Sonntag, 26. Januar 2014

Tipps vom 20.01. - 26.01.2014


 
LE FRISSON DES VAMPIRES - Rollin profiliert sich bei mir wieder mal mit diesem genüsslichen Freudenspender seines Werkes, welcher sich wie gehabt mit dem von ihm heiß geliebten Vampir-Mythos beschäftigt, aber dieses Mal neben seiner obligatorischen Lust auf Entdeckung auch einen durchaus lustigen, sprich humorvollen Bezug mitliefert. Da setzt er schon in seiner Farbgebung des Hauptschauplatzes, einem zwischen den Wäldern versteckten, gotischen Schloss mit Friedhof anbei, auf knalligen Pop - hüllt es u.a. in aufsprießendes Rot und himmlisches Blau, wie später Argento in 'SUSPIRIA', lässt bereits in den Anfangsmomenten eine leuchtende Ladung Blut aus dem höchsten Fenster fließen.


Wie es sich aber auch für Rollin gehört, bleibt er seinem gemütlichen, einsaugenden Erzählstil treu, so dass uns jene Architektur dieses mysteriösen Gemäuers mit all seiner bizarr-makaberen Ausstattung, seinen schaurig-abenteuerlichen Katakomben und seinem wild wuchernden Gras & Unkraut rundherum einladend vertraut wirkt. Passend dazu erreicht einen von der Tonspur aus ein waschechter Franzosen-Krautrock, welcher mit seiner delirischen Verwunderung der hypnotisch-frivolen Kraft dieses Ortes und seiner Bewohner höchst gerecht wird.


Denn sobald unsere Protagonisten, ein frisch verheiratetes Ehepaar, jenes Schloss aus den Kindheitserinnerungen (wieder ein beliebtes Leitthema von Rollin) der Gattin Isle besuchen, wird eben sie bei der Übernachtung im charmanten Ambiente von der Königin der Nacht Isolde verführt, was sie nur allzu gerne geschehen lässt - geradezu freudig-selbstverständlich lässt sie sich darauf ein, Vampir zu werden. Ihr Gatte hingegen sieht keinen Spaß darin, darf er ja nicht mal zu ihr ins Bett, während sich alle Frauen um ihn herum füreinander entblättern, hegt sogar Misstrauen gegenüber seiner opulenten Pension und ist erst recht frustriert, als auch noch Isles Cousins auftauchen.

 
Die Beiden sind auch Vampire, waren aber vor ihrem Untoten-Leben noch im Dorf als harte Vampirjäger bekannt - nun gehören sie zwar zu der von ihnen verhassten Gattung, sozialisieren aber immer noch gerne mit den Menschen, selbst wenn sie ausschließlich im rasanten, Satz-ergänzenden Wechselspiel von ihren Ahnenforschungen schwärmen. Jedenfalls sind sie recht versessen auf ihre potenzielle, neue Spielkameradin Isle und genau das passt unserem Mustergatten nicht - da braucht er sich aber auch nicht wundern, dass sie sodann Schabernack mit ihm treiben.

 
Da verirrt der junge Herr sich einmal in einer Bibliothek, welche sich in einem galanten Schwenk als einengend & unentrinnbar entpuppt und wird dort mit Büchern beworfen, die wie von Geisterhand aus den Regalen hopsen. Später wollen die zwei nackten Dienstmädchen der Vampire, dass er mal lockerer wird, sodann zum Genuss einer blutigen Zeremonie überreden, indem sie sich neben ihn ins Bett legen und ihn damit neckisch zum Aufwachen bewegen wollen (einer meiner Lieblingsmomente im Film, da ich mich selber gerne in seiner Position befinden möchte). Nix da, eher greift er zum Revolver und möchte seine Isle befreien - och menno.

 
Ihr wird hingegen schon bewusst gemacht, welche Nachteile ihr mit dem 'Leben' als Vampir erwarten - da meidet sie schon früh als 'Angebissene' das Tageslicht und vergreift sich im Blutdurst sogar an einer toten Taube. Im Gespräch mit ihren neuen Freunden kann man durchaus ein Gefühl von Tragik im Film herauslesen, auch später im Showdown würde man diesen Kreaturen das Weiterleben sogar durchaus gönnen, wie so oft in Rollins Filmen - der macht eben keinen Hehl aus seiner Sympathie für jene Genre-Monster. Im Endeffekt setzt der Film also dennoch einen optimistischen Schlusspunkt: einmal angebissen, zieht man die Sache auch voll durch und ergibt sich dem Spaß der Nacht, selbst wenn einen der Tag in die Verdammnis werfen kann. Alles besser, als in einer restriktiven Ehe zu versauern!

