontanen Religions-/Weltpolitik-/Extremismus-Überhöhungen, wie sie nur zu gerne zwischen blutigem Terror-Knalleffekt und spritziger Gesellschaftsverballhornung pendelt. Den Startschuss dafür gibt der Bösewicht (Ho Chin) via der Roten Armee Japans ab, welcher mit einer Manie um sich reißt, die alsbald den Daka Lama als nächste Zielscheibe auserwählt. Kommissar Lui Tai (Alan Tam) hält jedoch clever und smart per trockenem Brillengestell dagegen und führt einen Straight-Man-Kontrast gegenüber allen Verrücktheiten zur Blüte, während endlos viele Kugeln und Körper um ihn und Partner Stone (Ka-Yan Leung, hier als schwangerschaftsfokussierter Vater von sieben Mädels) herum fliegen, an jeder öffentlichen Biegung eine explosive Wende nach der anderen reihen. Diese ortsansässigen „Tango and Cash“ werden auch damit beauftragt, den Lama zu beschützen, doch die Mörder stehen schon auf der Rolltreppe und treffen ebenso die mit seinem Schicksal verbundene Freundin von Kleinspurganove Bee (Andy Lau), weshalb nun beide als Träger der seltensten Blutgruppe überhaupt auf einen Spender angewiesen sind (weil alle anderen vorzeitig abgemurkst wurden): Fatty (Eric Tsang), seines Titels gemäß ein pummeliger Schwerenöter, der fortan stets auf der Flucht vor Cops und Gangstern in jedes noch so kuriose Actionszenario stolpert, bis ein dramatisches Massaker unter Unschuldigen nicht bloß einige Western-Topoi inklusive falscher Fluppe auffrischt, sondern auch die Krankenhausvisite von „Hard-Boiled“ vorwegnimmt, ohnehin als Krachklamaukvariante von „Lethal Warrior“ verstanden werden kann. Pyrotechnisch und vehikelschrottend ist man hier also auf Eskalationskurs eingestellt, im Dialog umso hysterischer am Bashen, wovon auch die weisesten Religionsoberhäupter nicht verschont bleiben – nur die Spitze des Eisbergs binnen der Übersteuerung des drollig zerfetzenden HK-Kochkessels.




Robert Altman, das ist jemand, den ich bisher am ehesten mit seinem „Popeye“ in Verbindung bringen konnte – das darauf erfolgte „Komm' zurück, Jimmy Dean“ hat nun jedoch die besseren Chancen, einen Status als Qualitätswerk auf Lebenszeit inne zu haben. Jene Erkenntnis verschleiert natürlich nicht, wie ähnlich sich die Arbeiten manchmal sind, mit dem jeweils an Lebhaftigkeit aufgestockten Ensemble durch frei formbare Kulissen schlendern, kreuz und quer kommunizieren, dass es Ambition wie Konstruktion daran locker/minimalistisch macht, neben musikalischem Esprit und interpersonellen Eigenarten aus jahrzehntelanger Bindung schließlich ein Wiedersehen mit den Geistern der Familie als Konfrontation der Herzen aufbietet. Das beinahe ausschließlich auf Frauen konzentrierte Kammerspiel um den einigenden Kult der Legende James Dean verabredet sich zudem zu einer Abrechnung, was die Haltbarkeit einer Nostalgie angeht, die an der eigenen Vergänglichkeit vorbei argumentiert, Schmerz als 50's-Americana dekoriert. Das Arsenal an zuckersüßen Erinnerungen sucht sein Spiegelbild in der konstanten Auf- und Abblende zur Theke des Kiosk Juanitas (Sudie Bond), einer streng gläubigen Christin unter Provinzmädels mit dem Banner der „Disciples of James Dean“ im Jubiläumstaumel. Das reiterierte Aufleben im mehr oder weniger verklärten Ableben jener Ikone stellt dann auch die persönlichen Bezüge an Existenzen vor, die sich und ihre Vergangenheit bis aufs Weitere daran definieren, allen voran Mona (Sandy Dennis), die seit jeher von ihrer Liebesnacht mit dem Hollywoodhünen überzeugt ist und den gemeinsamen Sohn nach ihm getauft hat. Dass man diesen nie sieht, ihm aber ständig nachgerufen wird, erzählt schon reichlich von der verkopften Kuppel des bannenden Traumas aller, das in seiner Stille ringsum mehrmals die Jukebox anschmeißt, die ehemalige Unbekümmertheit als Grabrede zur Brust nimmt und in derer Reanimation umso verzweifelter zum Gift der Ideale greift, wenn der eigentliche Charakter der Vergangenheit das mental image verzerrt. Cher, Kathy Bates und Marta Heflin sind da ebenso an der Anpassung gegenüber Joanne (Karen Black) beteiligt, während Altman die Wechselwirkung der Wachstumsschmerzen vom ehemaligen Bühnenformat weg in der individuellen Psyche/Trivialität/Wut zu Gewohnheit und Vorurteil verinnerlicht, sich vielleicht auf vielerlei Geständnisse in Folge stützt, aber durchweg die Natürlichkeit im Clinch mit der Wahrheit im Einzelnen und Gemeinsamen für sich wirken lässt.




Der schwedische Regisseur Hasse Ekman war seinerzeit zwar eng mit Ingmar Bergman verbandelt, aber nur bedingt auf dessen Stufe angesehen, was man sich beim „Mädchen mit den Hyazinthen“ zumindest soweit denken kann, dass er via Genre auf die Spurensuche vom Leben verunglückter Seelen ging. Er gibt sich vielleicht auch etwas ungeschickt darin, schon zu Beginn den expliziten Hinweis zu hinterlassen, dass es um die Liebe von Frau zu Frau geht, weshalb insbesondere der Schluss in seiner Redundanz abfällt, dennoch nicht die Brisanz unterminiert, mit der sich bis heute noch nicht jeder auseinanderzusetzen vermag (gilt übrigens auch für „Jimmy Dean“). Im Zentrum dessen steht die junge Dagmar Brink (Eva Henning), deren jüngster Lebensweg nach dem narrativen Formate „Citizen Kanes“ aufgelöst wird, allerdings weitaus finsterer den Strudel der Einsamkeit rekonstruiert, der sie schließlich zum Selbstmord zwang. Und mit finster mein ich das auch so, wie sich die Kulissen in Schwarz und Regen verschließen, ausgeleerte Flaschen im Übermaß an Verdrängung stehen lassen, sich den bisher unbekannten Nachbarn anvertrauen, um via Schlaftablette ins Land der Träume geleitet werden zu können. Anders (Ulf Palme) und Britt Wikner (Birgit Tengroth) ersuchen nämlich die Gründe der an sie gerichteten Erbschaft nach dem Ableben Dagmars, finden sich fortan in einer Gesellschaft an emotional bis materiell gescheiterten Existenzen wieder, die stets andere Erwartungen an Dagmar hegte, welche sie (auch aus Bescheidenheit) entweder nicht durchscheinen lassen konnte oder gar zu Missbrauch wie Vernachlässigung ihrer Person führte. Die gedämpfte Stilisierung jener Prozesse schürt wie in „Key Largo“ einen belasteten Menschenschlag nach Ende des Zweiten Weltkriegs zusammen; der Zukunft und Gnade zur unerfüllten Sehnsucht des Einzelnen ungewiss, wobei alle Entsagungen und Enttäuschungen hier auch eine Schönheit im Leiden, eine Kunst des Verlorenen erwirken und aneinander abprallen. Ekman betreibt trotzdem keine ausschließliche/glorifizierte Misere, tatsächlich sogar eine respektvoll aufeinander bauende Balance binnen Anders und Britt in der ungewohnten Chance, Zugang zum Leben eines anderen zu erhalten, es auf dessen Wunsch nachvollziehen zu können und das auch zu wollen. Wie tief sich die menschliche Dissonanz jedoch verdunkeln kann, ist hier als Melodram ohne Melodramatik schon zum Unikat gereift.




Nun denn, es ward schon sehr fortgeschritten in meinem 24-Stunden-Abenteuer, da sollte zur Erquickung wieder ein Einstünder ins Land ziehen, von dem ich mir im Vornherein schon eher weniger erhofft hatte und der selbst das noch dem ersten Eindruck nach zu unterbieten schien: Ted V. Mikels „Dr. Sex“, den ich hier vor allem aufgrund seines drolligen Posters noch aufzählen wollte. Ansonsten ist die schnell zusammengeschusterte Sexploitation innen drin immerhin noch auf eine sympathische Schamlosigkeit reduziert, wie offensichtlich der wissenschaftliche Anspruch vonseiten der Titelfigur (Victor Izay) zu einem Quartett an Exempeln gestreckt wird, das sich mit dem schäbigen und doch recht harmlosen Voyeurismus gegenüber strippenden Damen in jeweils vier Wänden stets entschiedener Kargheit begnügt. Die sexuellen Eigenarten an sich sind dann auch eher parodistischer Natur, vom Intromonolog à la Russ Meyer als Maßnahme zur Toleranz des Bizarren und Lachqualität gegenüber gesellschaftlicher Unsicherheiten geeicht: Der eine denkt, er sei ein Pudel fürs mehrmals Nachtnegligé tauschende Frauchen; der andere kann sich Frauen und seiner Geschlechtsreife nur in der Form lebendig gewordener Mannequins öffnen; eine Dame weiß nicht wohin mit ihrem Exhibitionismus und landet nach lüstern talentlosen Künstlern im Stripschuppen (wo gefühlt jeder Gast - auch Mikels selbst - Augenklappe und Pfeife mitbringt); letzterem Patienten spuken dralle Geister das Ideal der Hausfrau in die Bude – doch bei denen gilt: Nur (ultrahoschig) gucken, nicht anfassen! Das findet der Doc so toll, dass er das Domizil aus berufsbedingtem Enthusiasmus gleich gekauft hat und mithilfe der Assistenz von Dr. Lovejoy (Julia Calda - anfangs streng und doch eine fesche Maus) eine feuchtfröhliche Party veranstaltet, zu der sich zudem oben genannter Pudel wieder aus manchem Manne bildet, wenn diesem nicht vorher schon erneut dank Looney-Tunes-Soundkulisse, Stopptricküberschuss und Scherzartikelbudget die Augen aus den Höhlen fallen. Nackte Tatsachen machen aus manchen Leuten eben Idioten, aus (dem leider 2016 verstorbenen) Mikels in dem Fall weiterhin keinen berauschenden Filmemacher via seiner Ressourcen. Aber gemessen am Titel und dem hochprozentigen Ulk innerhalb jener schleppenden Seelenklempnerkomik habe ich dann doch öfter vor Freude und Zermürbung gegluckst, als ich erwartet hätte.




Von der Nikkatsu darf man sich ja des Öfteren überzeugen, wie lustvoll deren Katalog mit jedem Titel auf eine Sinnlichkeit stürmischer Dickköpfe zusteuert; vielleicht nicht immer die leichteste Route binnen Nippon in Angriff nimmt, um den Drang nach Sex seines Amtes walten zu lassen, aber bei einem Beispiel wie „Horny Diver: Tight Shellfish“ aka „Zetsurin ama: Shimari-gai“ noch nach ironischer joie de vivre fischt. Um 1985 herum war das Format aber schon eher in der Richtung zusammengestaucht, wie man es vom gegenwärtigen Pinky-Angebot kennt, weshalb sich Atsushi Fujiuras Film vor allem deshalb eher mittelmäßig einen von der Palme wedelt, da das narrative Konstrukt auf Stichwörter eines Seifenoper-Konsens reduziert bleibt und einer jeweils kurzen Einordnung jeder Szene schon per Garantie ins nächste Betthüpferln übergeht. Dass man sich solche Streifen hauptsächlich deswegen anschaut: Geschenkt! Trotzdem kommt man um einen gewissen Grad der Ernüchterung nicht umhin, weshalb man vorsichtshalber auch auf einen weiblichen Cast zurückgegriffen hat, der sich seiner aufreizenden Schönheit zum Wohle gepflegt durch mehrere Stellungen der Küstenregion kullern lässt und trotz aller Zankereien im (zur Abwechslung mal nicht sexuell konnotierten) Muscheltauchen den Großkapitalistencoup eines fiesen Immobilienmaklers zu verhindern versucht. Zentral dafür darf sich Yumi (Megumi Kiyosato) bewähren, deren Charakter keine unscheinbare Wandlung durchmacht, anfangs noch bockig mit der Halbschwester sowie der Applikation zu höherer Bildung hadert (= Bücherverbrennen), ohnehin allen Männern den Kopf verdreht, aus deren triebgesteuerter Frustration Intrigen wie Kapital schlägt; am Ende aber doch die richtige Einstellung zu ihren Mitmenschen findet, anstatt der Schuldentilgung per Hochzeit zum Ekel zuzusagen. Bis dahin darf man sich als Zuschauer an einer Vielzahl nasser T-Shirts erfreuen, zusätzlich an Nachtclubbesuchen mit vaginalen Trinkspielen und Entladungen/Besteigungen in sonnigem Stillstand, wie es nur mit einem herzlichen Winkeabschied am Hafen enden kann, sobald die wahre Liebe obsiegt und das Banjo erneut zu „She'll be coming round the mountain“ erklingt. Auf jeden Fall ist man damit besser bedient, als mit der laut meinem Sichtungsplan danach erfolgten „Separation“ von Jack Bond, die als Godard-Suggorat mit einer Überzahl experimenteller Allegorien eher zur Langeweile anregte – und das trotz der Notwendigkeit zur Emanzipation auf dem Ärmel!



 
So, zum Endspurt fassen wir nochmals zwei Filme zusammen, weil mein Erinnerungsvermögen zu der Zeit, mit knapp 21 Stunden Wachzustand und 13 Filmen im Vornherein, nicht mehr vollkommen helle war, trotzdem ersehen konnte, dass die D.H.-Lawrence-Verfilmung „The Fox“ nicht so verdichtet als Psychogramm einer Gefühlsinvasion wie angedacht wirken konnte, da der Anlass dazu, Keir Dulleas Fuchs im Hühnerstall Paul, eher als Urheber einer basischen Genre-Intriganz genutzt wurde. Warum da also mit Schauwerten und Binsenweisheiten vom Status der Männlichkeit gearbeitet wird, um zu erklären, weshalb sich Hühnerfarmbesitzerin Ellen March (Anne Heywood) seiner wegen ergibt, obgleich sie eine Zuneigung zu Mitbetreiberin Jill (Sandy Dennis) hegt und deswegen sogar eifersüchtig wird, erschließt sich mir nur insofern, dass anno 1967 wohl eine Baukastenspannung vonnöten war, anstatt die hitzige Dynamik zwischen Ellen und Jill für sich stehen zu lassen. Dem Topos solch früher Herangehensweise zur Homosexualität nach muss natürlich auch einer der beiden sterben, wenn die Norm das Herz betrügt – wäre als Film auch nicht so schlimm, wenn man die Kohärenz dazu nicht auf zwei Stunden und x Tiervergleiche per Leone-Augenpartien forciert hätte. Der gelungenere Abschluss erfolgte hingegen mit der „Modern Romance – Muss denn Liebe Alptraum sein?“ von Albert Brooks, der sich erneut selbst zum Zentrum einer desaströsen Herangehensweise in Sachen Beziehungen einschreibt, wie man diese am besten auch aus eigener Erfahrung kennt: Voller Unsicherheit zu überstürzten Vermutungen und Ansagen neigend; am Vertrauen zum Partner der eigenen Minderwertigkeitskomplexe wegen zweifelnd; in der Trennung dann enorm überkompensierend, wenn aus dem Zwang zum Vergessen (k)ein flotter Ersatz, eigentlich die nächstbeste Versöhnung umarmt wird, als sei man alles andere als nachtragend. In dem On/Off-Rahmen wird man jedoch nicht mit Zynismen bombardiert, wenn der persönliche Anspruch Robert Coles (Brooks) jene Passion/Kompromisslast/Durchsetzungskraft auch im Schneideraum umzusetzen hat. Da findet Brooks eher seinen liebenswerten Versager binnen der Bestätigung des Egos inmitten des 80er Kapitalismus, doch der Kontrollanruf bei seiner starken Karrieredame Mary (Kathryn Harrold) folgt auf rasantem Fuße hinterher. Die Verlustangst ist eben in allen Bereichen des Seins zu groß gelagert, in jedem Penthouse mit Quaaludes und Koks ausgestattet, dass sich selbst George Kennedy am Set verirrt.

Da habt ihr's! Und weil eine solche Reihung an Werken nicht ohne eine Statistik im Rückspiegel der Erfahrung auskommen kann, habe ich noch folgendes in petto: Der Witz (und ein wichtiger Wachhalter) an der Sache war, dass ich eine Strichliste geführt hatte, welche Themen zwischen den jeweiligen Filmen immer und immer wieder auftauchten. Es war eine Heidenüberraschung, soviel mag ich garantieren! Ohne die Werke und deren Inhalte anhand dessen zu entlarven, hier nun also die Liste mit jenen Zutaten, die in einer Auswahl von 15 Werken und wahrscheinlich allen anderen Erfolgsgaranten darüber hinaus besonders präsent waren:

(Legende: „Thema: Anzahl Filme“)

Familie/Beziehungen: 13

Lügen/Korruption: 13

Sex/Geschlechtsmerkmale: 12

Action/Prügel/Blut: 12

Rassismus/Sexismus: 12

Saufen/Rauchen/Andere Drogen: 12

Ärzte: 9

Singen/Tanzen: 9

Religion/Tradition: 9

Regen: 8

Schwarz-Weiß-Kamera: 7

Hunde: 6

Dichter/Pianospieler/Künstler: 6

Propaganda/Nationalismus: 6

Depression/Selbstmord: 6

Filmemachen: 5

Spiegel-Effekte: 5

Schwangerschaft: 4

Promi-Namedropping: 4

Zweiter Weltkrieg: 4

Kotzen: 3

Motorräder: 3

Rasur: 3

„Danke an den Koch“: 2

Sandy Dennis: 2

Sandy Dennis fragt, was denn so lustig sei: 2

Denkt mal drüber nach!