Ach, war das wieder schön, lieber Jean! Du weißt, was mir gefällt :)




DIE INNERE SICHERHEIT - Nun denn, es herrscht bei mir offenbar dringend Nachholbedarf in Sachen Christian Petzold, wenn man bedenkt, dass ich erst jetzt einen seiner Filme gesehen habe. Ich kenne mich auch insofern nicht wirklich mit der berüchtigten 'Berliner Schule' aus, weiß auch gar nicht, ob deren 'Stilmerkmale' hier überhaupt angewandt werden, bin aber auf jeden Fall schon mal recht stark angetan von Petzolds Gestaltung. Da vermittelt er uns das triste Dasein vom Leben auf der Flucht - abgeschnitten von der Gesellschaft und dennoch, unterwegs im Untergrund, künstlich am Leben erhalten - naturalistisch und nüchtern, in Kamera & Schnitt, mit einem ebenso authentischen Ensemble (Julia Hummer = Goddess), fast vollkommen ohne untermalenden Musikscore. Die nackte Furcht vor dem Unvermeidlichen.


Darin wird sodann unserer Hauptprotagonistin Jeanne, die 15-jährige Tochter zweier seit Jahren flüchtigen Verbrecher (aus welcher Richtung sie jetzt genau kommen, wird nicht erläutert, ist aber auch irrelevant) das Teenager-Sein entsagt: Liebe, Spaß, sogar Schule und allgemein soziale Kontakte sind unter diesen Umständen einfach unmöglich - versteckt und unauffällig bleiben, ist die Divise. Selbst sobald sie einen Jungen kennenlernt, der ihr so richtig gefällt, gestaltet sich ihr erstes Mal als verschämtes Versteckspiel, wo sie sich nur unter der Decke ausziehen kann.

 
Dagegen stehen ihre Eltern, die jede Maßnahme ihres zum Scheitern verurteilten Weiterlebens als unumstößliche Regel ansehen, Jeanne wie bei einem Verhör um ihre Privatangelegenheiten ausfragen, nur um sicher zu sein - auch wenn sie ihr Kind damit quälen. Denn auch in ihnen regiert die Furcht: sind sie auch auf jede Eventualität gefasst und einigermaßen vorbereitet, können sie doch nicht verheimlichen, wie durchweg ratlos und verloren sie sind, kaum noch fähig ein Lebensgefühl nach außen hin zu tragen, höchstens Mitleid zueinander. Das einzige, was ihnen bleibt, ist der Sex, aber selbst der geschieht immer nur im Off - wenn dann sonst On-Screen kaum noch Liebe und andere normale Sozialitäten zwischen den Beiden möglich ist, wie soll Jeanne sich daran noch ein Beispiel nehmen?


Ihr Ausbruch liegt nahe, sie kann dennoch nicht von ihren Eltern lassen, nach diesen ganzen 15 Jahren familiären Stockholm-Syndroms - doch wie lange kann man das Schicksal, den Zusammenbruch dieser Familie noch aufhalten? Petzold drängt Gottseidank nicht auf eine Antwort, bleibt objektiv an seinem Sujet, ergibt sich keinem langanhaltenden Armuts-Porno-artigen Abstieg in die Misere wie in Ming-liang Tsais unerbittlichem Aussteiger-Drama 'STRAY DOGS', macht aber auch keinen rasanten Märtyrer-Reißer daraus, wie Uli Edels 'DER BAADER-MEINHOF-KOMPLEX'. Sein Film ist nüchtern und transparent, aber vollends nachvollziehbar und offen-unbemüht, menschlich und natürlich, inmitten der alltäglich-wiedererkennbaren BRD - da kann man verstehen, wie einem in so einer Situation zumute ist. Petzold, ich glaube das wird der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.