Sonntag, 19. März 2017

Tipps vom 13.03. - 19.03.2017


Luobo Losor,

mein Kommentar zur Weltpolitik sieht sich wieder mal...nee, das lassen wir in dieser Ausgabe kurzfristig aus; bitte, macht es euch gemütlich. So, diese Woche probieren wir stattdessen erneut eine kleine Reform in der Vermittlung meiner Tipps binnen der großen wunderbaren Welt des Films. Weil mir nämlich auch so viele auf einmal untergekommen sind und meine letzten 7 Tage quasi im Alleingang bestimmt haben, ist die schriftstellerische Zuwendung Richtung Tagebuch auf meine Entscheidung hin wieder angesagt. So spare ich mir einigen Druck, alle nennenswerten Streifen (abgesehen von Kinobesuchen, die eventuell nochmal extern erscheinen) unter einen Hut zu bringen und kann mir zudem erlauben, die Umstände miteinzubeziehen, unter denen ich ihnen begegnete, ohne jene bestimmten und gelegentlich zur Ausschöpfung neigenden Rahmen einer Kritik bzw. einer Ein-Satz-Kritik erfüllen zu müssen. Bei letzterem hatte ich zumindest eine gar nicht mal so unwirksame Resonanz erhalten, da sich Rudolf Thome dieser angenommen und auf seinem Blog verlinkt hat – gab gleich mal einen Höchststand an Klicks, wie ich ihn seit der Neujahrs-Ausgabe nicht gesehen hatte. Aber ab und an muss eine Auszeit drin sein - ich werde älter und bestimmt kein frisches Kraftwerk an intellektuellen Ressourcen mehr, Woche für Woche über 5000 Wörter aufs digitale Blatt zu bringen. Ist für die meisten Leser offenbar auch angenehmer, auf kürzestem Weg auf die Aussage eines Textes/einer Empfehlung hinzusteuern, also komme ich dem mal entgegen – zumindest ausnahmsweise und weil mir die wie immer fehlende Zeit im Weg steht. Gut ist daran ja sowieso, dass man meint, schneller voranzukommen, also schauen wir mal nach, was ich am Samstag und Sonntag so zu Papier gebracht habe. Anmerkung: Im folgenden erlebt ihr, wie ich meinem Intro von Film zu Film immer massiver widerspreche.




So dann, hier kommt „Rodan – Die fliegenden Monster von Osaka“, eine klassische Monsterschau vom Initiator des jahrzehntealt-japanischen Kaiju-Kanons, Ishirô Honda höchstselbst. Ist auch einer der wenigen Filme, welche ich dieses Mal für mich allein sichtete, was immer etwas problematisch verläuft, weil ich dann öfter dazu geneigt bin, zwischendurch vom Fernseher weg auf den Computer zu schauen, insbesondere, wenn der Mitreißfaktor des jeweiligen Filmes gerade nicht allzu viel von einem abverlangt. Dabei spricht hier durchaus einiges dafür, dranzubleiben, wenn der erste Farbfilm (Eastmancolor) des Toho-Monster-Gerangels noch im Vollbildformat aufgelöst ist, von Wurzeln der Bescheidenheit zeugt, in denen Giganten zur Invasion des Gewohnten voran traben und kurz darauf Flug wie Absturz lernen. Aus den Minenschächten kommen also die übergroßen Käfer rüber ins Eigenheim um den Vulkan Aso getrampelt, verscherzen es sich mit der Arbeiterklasse und sind doch ebenso nur Anwohner einer prähistorischen Gemeinde, die sich nun zu zweit per Flügelschlag aus den jeweiligen Eiern schält, in ihrer Angst das unbekannte Wesen Großstadt zertrampelt. Die Paranoia um Heimatgrenzen und Fortschrittsmahnung ist natürlich kein thematisch unbekannter Topos der 50er, hier hauptsächlich einem Horror-Eskapismus dienlich, der seine Wirbelwinde der (unfassbar detailgetreuen) Zerstörung zum Nervenkitzel statt zur tragischen Ermattung eines „Godzilla“ anwendet, geradlinig auf das Genre saust wie ballert. Vielleicht liegt es auch an der zurechtgestutzten Exportfassung, das dabei so wenig emotionales Klammern präsent ist, der Nukleus charakterlicher Bindung per Voiceoverüberschuss ankommt – dennoch ergibt der Weg des Ingenieurs Shigeru (Kenji Sahara) keinen uninteressanten Spiegel zum Auftauchen von Rodan und Co., vom Kollegen- wie Gedächtnisverlust in der Katastrophe der Entdeckung hin zur Pärchenbildung sowie mit einer sorgevollen Miene der herbeigeführten Selbstzerstörung der Monster schmollend/delirierend. Das Ende vermittelt am ehesten die Flügelspannweite des unbedingten Miteinanders, was unter dem flotten Ensemble an Einsatzbesprechungen und -umsetzungen leicht untergeht, bis dahin explosives Kurzweil aus dem Fieber mythologischer Synonyme geschlagen hat.




Nach knapp einem Tag Pause, der mit einer gehörigen Einheit Schnittarbeit zusammenhing (die Woche war da durchweg was los, warum auch nicht, wenn man einen Job hat?), war ein Minifilmabend im Hause Bendix angesetzt, weil es u.U. doch ziemlich müßig gewesen wäre, einige der drei enthaltenen Filme alleine schauen zu müssen. Der Aja-Effekt setzt ein, wenn man z.B. dessen aktuellste Arbeit, „Das 9. Leben des Louis Drax“, auf die Mattscheibe wirft – eine höchst mäandernde Melange aus gedämpften Stimmungen, die sich anfangs für Tim-Burton-Vergleiche warm machen will, als Romanadaption aber auch zig Strecken des charakterlichen Zermürbens anwendet, die entweder in der Komaklinik oder in Rückblenden verweilen, welche einen Twist von höchster Vorhersehbarkeit erraten/bestätigen lassen. So wie sich der audiovisuelle Ernst auf steife Schablonen/Figuren forciert (exemplarisch dafür mit leading man Jamie Dornan ausgestattet), weiß sich Regisseur Alexandre auch nicht weiter zu helfen, als eine permanente Überstilisierung zum magischen Realismus hin zu versuchen, die um redundante aerial shots und Glow-Effekte kreist, ohnehin darauf hofft, dass wir die Sentimentalisierung zu einem übertrieben neunmalklug arschlöchrig morbiden Problemkind schlucken, welches sein Beinahe-Ableben so abfeiert, als wäre es „In meinem Himmel“. Bereit für dessen quirlige Erklärungsversuche von einem „Recht auf Beseitigung“ (der Begriff wird so cute auf Hamster- wie Menschenleben angewandt, als sei es keine Problematik mit Würgereiz)? Oder für die handlungsübergreifende Misogynie, welche bitchy Kommissarinnen und Ehefrauen mit der traumatischen Hilfebedürftigkeit einer jungen Mutter (Sarah Gadon) kreuzen lässt, deren Vertrauenswürdigkeit zu sonnigen Affären hin eine Psychopathin nach „High Tension“-Format unterjubelt? Es ließe sich über so vieles aufregen, doch wie, wenn man vorher einzuschlafen droht; Aja einen durch die Informationsbeschaffung Dornans schleppt; das Rätsel/Whodunit? um den verloren geglaubten Vater Louis, Pete (Aaron Paul), nebst dem obligatorischen Cameo an Jumpscares zugunsten eines Tearjerkings für #NotAllMen heult; übernatürliche Klischees an die Schläfe klebt und mit mäandernder Dramaturgie in eine Menschenkenntnis anno 1960 aufschlägt?




Da kann man sich lieber gleich darauf Sex, Drogen und Rock 'n' Roll via Catherine Hardwicke anlachen, welche mit „Plush“ von der edgy Goth-Bühne weg auf ein wildes Psychogramm der Abhängigkeit abzielt, das Personen und deren Stardom als Droge auszeichnet sowie in eine nicht minder mörderische Hysterie treibt. Ausschlaggebend dafür zeichnet sie flugs sowie mit kunterbunt kaschiertem Jason-Blum-Budget in der Tasche die Falle der Schnellschusskarriere vor, in der sich Rockstar Hayley (Emily Browning) umso schwerer zurechtfindet, sobald ihr Bruder per Überdosis das Zeitliche segnet, sie trotz Unterstützung von Ehemann Carter (Cam Gigandet) und Kids nur schwer darüber hinweg kommt sowie bei den Lyrics um fehlende Glieder schluchzt. Genau die richtige Zeit für den mysteriösen und bisexuellen Enzo (Xavier Samuel), der als Ersatz eine neue Hochphase der Kreativität bewirkt, allerdings auch nicht ohne Grund an Milo Yiannopoulos erinnert. Der Verführungskünstler fickt und slangt sich elegant in ihr Herz, bald aber auch ins Privatleben, nachdem ihre Rekapitulation einer joie de vivre vom Format naiver 80er-Musikvideos mehrere unerwünschte Hausbesuche, ohnehin Stalker und Misstrauen herbeifördert. Die Wendungen dieser Prämisse sind durchaus auf konservativem Thriller-Standard gegründet, ergeben aber eher die Plattform eines freimütigen Humors, den Hardwicke Kraft ihrer Unberechenbarkeit mit absurden Details am Rande füttert, Kinderzimmer voll ausgestopfter Tierköpfe an der Wand für voll nimmt, mit der Familie um Kojotenkotze jubelt und dem Gatten einen Zitronenbaum als Symbol ehelicher Beständigkeit zur Verfügung stellt, während sich die Schuld um den Betrug dessen in den Bauch hinein schwängert, trotzdem am verruchten Leder daran aufgeilt. NIN-Emulationen und Hundeleinen für die Kids ergeben also die Spitze des Eisbergs in jener Milieu-Kolportage Richtung Home Invasion, die größtenteils kecke Versteckspiele der Obsessionen gegeneinander ausspielt, im Schlussakkord den „Lonely Lady“-Schlauch zur Emanzipation von der Sucht auspackt und trotzdem eher ungezwungen auf Spaß bugsiert auf Versöhnung und Fortsetzung hofft. Schade, dass ich über den dritten Film im Bunde, Breaking Thru, nicht soviel zu sagen habe, außer, dass er knapp unterdurchschnittlich die Stationen jedes beliebigen Tanzfilms abklappert, immerhin noch ungewöhnlich entschleunigt und still am Zwist karrierebedingter Ambition teilnimmt und spontane Abblenden à la Téchiné nutzt, wenn er jene Tristesse binnen L.A. mal nicht ab und an mit Choreographien in der Totale unterbricht. Unbedingt harmlos und auf Youtube eingestellt, versucht er manch dramaturgische Spitzen in der Schlaftablettenüberdosis einer Kumpeline, doch das Ende hin zur Freundschaft und Erfolgs(miss)gunst im Team-Geist ist so abseh- wie austauschbar geraten, dass wir uns hauptsächlich eher über die Betonungen der Synchro amüsieren konnten.




Naja, ein Rausschmeißerstreifen muss auch mal sein, zu denen dürfte Andreas Dresens „Willenbrock“ aber sicherlich nicht zählen! Jene Romanverfilmung nach Christoph Hein habe ich im Rahmen meiner inoffiziellen Retrospektive zum Werk jenes Herrn D. gesichtet, bei dem ich mir Film um Film aufs Neue sicher sein kann, stets eine Wertung von 5,5/10 auszuteilen. Das läuft hier nicht anders, so wie sich Sympathisches (allen voran Axel Prahl im Zentrum) und potenziell Substanzielles von der Vergänglichkeit etablierter Sicherheiten im Verlauf ankündigt, allerdings auch in einer Ebbe des Auserzählens verläuft, dem etwas unentschlossenen Realismus wegen um seine Ballungspunkte schlendert und im Charakterkino sowieso auf Muster zurückgreift, die Dresen zuvor (wahrscheinlich auch danach) schon kultiviert hatte. Wie so oft fängt das mit versagten Wünschen an, mit der Überkompensation von dem, was man hat und unter vorgehaltener Hand kriegen könnte, je länger die Gewöhnlichkeit/Härte des Alltags anhält, sich selbst im konstanten Ehebruch (ebenso ein durchgängiges Thema dieser Ausgabe?) oder anderen Niederlagen auf Muster einstellt und mit der lockeren Zwischenmenschlichkeit klar Schiff machen muss, wenn die garantierte Eskalation eines jeden Dresen-Films als Gruppe vorstellig wird. Wenn Tilo Prückner da einen toten Hund reinschleppt, ist im Grunde schon der - jedenfalls für mich - bis jetzt härteste Schock im Oeuvre eingetroffen; ein Exkurs in die dunklen Ecken der Home Invasion (noch so ein Sammelbegriff der Woche) führt Dresen jedoch erst recht zu einer effektiven Stilübung gelungenen Terrors, die so spontan (naja, zumindest mit subtilen Ansätzen dorthin) eintrifft, wie sie bezeichnenderweise fortan die Grundstimmung des Films und dessen Figuren bestimmt. Natürlich bleibt Prahls Willenbrock dabei ein bodenständiger wie fehlerbehafteter Semi-Selbstversorger inkl. Sprüchelager und Ausredetechnik, der jede Facette der Eifersucht austeilt/einkassiert, sein Selbstbewusstsein je nach Situation forsch oder empathisch anwendet, sich vor der Wahrheit druckst oder auch mal andere deswegen anschnauzt. Hin- und hergerissen gibt sich wie gehabt auch die Inszenierung Dresens, mal mit leinwandtauglichen Kamerakränen auf Motivsuche, dann wiederum in grobkörniger Handarbeit am Wesen der Verzweiflung dran. Das fließt einigermaßen, lässt in den Darstellungen aber gleichsam das Pendel schlagen, wie echt oder vom Drehbuch konstruiert die persönliche Erfahrung wiegt, wo die Scheidungskinder lieber Leben oder Tod gestalten wollen, ob männliche oder weibliche Paranoia enervierender aufs jeweilige Gegenüber einwirken. Da bleibe ich wohl weiter auf der Suche nach dem Film Dresens, der mich vollends überzeugt - langweilig ist es bislang zumindest nicht geworden.




Freitag aber, ja das war wieder der Tag aller Tage, da der Filmabend auf dem Plan stand und sich mit Energy Drinks, Coke Cherry, Pizza, Burger und billigster Knabberbox für einen Ablauf an gemeinsamen Sichtungen zurecht kurbelte, der bis fünf Uhr morgens anhielt. Ich frage mich immer wieder, warum sich die Nachbarn noch nie gegen mich aufgehetzt haben, wenn ich bedenke, wie laut wir immer lachen und teilweise einen Bombast durch die Boxen jagen, der sich so wenig kontrollieren lässt wie die Filme an sich. Sage und schreibe sieben Filme ließen diesmal dementsprechend zum Durchräuden bitten und welches Werk dürfte sich da besser zum Startschuss eignen als Joe D'Amatos „Man-Eater – Der Menschenfresser“? Für mich war der Film nichts Neues, aber ein Wiedersehen unter sowie mit Freunden sollte in diesem Fall - so dachte ich - schon in etwa das replizieren, was halbstarke Provinzbengels und Mutproben unter Teens seit Jahrzehnten an dem Streifen erfahren, ob sich denn die berüchtigte Schlachtplatte bestätigen ließe, die diesem Mitinitiator der hiesigen Videoverbotswelle in den 80ern seit jeher nachgesagt wird. Die Schlüsselmomente dazu hab ich seit jeher nicht vergessen, insofern wurde aber durchaus der Blick dafür frei, wie extensiv die jeweiligen Aufbauphasen dahin für sich selbst stehen mussten, im halbseidenen Nervenkitzel allerdings durchaus von einer Naivität zeugen, wie man sie der pubertär zugeschnittenen Aufregung wegen auch von Hörspielen à la Larry Brent oder Dämonenkiller kannte. Richtig stark war es allerdings, einem Uneingeweihten genau das zu präsentieren, es ohnehin auch wieder mitzuentdecken, wie Tisa Farrow und sonstige basische Konsorten an einer geheimnisvollen Insel auflaufen und statt dem Urlaubs ihres Lebens einer Unheimlichkeit nach der anderen begegnen. Die ansteigende Furcht vor dem Unbekannten ergibt parallel dazu die Sehnsucht vieler Zuschauer, kommende Stufen des Grauens zu erfassen – dessen zeigt sich der Film erst recht bewusst, wenn er seine Vorzeichen dazu mit quäkenden Synths anstimmt, durchs Mark hinweg trivial spukt und dafür eine wunderbar ranzige 16mm-Optik im Urlaubslicht Griechenlands montiert.


Reichlich filler spielt da ein einladendes Klima vor, weitere blubbernde Elektronik die Ungewissheit auf mittelseichter See, zu der sich noch einigermaßen unbekümmert die Paare bilden, welche im Folgenden nach langsam eskalierender Slasher-Manier getrennt werden. Sogar eine Dreiecksbeziehung zwischen Julie (Farrow), Medium Carol (Zora Kerova) und „Kuckuck“-Mann Daniel (Mark Bodin) liest sich da die Leviten bei Anbruch der Nacht inklusive aller verschwundenen Anwohner und Passagiere, bis sie sich über den Friedhof jagen, aber umso furchtsamer zusammenhalten, wenn der Titelfiesling (George Eastman) zum Morden keucht, die blinde Henriette (Margaret Mazzantini) aus dem Weinfass jagt und eine Blutquote steigen lässt, die heutige Sehgewohnheiten trotzdem (auch in der Menge, erst recht im Kontext des ganzen Schauerschuppen-Setups) mit Leichtigkeit unterbietet. Zum Ende hin geschehen da einige skandalösere Einschnitte, allen voran der in den Mutterleib, doch wenn der Film eins verherrlicht, dann das überlange Erkunden der Insellandschaft sowie seines Prunkanwesens mitten drin, dessen finstere Geheimzimmer an „Die Rückkehr der Zombies“ erinnern, wie die Leichenkammern in den Schluchten auch an die Mumien in Werner Herzogs „Nosferatu“. Jene Phasen gehen aber auch zunehmend mit einer Albtraumlogik einher, wie sich die Protagonisten darin bewegen sowie plakativ miteinander parlieren, ihr Auseinanderdriften verschleppen oder selbst in Hörweite verspätet aufeinander reagieren, ein Leichentuch nach dem anderen abziehen und jene grotesken Schaurigkeiten darunter Stück für Stück per Zoom erfassen. Flotte Teens – runter mit den Screams. Der Kannibale vor Ort passt sich da nur allzu gut an den Film an, im Schleichtempo aus dem Nichts auftauchen zu können, im Geiste durch mehrere Morde zu schweben, so irrational der Hintergrund seiner selbst auch zusammengeführt wird, weiterhin an diese Entdeckungsehrfurcht klassischer Schauermärchen gemahnt, wo die Zuschauer währenddessen diskutieren, wie so etwas jedweden Tatbestand unter §131 erfüllen könnte. Kein Wunder, dass die geistige Fortsetzung dann auch „Absurd“ hieß, denn so wie sich dieses behäbige Spektakel an den eigenen Gedärmen verzehrt, kann man es umso quietschvergnügter als verträumtes Inselfieber für junge Abenteurer auf der Suche nach „Ab 18“ wahrnehmen.