 
CHICAGO - ENGEL MIT SCHMUTZIGEN GESICHTERN - Michael Curtiz humanisiert mit seinem bodenständigen Gangster-Epos den faszinierenden Outlaw, kongenial verkörpert von James Cagney - gestaltet ihn als mitfühlenden Freund, der sich schlicht einem anderen Milieu verpflichtet fühlt und sich damit profilieren kann, ein Vorbild für eine Gruppe von liebenswerten Bengels zu sein, die ebenso von seinem alten Freund, dem gottesfürchtigen Pat O'Brien, betreut wird. Natürlich entsteht da zwischen den beiden Gesellen ein Konflikt der Ideologien und Berufsmethoden, allerdings bleibt ihre Anerkennung und Verbundenheit zum selben Viertel - in dem sie zusammen aufgewachsen sind und sich vom Schicksal verurteilt verloren - untereinander ungebrochen, selbst im Ringen um die Aufmerksamkeit der jungen Leute.


Diese Loyalität zueinander resultiert auch zum Ende hin in einem ultimativ-freundschaftlichen Kompromiss, in welchem Cagney seine knochenhart-nihilistische Gangster-Attitüde kurzerhand außer Kraft setzt, um vor seinen und Pat's beeindruckbaren Schützlingen nicht als Vorbild und Märtyrer dazustehen. Das alles wird von Curtiz in einer kurzweiligen Selbstverständlichkeit geschildert, die dem Gangster-Noir mit gewitzter Luftigkeit entgegentritt, aber auch ganz lakonisch und frech dessen Umgangston in der allgemeinen Sozialität verkumpelt, um gewisse Erziehungsmaßnahmen im natürlich-durchwanderten, unaufgeregt-selbstsicheren Lower-Class-Ambiente zu erwirken - alles eine Frage der Anpassung, sowieso für Cagneys Charakter, der nach Jahren des Knastdaseins trotz verschmitzter Flippigkeit ständig mit den Schultern zuckt, um sich in seinen neuen, ungewohnt-normalen Klamotten wohlzufühlen.


Somit kommt auch ganz leicht eine natürliche Spannung zustande im raubeinigen Räuberpistolen-Kampf um die Unterwelt-Herrschaft der Stadt, die sich weniger durch Action in den Vordergrund rückt, als dass man einfach dem Werdegang der liebevoll aufgemachten Charaktere folgen will, die durch Bild, Ton und Schauspielkunst so einen eindrücklichen Genuss anbieten, dass sich die melodramatischen Stärken zum Ende hin reichlich verdient fühlen - auf die Tränendrüse wird dennoch nicht gedrückt, es erfolgt trotz tödlichem Ausgang keine konfrontale Dualität, eher eine einvernehmliche Versöhnung mit Anstand und Kriminalität, welche beide einem nachvollziehbaren, höchst menschlichen Kodex folgen, diesen mit stolzem Pathos vor sich her tragen, aber auch zusammenarbeiten können, denn im Grunde kommen sie doch eh alle aus derselben Urquelle. Sind auch nur alle Menschen, wie du und ich. Klasse!




LOBSTER - EPISODE 1: DER EINARMIGE - Als Geissendörfer-Fan war selbst ich eine Weile lang skeptisch, ob sich der Kauf der LOBSTER-Serie auf DVD aus der STRASSENFEGER-Reihe lohnen würde. Nun denn, schlussendlich, nach einem Blindkauf dieses ersten Serienausfluges vom späteren Lindenstraße-Masterminds, gibt es keine Zweifel mehr, dass er durchaus einer meiner Lieblingsregisseure geworden ist, nimmt LOBSTER doch im Genre des 1-Stunden-Krimis öffentlich-rechtlicher Natur eine gewisse Sonderstellung ein, jedenfalls sofern ich das beurteilen, auf jeden Fall genießen kann.