Bei der Stimmung kann man ja nur in der Mentalität der Achtziger verbleiben, insofern war gleich danach „Salsa – It's Hot!“ einprogrammiert, der als Cannon-Produktion erneut daraus Kapital schlagen wollte, was einem vom Titel weg bereits als Trend bekannt war und sich problemlos innerhalb eines austauschbaren Narrativs einsetzen ließ. Boaz Davidson hat dafür so einiges an Story, Drehbuch und Regie reingesteckt – und gelegentlich spürt man auch diese Coming-of-Age-Konfliktzonen eines „Eis Am Stiel“ in der kollektiven Dauerwelle, doch wenn man die Woche und Jahre zuvor schon gefühlt alle Karriereschwankungen eines Tanzfilms durchgeackert hat, kann man sie hier erst recht nach der Uhr stellen. Das funktioniert mit einer Ausdauer, die Davidsons geballte Reihung an hüftschwingenden Schauwerten sofort als Lückenbüßer erkennt, auch wenn die anfängliche Euphorie anhand des Hauptmackers Rico (Draco Rosa) noch so ansteckend traumtänzelt, dass man beinahe dem Wahnsinn verfällt. Im surrealen Stakkatoschnitt wird da schon die Werkstatt aufgemischt, innerhalb derer er die Versorgung der Familie (minus toter Vater, weshalb er für Schwester Rita den Patriarchen gibt) anstrengt, kurz darauf springt er sich einen Elvis aus der Dusche zusammen und steigt so galant in den 50's Chevrolet wie einst P.C. im „Wind der Liebe“ - ob er im Verlauf genauso daran knabbert, dass alles nicht mehr so recht klappen will, wenn's mit den Mitmenschen ringsum kaum noch hinhaut? Wer weiß... Jedenfalls steckt in ihm noch ein Mann der Träume; einer, der binnen L.A. zur Sensation gen Puerto Rico aufsteigen will (?) und dafür jede Nacht die Tanzfläche im La Luna aufwischt – mal mit der pausbäckigen großen Liebe Vicki (Angela Alvarado), mal mit der flotten Nummer Lola (Moon Orona), die er in seinem Schuppen so zutanzt, dass man die Metapher des Salsas als Sex x-mal expliziter wahrnimmt als in „Lambada“. Ständig hat man den Eindruck, dass die Leute nicht wissen, wohin mit ihrer Energie und das geht auch für eine Zeitlang gut, erst recht, wenn Davidson puertorikanische Geburtstagsfeiern mit Handpuppen und Schlägereien anreichert, darin bereits zwei Songs in Gänze abfrühstückt, während man sich gerade noch vom letzten heißen Feger erholt hatte – von der Kanonade an flapsigen Sprüchen ganz zu schweigen.


Ebenso knuffig bahnt sich da was zwischen Rita (Magali Alvarado) und Ricos Kumpel-mit-Harley Ken (Rodney Harvey, eine Mischung aus Tom Cruise und Mädchen Amick) an, was sich unter Geheimhaltung vor dem Aufpasser R natürlich so handfest aussprechen wird, wie man es sich erhofft – ebenso mangelt es dem Film nicht an Sequenzen grenzenloser Realitätssprengungen, die per Kenny Ortega („Newsies“) garantiert auch den hier inzwischen zu oft genannten Chazzelle-Streifen überbieten, thematisch wiederum versöhnlicher für die Freundschaft einstehen als jener Film, der hiesiges Milieu sogar offen verachtet. Und trotzdem ist Davidsons Interpretation letzten Endes eine ziemlich erschöpfende Übung im Konsens, die sich auf ihren Pfaden der Herausforderung die typischste Motivation für Ricos Karrierestänkereien erdenkt, eben Vicki als Tanzpartnerin fallen zu lassen, damit die böse Nachtclubchefin Luna (Miranda Garrison) ihren Willen bekommt, ihn natürlich nur des Image wegen ausnutzt und aufs Äußerste trainiert, bis wie in jedem Film aller Zeiten nichts mehr so wie früher läuft. Der Junge erhebt fast die Schwester gegen die eigene Schwester vor ihrem unverhofften Autounfall, d.h. die aufregenden Einzelmomente des Überschwangs bleiben im Film bestehen, wenn deren Wirkung eben auch mehr als oft auf dem Teppich bleiben. Klar, die Kamera will stattdessen, dass man auf die vielen Star-Auftritte von z.B. Tito Puente abgeht, genauso auf die Scheinwerfer-Farbgestaltung der Neon-Konkurrenz, binnen derer die Röcke so fetzig flattern, wie auch die Frise von Ricos Mom (Loyda Ramos) Szene für Szene an redundanter Schmierschicht gewinnt. Die Dynamik daran bleibt trotzdem in den Kinderschuhen stecken – und das, obwohl so viel junges Gemüse die Reize spielen lässt, Chefin Luna sowieso eher als tighte Superfrau Eindruck macht, als dass man ihr wirklich üble Absichten nachsagen will. Zum Ende hin glaubt man auch, dass der Film ihr die fiesen Macken austreibt (die Mimik zur Selbstironie haut Garrison eh an), so wie er Rico auch wieder dazu bringt, sich vom Arschlochdasein zurück ins glucksende Stehaufmännchen zu verwandeln. Aber näh, näh, solche Niedlichkeiten macht höchstens ein Joel Silberg klar, bei Boaz ist die Party dann doch wieder stereotypischer über die Boxen gelärmt.




Um der Ära noch ein mehr als würdigeres Beispiel der Großkunst nachzusagen, gab es allerdings sofort die „Satisfaction“ oben drauf, für die unsere gute Joan Freeman vom „Streetwalkin'“ weg in den Tourbus Richtung Strand gestiegen ist! Da richtet sie ihre Blicke auf Jennie Lee (Justine Bateman), Mooch (Trini Alvarado, verwandt mit denen aus „Salsa“?), Billy (Britta Phillips, „Jem and the Holograms“!) und Daryle (Julia Roberts!) als Mädelsband jungen wie rotzigen Rebellentums, die keinen Gig zustande kriegt und binnen NYC mit antagonistischen Honk-Visagen der Marke Aufs Maul zu tun hat, aber durchweg über diesen steht, wenn sich der Film sowieso eher für die spaßfördernde Gruppendynamik interessiert. Für Jennie Lee könnte die Uni rufen und unter den Augen des großen Bruders (Rico?) wäre das angesichts der miesen Monetenlage auch die bessere Option, doch der Rock 'n' Roll ist wie bei „Plush“ ein essenzieller Antrieb sondergleichen, welcher sich an dieser Stelle zudem anhand von Coverversionen fescher Hits dem Zeitgeist unabhängig in die Universalität des Genres stürzt, vom Intro an urbanes Happening und insbesondere in der deutschen Fassung den Jackpot der Verballerung juckeln lässt. Also 4real: In der permanenten Tour, wie der Film einen mit pointierten Slang-Granaten eindeckt, muss das Zwerchfell Überstunden machen – und das in einem Rahmen, der trotzdem eher naturalistisch auf die freche Schnauze des Ensembles zugeschnitten ist, mit Ausnahme von...dazu komm ich gleich. Vorher gesellt sich nämlich noch ein neuer Keyboarder aus der Nachbarschaft, Nickie (Scott Coffrey, mit Rick-Astley-Haarschnitt), dazu, der für ein verheißungsvolles Vorsprechen gebraucht wird, welches der Truppe einen ordentlichen Durchbruch verschaffen könnte, ehe sie sich noch mehr schlapprige Vans aus der Räuberkiste greifen muss.


Als wäre wieder „Magic Mike XXL“ angesagt, gehen die Träumer/innen also über beschwingte Roadtrips hin an Land bzw. an die kalifornische Küste und obwohl niemand so recht weiß, wann und ob und überhaupt, honkt's Nickie und seine Spießgesellinnen direkt in die Meisterbude von Ex-Plattenguru Martin Falcon (Liam Neeson!) hinein. Neeson sieht besoffen aus, aber sein Sprecher dichtet ihm gleich drei Fässer auf einmal an, so obertrüffelnd er den Chef markiert, eigentlich aber genauso zahm wie alle Ochsen oder eben Dobermann vor Ort, Hamlett, bölkt – der heimliche Star des Films. Obwohl, jener Begriff recht wankelmütig aufzufassen ist, da hier jeder seiner Rolle mehrere Top-Auftritte verschaffen darf. Mein Favorit ist ja Billy, die allein damit unterhält, dass sie je nach Position ihres Gesichtes Kathleen Turner, ScarJo oder Reese Witherspoon ähnelt; allerdings auch so einige der stärksten Momente jener Freimütigkeit reflektiert, mit der sich die Handhabung des Films ohnehin definiert. Aber wart's ab, vorher gibt der skeptisch trunkene Falcon die Ansage „Fußboden. Hinlegen. Abschnarchen.“ im Nebenkabuff seiner Hyperhütte durch, ehe die Chance auf den Selbstbeweis am nächsten Morgen dahingeht, dass eine grandiose Parade des Abchillens die Ansteckungsgefahr ihrerseits multipliziert. Was für 1 Life, Leute: Sand und Sonne auf der Laune spüren, spießigen Leudings die Meinung kommentieren, mit Hamlett turnen, später Fahrräder, Pferde und Jeep am Wasser perlen lassen, bevor man sich die Kerle der Ära angelt oder in die Pfanne haut. Da finden Film wie Zuschauer ihr Glück - bei der Gelegenheit wurde in der Runde auch das erste Bier angezapft und ich hoffe, man merkt es dem Text an, wie zufrieden man als Nachahmer mit jener Erfahrung sein könnte. Damit nicht genug: In der ortsansässigen Spelunke probieren die Ladies den einen oder anderen fetzigen Auftritt und ziehen da schon unbekannterweise mehr Fans an als die „Devils“, so ungefähr in dem Feeling der Euphorie ist es ja nur recht, dass sich da was zwischen Jennie Lee und Falcon anbahnt, doch man muss nicht glauben, dass sich daran jetzt der Hauptfokus abarbeitet, wer mit wem die Romanze angeschrieben bekommt.


Man findet sich halt untereinander, doch der Fun ist durchweg on their mind, manifestiert sich sodann im Zeitraffer-Volleyball-Match nach „Zazie“-Manier und pafft ohnehin mit Hund am Strand, bis die vergängliche Entsagung der Mädels von der Ungewissheit der Zukunft weg zwar Thema, aber kein Konflikt auf Dauer wird. Ist sowieso bemerkenswert, wie sich die charakterlichen Komplexe abseits einer expliziten Bemächtigung einspielen, auf Schicki-Micki-Parties Zorres machen und den Spaß daran unterschwellig mit ihrem Perspektivenmangel in Berührung bringen, dass es eben vom lockeren Handlungsgerüst aus tatsächliche Überraschungen mit empathischem Bezug zum frivolen Personal gibt, ohne dass der Film daraufhin im Trauerkloß abgammeln muss. Entscheidungen kommen und gehen, genauso Beziehungen und Bettgeschichten in diesem Zyklus der Lebenslust, der sogar dann kompakt und mit vollster Zufriedenheit zum Ende kommt, wenn man gerne auch 30 Minuten länger dort abhängen würde – am besten, man hört eben auf, wenn's am schönsten ist. Ich nenne das den „Paul“-Faktor und verknüpfe es zudem mit durchgeknallten Episoden/Dichtungsarien unter Kommando Suff-Neesons auf dem Boot, mit Ansagen zur Band „Blasefisch“, deren Publikum an „Feuerwehrleuten und Pappkartons“, mit Hamlett, Kotelett, Billys Pillensucht und Moochs Lockenpracht, dem Gruppenpennen und Marshmallowverbrennen an der Strandluft; allgemein mit einer Frauenpower, die das Menschsein genießt, auch für die Liebe aufdreht, am Ende jedoch keine Lektion daran erfahren/forcieren muss, sondern schlicht und ergreifend die treibende Kraft des Oberbegriffs „Satisfaction“ verwirklicht. Schade, dass Frau Freeman danach keine Regiearbeit mehr auf die Welt losgelassen hat und selbst mit den zwei Filmen, die an dieser Stelle besprochen wurden, eher im unterrepräsentierten mittelbudgierten Rahmen ankam – aber solch ein Geschick und gewinnendes Wesen kriegen viele nicht mal aus der zehnfach besetzten Filmographie ihrerseits heraus, möchte ich mal spekulieren.




Keine Tierart ist so menschenähnlich wie die Familie der Menschenaffen. Dieser evolutionäre Satz beweist, dass ich eine Grundschule besucht habe und so ungefähr zu jener Zeit konnte ich auch „King Kong – Frankensteins Sohn“ in den Morgenstunden gewisser Samstage im Fernsehen sichten, bereits dann feststellen, wie hoch ich meine Sympathie für einen Primaten von sogar weit größeren Proportionen als die eines Menschen einordnen konnte. Letzte Woche hatten sich die Nachwehen dessen schon am Original von 1933 gezeigt, da ward es eine ideale Gelegenheit, erneut den König des Dschungels zu besuchen, der sich nun anno 1967 auf der Mondinsel eingelebt hatte. So wie man als Zuschauer auch sagt: „Ich will den jetzt sehen“, so unverzüglich ist der UNO-Einsatztrupp unter der Leitung des tollen Trios um Commander Carl Nelson (Rhodes Reason), Lt. Commander Jiro Nomura (Akira Takarada) und Lieutenant Susan Watson (Linda Miller, sehr Ingrid-Steeger-like) mit dem U-Boot unterwegs, herauszufinden, was es mit der Kreatur voll Pelz im XXXXXXXL-Format auf sich hat. Vielleicht lässt die deutsche Kinofassung da wieder mehr als nötig aus, um uns auf das Geschehen vorzubereiten, doch dem schnellen Einstieg in eine entschieden unwirkliche Welt des möglichst Unmöglichen ist so oder so zu danken, wie so oft auf der Führung von Ishirô Honda basierend, der sich hier einer Rankin/Bass-Zeichentrickserie als Vorlage bediente, trotzdem haargenau in dem surrealen Eskapismus ausbricht, der den Staub jedes noch so versteckten Kinderherzens wegzuwischen im Stande ist. Im Zuge meiner Erkundungen zum Thema bin ich schon ein paar Mal auf den Begriff „utopischer Thriller“ gestoßen, was in diesem Fall ebenso als Deckel zum Dackel passt, sobald auf Anhieb die Machenschaften des geheimnisvollen Dr. Who (Hideyo Amamoto) binnen der Arktis starten - welcher übrigens bei jedem Gang aus fliegenden Vehikeln mit seinem Gefolge einzeln aussteigender Schergen gezeigt werden muss.


Der sinestre und hagere Fiesling mit grauer Überlegenheit auf der Haube will mithilfe eines maßstabsgetreu nach King Kong modellierten Mechanikongs (einst mit Nelson zusammen konzipiert, btw) das Element X aus den Tiefen eisiger Felsen bergen, um der noch geheimnisvolleren Vertreterin of no nation, Madame X (Mie Hama), so zu einem Aufrüstungsvorteil zu verhelfen, dass die USA und die Sowjetunion in die Knie gehen würden – eine Fabel so alt wie aktuell! Da seine Erfindung aber dem Druck der Strahlen nicht standhält, dennoch eine prima impotente Erscheinung in der faszinierend kühlen Kulisse des Miniatureises macht, dürfte bald ein ebenbürtiger Gast aus tropischen Gefilden einziehen. Dieser erwacht jedoch gerade erst, da Susan (gesprochen: Siusänn) von Inselwegen her die Bekanntschaft mit dem T-Rex Gorosaurus macht und da also weniger von den undefiniert futuristischen Waffen ihrer Boys gerettet wird, denn von der markigen Statur des Kong-King! Die Kaiju, unsere wackeren Männer im Anzug, haben sodann ein starkes Gerangel als Anspielung auf den Hauptkampf des Originals, verstärkt von dem wohl kawaii-gültigsten Design, das unseren Titelhelden je addelte, superniedlich animatronischen Großaufnahmen und Brusttrommeleien dazu, die höchstens ein King Homer noch ausstechen könnte. Selbst Nelson stellt mit stets trockener Selbstzufriedenheit fest, was der Bursche doch für große treue Augen hätte und wenn man da noch nicht ergriffen ist, dann spätestens beim Sad Theme vonseiten Akira Ifukubes, das vor allem dann einsetzt, wenn Kongs Schwarm Susan auf ihn einzureden versucht. „Da kann man nur eins sagen: Der Gorilla lässt schön grüßen!“.