Wollen wir uns jedoch erstmal mit der ersten Episode beschäftigen, in welcher unser freiberuflicher Privatdetektiv-Protagonist Hans Lobster in den provinziellen Backstein-Gassen deutsch-urbaner Hinterhöfe eingeführt wird. Der gestaltet sich als gemütlich-faul und kumpelig-sarkastisch, lümmelt mit Morgenzeitung und Brötchen auf der Couch herum, bis ihm ein Auftrag von einer Versicherungsgesellschaft entgegenkommt, 1 Millionen D-Mark anhand des gerade frisch entlassenen Franz Borsig, welcher eben diese Beute bis zum heutigen Tage versteckt haben soll, ausfindig zu machen. Die Polizei ist dem Kerl auch auf den Fersen, überlässt allerdings Lobster den Großteil der Arbeit, schließlich dürfen sie die Prämie eh nicht einsacken. Dafür geben sie ihm auch ständig durch, wo sich der Borsig gerade aufhält, bitten ihn dass er sich beeilen soll - der wimmelt aber nur ab, dass der Typ schon längst weg sei, bis er sich fertig angezogen hat. Erst, als er hört, dass Borsig in einer Kneipe untergekommen ist, schmeißt er sich sofort freudig in Schale und inszeniert dort eine Schlägerei, um mit dem Verbrecher zu sympathisieren, welcher eh schon nach einem guten Jahrzehnt in Gefangenschaft dadurch gepeinigt ist, nur noch einen Arm zu besitzen und auf der Suche nach seiner ehemaligen Geliebten Karin zu sein. Nach einem wohl abgeschmeckten Zechgelage wird Borsig jedoch per Drive-By in den Rücken geschossen. Ins Krankenhaus will er nicht, weshalb Lobster ihn zu sich nach Hause schleppt - vorher ruft er aber noch seine arbeitslose Tochter Ellen an, sein Namensschild mit Berufsbezeichnung von der Wohnung abzunehmen.

 
Dort schließlich angekommen ruft Borsig einen ihm vertrauten Arzt zur schnellen Behandlung herbei, übernachtet sodann bei Lobster, wo er von dessen Tochter rührend umsorgt wird. Borsig entwickelt allmählich eine Freundschaft zu den Beiden, ohne zu wissen, was Lobsters wirkliches Anliegen ist - unterbreitet ihm ein Angebot, mit ihm das Geld zu suchen, dafür ein paar Leute zu befragen, vorallem seine Ex-Geliebte aufzufinden und schließlich die Beute aufzuteilen, da er ihm, seinen Retter, vertraut. Ellen ist erbost von ihrem Vater, es soweit kommen zu lassen - sich unter falschem Deckmantel als Freund auszugeben, sich so Vertrauen zu verschaffen, um an Geld zu kommen. Man bemerke hier schon: das Krimi-Element der Serie dient nur als sehr basische Ausgangslage, entwickelt es sich doch in diesem Rahmen allmählich zu einem packenden, menschlichen Drama.

 
Lobster jedenfalls steht dennoch zu seinem Wort und macht Karin ausfindig, welche inzwischen mit einem Anderen verheiratet ist und zudem eine Tochter aus dem Verhältnis mit Borsig hat. Sie hat insofern immer noch Gefühle für ihn und willigt ein, ihn in Lobsters Wohnung zu treffen. Ihr Ehemaliger will im direkten und harten Umgang mit ihr vom Aufenthaltsort der Kohle erfahren, doch sobald sie ihm einfühlsam klar macht, dass sie diesen nicht wüsste, muss auch er seinen Ton leicht schüchtern zurückziehen, befindet er sich doch noch immer, gefesselt an Lobsters Bett, in einer Opferstellung. Diese nutzen die Umstehenden allerdings nicht aus, Karin fragt ihn sogar darum, ob er denn seine Tochter (zum ersten Mal überhaupt!) sehen will, was er dann auch ziemlich verdutzt und sichtlich ängstlich zugibt. Diesen einen höchst empathischen Moment des Zusammentreffens inszeniert Geissendörfer per Kamera & Score dann derartig stechend-ergreifend, auch vollkommen ohne Tränendrüserei und zudem pointiert-kurz, dass man diese Geschichte nun vollends als empathisch-nachvollziehbar empfindet - eine Grundstimmung, die sich sogar bis zum darauffolgenden Gespräch zwischen Karin und ihrem jetzigen Ehemann hält, wo ebenfalls Verständnis füreinander herrscht.