Die beiden haben überhaupt eine schöne ergänzende Beziehung, so wie er sie und ihre Freunde auf der Flussfahrt zurück mit zielsicherem (witzigerweise nicht immer per Zeitlupenwucht eingefangenem) Schmackes vor einer riesigen (von Nelson ganz salopp hingenommene) Seeschlange rettet und im Folgenden auch höflich am U-Boot anklopft, um sie zu sehen zu können (ansonsten spielt er damit, wie ein Kleinkind in der Badewanne; wie gesagt: Die Nachvollziehbarkeit menschlichen Verhaltens reicht tief und das mein ich gar nicht mal ironisch im Vergleich zu „Skull Island“). Sie hat im Grunde natürlich mehr ein Auge auf ihren Kollegen auf Augenhöhe, Nomura, geworfen, doch diese schon recht mütterliche Fürsorge für den großen Freund Kong ergibt ein Herzstück an ausgedehnter Beobachtung, bei dem man die Inaktivität der ohnehin ungeschliffenen Dramaturgie umso lieber verzeiht – steckt ja auch genug Herzblut in der effekttechnischen Ausstaffierung ringsum, welche sich die Welt so baut, wie es ihr gefällt, da finden Freunde der Materie schon einen zeitlosen Hochgenuss. In der kuriosen Kohärenz geradliniger Selbstverständlichkeit zum Hypernaiven ist man trotzdem von den Socken, sobald Nelson seine Rede über die Forschungsergebnisse vor den Vereinten Nationen hält, als sei Frank Drebin am Pult; genauso kurz und schmerzlos hat sich Madame X spionagemäßig vor Ort ins Zeug geworfen, Dr. Who Daten zur Erfassung King Kongs weiterzuleiten, welchen er fortan mit Gas und Schiff ins Tiefkühlruhrgebiet abwirbt, per Hypnose an die Arbeit gehen lässt, wenn dieser sich die Zeit im 20 Meter hohen Käfig zwischendurch auch ordentlich vertristen muss – mMn eine offene Kritik am kapitalistischen Burnout, insbesondere mit Blick auf die Ansprüche der japanischen Wirtschaft.


Die Revolte droht zurecht und so wird unser Heroic Trio bei Tokio geschnappt, um Kong die falsche Sicherheit ihrer Präsenz zu gewährleisten. Man kann sich ja denken, dass unser Großer flugs den Braten riecht und vor Wut kocht, obgleich Dr. Who Susan und Nomura ausgerechnet in eine Eiskammer sperrt, welche sonst nur „Das rote Phantom“ überleben könnte. Potzblitz, wie fuchsteufelswild Kong dann sein Gatter in Stücke reißt, eigentlich die ganze Forschungsstation gen Ruine ummodeln dürfte! Wie es dann vom Sprung ins Wasser aus beinahe sofort nach Japan geht, ohnehin auf den höchsten Turm vor Ort, wenn Mechanikong Susan und die gesamte Bevölkerung bedroht (Element X, ne)! Wie undurchschaubar Madame X gute wie böse Seiten zu wechseln scheint, auf dem Frachter des Dr. Who selbst binnen angefeindeter Ambivalenz zu Grooves und Decors passt, wo unsere Protagonisten zuvor schon ein Wiedersehen mit dem Beinahe-Mörder Who in unbehaglichem Schweigen verlebten! Wie überflüssig die japanische Selbstverteidigungslinie wieder am Überangebot kugelresistenter Monstren vorbeifährt! Und und und...bis zum Ende wird man auf jeden Fall auf seine Kosten kommen, was die Massenunterhaltung anhand des Kintopp im globalen Großformat angeht – angeführt von einer unbedingten Liebe, die sich aufeinander stützen kann und als Kooperation im Gesamtpaket ein solidarisches Zeichen setzt, subversivem Größenwahn das Handwerk zu legen, obgleich die dunkle Seite der Mondinsel eben auch ihren Eigensinn mit Charme ausstellen darf, wie alles am Film die Liebe zum Pomp, zur Fantasie des Zelluloids erklärt, auch wenn die Direktive unbedarfter Sci-Fi-Pulp-Aufregung nur bedingt die inhärente Tragik des Titelhelden evozieren will. Sei's drum, ab und an gibt sich der Mensch ja ebenso noch ungeniert der Unschuld hin, da darf es der größte Menschenaffe von allen schon lange!




Als großartigen Einstand in die Ehrenrunde des traditionsreichen Filmabends wollte ich auch gerne mal Amir Shervan (R.I.P.) wissen, dessen „Samurai Cop“, „California Cops“ und „Killing American Style“ stets die ungewöhnlichsten Perspektiven und Umgangstöne aus dem Videomarkt der B-Action Amerikas förderten. Leider sind die relativ frühen „Young Rebels“ des iranischen Immigranten auf dem Gebiet etwas schnell erschöpft, was die Reflexion des Zuschauers zu ihnen angeht – also abseits dessen, wie brutal der überwiegend grünliche Weißabgleich durchweg an der Netzhaut rumort, zudem bis zum Schluss stets zur Steigerung fähig ist! Eine Reminiszenz an das frühe Zwei-Farben-System Technicolors? Bis dahin erlebt man einen Strom an Verfolgungsjagden, bei dessen Gleichförmigkeit und technischer Inkompetenz schnell vom roten Faden abgewichen werden kann. Hat natürlich auch mit der Desorientierung der Inszenierung zu tun, die auf der Suche nach cheap thrills Achsensprünge, fragmentarische Sequenzen, Tonschwankungen (ein Schrotflintenschuss wird zur Artillerie) und rapide unverschleierte Kulissenwechsel in Kauf nimmt – aber das wäre alles nicht so schlimm, wenn der Bezug zum charakterlichen Kuriosum mehr Atemraum über hätte. Lass diese Leute reden (gerne auch überdrübber nachsynchronisieren) und in ihrer Honk-Klamotte so sein wie sie schon ankommen, dann erhaschen sie schon die volle Aufmerksamkeit. Lässt du sie jedoch x-mal über denselben Pferdehof jagen und spärliche Shootouts reihen, ist der Witz binnen 90 Minuten aufs Ernüchterndste auserzählt. Ein frühes Highlight zeigt sich zugegebenermaßen schon am ellenlangen Striplokalbesuch, in dem die Damen innerlich nach tausend Schmerzen schreien, im Hintergrund jedoch durchweg von einem der hoschigsten Grimassenschneidern jenseits der Strandatzen-Liga angefeuert werden. Wie sich herausstellt, ist dieses platinblonde Lichtdouble von William Forsythe inkl. Plauze und Alk-Schweiß einer unserer Protagonisten sowie der Bruder von Muskelpaket Charlie (Jon Greene), welcher aufgrund der Schulden jener Verwandtschaft beim Migranten ausbeutenden wie killenden Mr. Vincenzo (Carlos Rivas) über die mexikanische Grenze fliegen muss, um einen gefährlichen Deal abzuschließen.


Das Geschäft geht natürlich in die Hose, das Realitätsverständnis noch tiefer zu Spackengangstern im willkürlichen Gegenschnitt, die aber nichts im Vergleich zu jenen Federalis darstellen, welche genau jene Cop-Karre vorfahren, die später auch von der via Vincenzo geschmierten Bullerei zum Reifenquietschen angeschmissen wird. Solche und ähnliche Unkenntnis zum Medium wird meist noch von der Beliebigkeit des Elektrosmog-Soundtracks akzentuiert, zuhauf entmutigend treten sodann aber zig überlange Entblößungen von drallen Damen auf, die nicht ungemütlicher oder unerotischer auf die Beschaffenheit ihres Körpers hinweisen könnten, sich Perlenketten durch die Schenkel ziehen müssen, während Robert Z'Dar (ebenfalls R.I.P.) als Joey Vincenzo lüstern drein blickt; mit dem Kinn mehr denn je wie eine Jim-Henson-Kreation ausschaut. Gegenspieler auf der Seite des Guten, Charlie, hat parallel dazu ein Poperzenkinn, Freunde wie Genza (Tadashi Yamashita) und Liebste Liz (Christine Lunde) an seiner Seite, doch deren Belange werden genauso wenig angepackt, wie der Film auch jede dramaturgische Wende gen Beiläufigkeit absaufen lässt. Solch ein Ansatz naturalistischer Gleichgültigkeit kann eine Menge Risiko fürs Interesse vonseiten des Zuschauers bergen, auf die Dauer aber ist man hier zwangsläufig irgendwann raus - wie gesagt erst recht, wenn die grüne Farbgebung beinahe schon bewusst verstärkt auf Grünflächen (Röcke, Gräser, Wälder, etc.) ausgerichtet ist und einen Gesamteindruck an geballtem Furznebel zu vermitteln scheint. Ausnahmsweise blicken natürlich noch einige Momente durch, welche dieses Delirium redundanten Ungeschicks unterbrechen – sei es ein Zwischenstopp auf dem Oktoberfest in der City oder der Auftritt des Sheriffs Aldo Ray, der sich anhand vielerlei Fucks und US-Flaggen mit einer Vorfahrin der „hässlichen Rachel“ (siehe „Battle B-Boy“) unterhält. Für Shervans Verhältnisse ist das trotzdem keine allzu sehenswerte Leistung geworden, noch so weit ab vom Enthusiasmus zur Emulation zeitgenössischer Topoi, welche er auch später nicht beherrschte; hier zumindest noch genau einen Oneliner drauflegen konnte, für dessen Einfallsreichtum andere Länder die Todesstrafe ausstellen würden.