Aber nichts hält ewig - und weil Ellen mit dem verletzten Borsig so stark mitfühlt und sich offensichtlich sogar ein Stück weit in ihn verliebt, waltet irgendwann ihr Gerechtigkeitssinn und offenbart ihm, wer ihr Vater in Wirklichkeit ist. Nun allerdings erhebt sich die Lage in neue, gefährliche Dimensionen, wo auch Lobster parallel dazu immer näher an den Berherberger der versteckten Kohlen rankommt. Es wird also spannend, soviel sei an dieser Stelle verraten, interessanterweise löst Geissendörfer seinen Showdown allerdings nicht reißerisch auf, erzählt nüchtern-zielstrebig das Nötigste und verläuft sich nicht in Fantasterei. Bleibt authentisch, gefasst und bodenständig (passend zum Fall und auch der Person Lobsters an sich). Da jongliert er ganz angenehm und stilsicher mit den Bedingungen des formelhaften Krimi-Genres & seinen vordergründig-gewieften Protagonisten, sowie mit einem Gespür für den menschlichen Umgang, den alltäglichen Schicksalen, Motivationen und Sorgen. Das ergibt sich in der Größenordnung schließlich so wirkungs- und stimmungsvoll, wie nur wenige Serien in ihren ersten Lebensstunden. Das letzte Mal, als ich eine derartige, humane Wärme und emotionales Verständnis im Serienformat, speziell für den gebrochenen 'Bösewicht' und 'Kriminellen' erlebte, war in den ersten Folgen von 'BREAKING BAD'.


Ich muss schon sagen: ich bin wirklich gespannt darauf, was die nächsten Folgen mit sich bringen, ob sie ihrem Krimi-Genre weiterhin eine erfrischend-menschliche Note entgegensetzen und dabei in der Inszenierung ebenso hochwertig von Geissendörfer gehandhabt werden. Gut, dass es alle Folgen auf DVD zur Überprüfung gibt - da schreibe ich bestimmt in Zukunft noch ein bisschen mehr zu :)

P.S.: Ich habe diese Woche auch noch die neue Folge von 'TRUE DETECTIVE' gesichtet, konnte mich aber nicht dazu überwinden, irgendwas Detailliertes darüber zu schreiben, da sich meine Gefühle zur ersten Episode im Verlauf des Nachfolgers nicht grundlegend geändert haben - es ist noch immer alles 'fubar' und an gewissen Stellen noch mehr als zuvor. Würde mich zudem auch mal freuen, wenn der Case in der nächsten Folge zumindest ein kleines Bisschen weiter kommen würde. Bemerkenswert war allerdings - und das würde ich gerne ohne sexistischen Unterton sagen, allerdings war es nun mal ein unumstößliches Highlight - der Nacktauftritt von Alexandra Daddario. Only on HBO, man...



 
KILLPOINT - Aus dem ambitionierten C-Movie-Bereich streckt sich hier Autorenfilmer Frank Harris heraus, der mit seinem Debütwerk einen toughen Cop-Actionreißer auf die Beine stellt, der mit bedrohlicher Dringlichkeit die verkommenen Drahtzieher und Konsequenzen des illegalen Waffenhandels in L.A. darstellt. Unterstützt von einer Vielzahl echter Police Departments und Biker-Bars, die genüsslich abgefilmte Vehikel und Locations für die Produktion bereitstellten, und einem Ensemble spieldürstigster Charakterdarsteller, u.a. Cameron Mitchell, Richard Roundtree, Leo Fong und Stack Pierce (letztere einschlägig bekannt aus 'BLOODSTREET - EYES OF THE DRAGON 2'), gerät die Hatz auf das verhängnisvoll-brutale Kanonenspiel zum chaotisch-engstirnigen Kampf gegen infantile Bandenkriege, Raubmord-Massaker und misanthropische Gangsterbosse.


Der Streifen hat insofern reichlich Härten zu bieten und zeichnet ein Bild der unaufhaltbaren Gewalt, welche durch viele unschuldige Lokalitäten rollt und keine Zeugen hinterlässt. Auch die Verursacher dieses Mordgewerbes, der ultrazynische Joe Marks (welcher so asozial-genervt gegen seine Mitmenschen vorgeht und gegen Ende hin sogar einen wirren, soziopathischen Voiceover abliefert, alà Noé's 'MENSCHENFEIND') und sein stoisch-unbarmherziger Gehilfe Nighthawk, zeigen keinerlei Erbarmen für ihre Opfer, türmen in ihrer Selbstgefälligkeit immer weitere Leichen auf und beschwören das Ende der machtlos-trübsinnigen Gesellschaft herauf.