Apropos Todesstrafe, ab auf Lebenszeit hieß es sodann für den „Todesmarsch der Bestien“ - ein weiteres jener hierzulande verbotenen Filmwerke, die ihrer Gewaltverherrlichung wegen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag auf die Rehabilitierung warten müssen oder schlicht vergessen werden. Wie schon beim „Man-Eater“ ist die Entscheidung natürlich längst überholt, wenn der Film des Spaniers Joaquín Luis Romero Marchent auch weiterhin eher für eine Altersgruppe zu empfehlen ist, die den kollektiven Nihilismus des Ensembles entsprechend differenziert zu verarbeiten weiß. Aber was heißt das schon in einer Kinolandschaft, die per „Hateful 8“ genau in jene Kerbe zwischenmenschlicher Ambivalenz schlägt, binnen welcher die Endstation Hass zur Kältestarre höllischster Gewalteskalationen, Sadismen wie Zynismen angespannt wurde? Man wird sowieso im Rückblick überrascht sein, wie stark sich Tarantino an den „Cut-Throats Nine“ (so der US-Titel) orientiert haben muss – von der Kutsche binnen eisiger Berge aus (anhand der Pyrenäen dargestellt) an der Fußkette mit Lawman Sgt. Brown (Claudio Undari) und neun Mördern verbunden, entschleunigt man sich mit dem Gewehr im Anschlag und der Gnadenlosigkeit zischender Winde hinein in die Strafe ohne Wiederkehr. Das Ziel der Endzeit ist jedoch geballter unterwegs als erhofft, schließlich massakrieren Banditen die Kutscher, lassen deren Insassen nach dem ausgebliebenen Goldrausch im Graben landen. Slim (Marchant-Sohn Carlos) bricht sich das Bein, doch alle müssen ihn schleppen, um auf Befehl des Sergeants zu überleben – das kann nicht lange gut gehen und so brennt die Leiche bald dahin; der verkohlt überquollene Kopf liegt offen, die verbrannte Ferse wird vom Rest des Trecks mit der Machete abgetrennt.


Natürlich ein schonungsloses Bild, aber auch als Kälteschock menschlicher Untiefen inszeniert, den Brown-Tochter Sarah (Emma Cohen) als mitgehangene/mitgefangene Begleiterin voller Schrecken entdecken muss, während die Bande um das erwirkte Ableben des Kollegen kichert. Einer von diesen Herren soll auch der Mörder ihrer Mutter sein, umso schnittiger lässt Brown seinen Hass als Gleichgültigkeit gegenüber den Umständen ausstrahlen, bleibt höchstens energisch bei seiner Tochter zugegen und befürchtet stets das Schlimmste, zuckt aber kaum mit der Wimper, jemandem das Auge rauszuschießen, wenn der nicht zur (allenfalls vermuteten) Unterkunft fernab weitergehen will. Sympathien aufzubauen ist hier ein schier unmögliches Unterfangen und vielleicht das stimmigste Gegenargument im Streit um den Tatbestand Gewaltverherrlichung, wenn der empathischste Fixpunkt prägnant bei Sarah zu finden ist, während sich die Räuden ringsum mehr oder weniger an der eigenen Anspannung des Misstrauens schon von Vornherein dem (inneren wie äußeren) Sterben nahe wiederfinden, ohne es wissen zu wollen. Brown als Vertreter des Gesetzes ist ohnehin vorbelastet, vielleicht anfangs noch der Erzählerfunktion halber zur Identifikation tauglich, aber bald ebenso den Bestien nahe, bis sich die Position des Zuschauers/Sarahs irgendwann auch zum scheinbar Harmlosesten an der Kette, Dean Marlowe (Manuel Tejada), verschiebt, dessen Vergehen sich allenfalls auf einen Banküberfall beschränken. Der expliziten Hinwendung verweigert sich der Film allerdings, stattdessen durchwandert er mit seinem Cast die Zermürbung im Schlepptempo, wozu dann auch Rückblenden einzelner Akteure aufgeschlossen werden, in denen der Schmerz des Vergangenen bzw. Zerstörten noch zu drastischeren Momentaufnahmen der Agonie konzentriert wird.


Einer hatte sogar schon den Prozess des Todes am Strang erfahren, musste aber bis in dieses Fegefeuer hinein verharren. Mit solch apokalyptischer Aura wird den letzten Wanderern des Hasses auch die schlimmsten Schneestürme beschert, während ausgerechnet die Ketten ihr Gold hinter aufgemaltem Blei entblößen, die Machtverhältnisse sowieso umkehren, wenn den Browns die Erschöpfung zuerst ereilt. Ab hier wird es durchaus kritisch mit der Manifestation der Hölle auf Erden, mal auf das Gewicht der Suggestion belassen, mal auf die explizite Zerstörung menschlicher Form eingestellt, dass man sich in den verschlossenen Akten jedweder Kriegsfotografien verloren glaubt – siehe „O.K.“. Der Fäulungsprozess im Sinne eines Todesmarsches ist zudem auch einer der Worte, als Drohung meistens derart aus dem Nichts und zielgenau ins Kopfkino einschneidend, dass es einem im Halse stecken bleibt, im Gegenzug von der finster choralischen Musik Carmelo A. Bernaolas zum Ausdruck der Verstörung ohne Ausweg geführt wird. Diese Echokammer macht keine Gefangenen mehr, höchstens Opfer, auch ihrer selbst, wie es sich an den Halluzinationen des Feuerteufels Ray Brewster (Antonio Iranzo) zeigt, der vom rückwirkenden Kreislauf der Gewalt mindestens so intensiv gejagt wird, wie es sich die verbliebenen Recken im letzten Halt vor dem Fort gemütlich machen, dort umringt von Holz, Schnaps und vielerlei potenziellen Zeugen das vorwegnehmen, was hiesige Zuschauer jüngst erst als 70mm-Projektion nachempfinden durften. Mal ab von jenen beachtlichen Parallelen bewährt sich „Condenados a vivir“ natürlich auch so verstärkt eigenständig als Schrecken im Schnee, sprich als klaustrophober Open-Air-Terror, der auf den Brettern morscher Menschlichkeit bebt, bis er einem im Stillstand das Blut hinaus schlitzt, ggfn. schon im Gehen zum Würgegriff hochhebt. Die Leichen lassen sich noch zeitweise tragen, doch sie pflastern nicht nur der Inspiration Sergio Corbuccis nach den Weg, sondern legen schon so früh wie 1972 einen Härtefall der Entmystifizierung (in etwa auch Richtung Vietnam) vor, bei deren Geistern die Leinwand heute noch vor Furcht erstarrt.




Zu guter Letzt sei noch ein weiterer Tipp zum gepflegten Rausschmiss genannt: Nichts geringeres als die „House Party“! Wie bitte, die Sause mit dem schwarzen Comedy-Duo Kid 'n Play soll den Abdampfer signalisieren? Aber das nicht zu knapp, denn sie übt sich eher in der Erschöpfung als die „Young Rebels“, verdichtet ihr Sprüchelager mit einer Ballung auf zehnfachem „Satisfaction“-Niveau und macht in etwa so viele Bemühungen in Sachen Sympathiegehalt wie der „Todesmarsch der Bestien“. Vergleiche hin und her, es ist eben ein feierlicher Absch(l)uss der Synapsenfront gegeben, wenn man da eine humoristische Zuckerbombe serviert bekommt, die einen insbesondere in der Synchro derart überfordert und zugleich auf Blechpiraten an Klischees gestützt ist (z.B. die mindestens doppelte Nennung von „Negerküssen“ und „Da sehe ich schwarz“), bis die Ödnis den Rückzug nach Hause anmeldet. Regisseur und Autor Reginald Hudlin kann eben auch nur schwer kaschieren, dass hier ein Kurzfilm Pate stand, so wie er die Laufzeit mit laschen Situationskomiken füllen muss, unsere jugendlichen Helden des Abhottens binnen gedehnter Laufzeit eben am Coming-of-Age einer viel zu vollen Bude teilnehmen lässt, wer denn jetzt mit wem in die Kiste steigen darf und bei wem die Raps so richtig schick flowen. Die Posse ist so basic, wie sie sich auch mit einem zig-Absurditäten-konzentrierenden Antagonistentrio unter Leitung von Stab (Paul Anthony) begnügen muss, mit Gang auf die Straße rassistische Cops der Ära abhängt, den autoritären Dad (Robin Harris) auf den lautstarken Generationen-Konflikt schickt und am Ensemble ohnehin so illustren Namen wie „Stinkmorchel“ Bilal (Martin Lawrence) nachgeht, welche allesamt in einer Pausenlosigkeit chargieren, von der natürlich keine Unze Reflexion über bleibt. Stattdessen soll der ungenierte Fun am Plattendrehen und Freestyle noch die Stimmung beibehalten, während der kollektive Sexismus umso stärker den Zahn der Zeit vorzeigt, ehe man sich bei der obligatorischen Knasteinfuhr vor Analinvasoren behaupten muss. Was für eine dumpfe Tüte an verschlepptem Kurzweil, da hatte „Class Act“ weitaus mehr Abwechslung zu bieten, wenn man hier schon so gelangweilt ist, dass sich selbst außerhalb des Kontext eines langen, langen Filmabends lediglich auf die nächste Dialogverstrahlung hinab ins tiefste Blödeltal gefreut werden mag, obgleich man in der Menge trotzdem nimmer hinterher kommt. Aber haben wir's bereut? Keineswegs, meine Freunde, diese Woche war der Hammer!