 
Dagegen steht der Polizeiapparat, der seinen besten Mann, Lt. James Long (welcher einen recht demütigenden Beatdown auf ihn mit einer beschwörenden Muskelshow im Spiegelbild psychologisch ungeschehen macht), auf diese Gefahr loslässt. Zielstrebig, kugelsicher und traumatisch-melancholisch vom Tod seiner Frau getroffen, wandert dieser Kampfsport-erprobte Ermittler zwischen den ramponierten Tatorten umher, während der dronig-hart-rockende Soundtrack nicht nur in Verbindung mit dem versifften Milieu-Horrorszenario Erinnerungen an William Lustigs 'STREETFIGHTERS' weckt, sondern auch mit hautnah-umherwandernden Bildern die von ihrem Aufrag besessenen Figuren konsequent-hypnotisch durch Zeit und Raum gleiten lässt.

 
Vom Budget her müssen da natürlich einige Einschränkungen hingenommen werden, da wirkt die auf Action-fokussierte Geschichte höchst klobig und auch zweckmäßig zusammengeschustert (die schwachmatisch-blutspuckenden Kampf-Choreographien erst recht), allerdings auch so wunderbar direkt, rasant und scharfzüngig, dass keine Atempause mehr übrig bleibt - die honkig-übersteuerte, plakativ-deutsche Synchro tut da ihr Übriges. Im Endeffekt gestaltet sich KILLPOINT da nicht nur unbedingt als hart-knalliger Action-Trip, sondern auch als unterhaltsam-hardboiliges und irrwitzig-überschwängliches Exploitation-Pappkino.




EISKALTE TYPEN AUF HEISSEN ÖFEN - Ruggero Deodato begibt sich auf die reißerischen Pfade des italienischen Polizeifilms und überzeichnet diesen mit seinen EISKALTEN TYPEN als ultrazynische, freche Parodie auf die selbstgerecht-naive Cowboy-Cop-Mentalität des Genres mit all seinen formelhaften Selbstverständlichkeiten, wie: konsequenzfreie Polizeibrutalität mit flott-unbedarften Sprüchen im Einsatz, Frauen die sofort zum Sex bereit sind, wenn ein Bulle ihnen eine scheuert, unverwundbare Schießfreudigkeit mit irrsinnig-hellseherischer Präzision (Stichwort: die kindischen Schießübungen in der bezeichnenden Sandgrube) und spitzzüngige Above-the-Law-Fantastereien, bei denen man verdächtige Gangster nacheinander ausschaltet, bevor sie überhaupt einen Raub durchziehen können - wo man sodann einfach den 'Tatort' verlässt und niemand sich einen Reim darauf machen kann, wie dieses Bild zustande kam.


Die Inszenierung bleibt dabei stilecht knallig, in Kamera und Sound untrennbar von anderen Genre-Vertretern, sogar mit denselben Gesichtern angereichert, die einem in jenen Filmen häufiger begegnen. Wer aber schon dem Spaghetti-Western vertraut ist, hat sicherlich kaum Anpassungsschwierigkeiten an solcherlei Maßnahmen, gehen dort doch auch ernsthafte sowie komödiantische Auswüchse in Stab & Stil erfolgreich Hand in Hand. Der Witz liegt eben darin, dass hier so locker und exzessiv mit den mentalen und physischen Grundessenzen des Genres rumgespielt wird, dass das Szenario an jeglicher Glaubwürdigkeit verliert und zum zynisch-nihilistischen Chaos verkommt, wo unsere 2 Hauptcops (Ray Lovelock & Marc Porel) sich doch einen feuchten Kehricht darum kümmern, wie ihre Vorgesetzten von ihnen denken und wie sie mit ihren Mitmenschen umgehen - im Endeffekt machen sie genauso anarchisch Jagd auf Verbrecher, wie die Verbrecher selbst (oder auch eher wie ein pausbäckiges Rabauken-Duo alà Max & Moritz), bekommen aber dafür keinen auf den Deckel, weil es ja im Grunde eh jeder duldet.


Da braucht man dann auch keine pathetische Dramatik in diesem Film erwarten, welcher derartig kaltschnäuzig und verschmitzt auf die Tube drückt, dabei sketchartig-episodenhaft Genre-Standarts aneinanderreiht und vollends übertrieben-haltlos auflöst (u.a. die Geiselnahme eines an Milians 'Buckligen' angelehnten Schreihalses, welche dadurch beendet wird, dass Porel mit einem Motorrad durchs Fenster fliegt, dessen Komplizen abballert, während Lovelock von hinten ankommt und den Anführer abknallt, woraufhin dann beide zig-mal auf ihn einschießen - OVERKILL!). Der Sleaze, der Sex und die Gewalt kommen dabei zwar dennoch knallhart rüber, entlarven aber auch in ihrer selbstverständlichen, hingenommenen Plattitüde die exploitative Plakativität jener Schauwerte, durch Scheißegal-Gesten und beiläufig-abgeklärter Reflexion der ausführenden Charaktere, die u.a. in einer durchsuchten Wohnung ganz locker mit einer alten Dame über das Essen und den Job parlieren, während im Nebenzimmer das Verhör mit einem allzu leichten Mädel zum Stöhn-&-Stoß-Fest mutiert - 'Tja, da müssen sie nach ihrem Kollegen wohl als Nächstes ran!', was dann auch sodann passiert.


Ein wahrhaftig schlacksiges und durchgeknalltes Stück Genre-Selbstparodie, selbst in seiner übertrieben-gedankenlosen, jugendlich-anarchischen Schock- und Selbstjustiz-Plakativität, mit all ihrer comichaft-hypercoolen Blutigkeit und lausbubig-naiven Geh-Aufs-Ganze-Erotik, nur in gekürzter Fassung in Deutschland erhältlich (wenn man einige DVD-Bootlegs außer Acht lässt).




DIE LUSTIGEN WEIBER VON TIROL - Bevor Hans Billian zahlreiche Erotikklamotten durchkaute und später als einer der ersten deutschen Filmemacher Pornos in Spielfilmform hierzulande an den Mann brachte, durchlief auch er das teils weit verkommenere Genre des Schlagerfilms - in diesem Fall, seiner 2. Regiearbeit überhaupt, sogar stilecht in Heimatfilm-affiner, alpiner Wörthersee-Atmosphäre. Wie es sich für Billian gehört, wird auch hier reichlich gefummelt und den urig-heißblütigen Damen hinterhergelaufen, durchgehend bedeckt und harmlos-niedlich bleibt es dennoch. Dennoch interessant sich vorzustellen, wie einfach man die zahlreichen, voll-ausgespielten Schlagerdarbietungen auch mit Porno-Szenarien austauschen könnte (bei diesen Darstellerinnen wäre das übrigens doch recht erwünscht), da liefert Billian ganz unverhofft für seine berufliche Zukunft prägende, strukturelle Steilvorlagen.


Der Narrativ ist insofern überraschungsfrei klein gehalten, lebt von Musikstück zu Musikstück, findet auch nur selten einen kohärent-eingebauten Übergang für jene Audio-Highlights, bleibt dabei aber stets locker-luftig, klamaukig und frech-romantisch, immer zwischen der leichtlebigen, frohlockenden Suche nach der Liebe und dem frivolen Schabernack der frischen Jugend & Junggebliebenen gegen miefige Spießer und notgeile Heiratsschwindler. Alleine schon Hannelore Auer als overacted-aufgedrehter, zuckersüßer Teenie-Frechdachs hält den Zuschauer durchweg bei Laune, dazu kommen dann aber auch noch saualberne Spießgesellen wie Beppo Brem als unbewusst-schlagfertiges Zimmermädchen, eine ganze Truppe wild keifender, frigider Hennen und zuguterletzt eben die honkigen Schlagernummern.


Diese kommen meistens durchaus unvermittelt, mögen sogar eher die irrwitzig-dusselige Unfähigkeit der trällernden Sternchen in Sachen Schauspielerei anhand von quälend langen, distanzierten One-Shots darstellen (allen voran: der deutlich bocklose, Grimassen-ziehende, unmotiviert Augen-rollende Billy Mo), schaffen aber dennoch reichlich swingenden Kitsch-Spaß, flotte Melodien mit beklopptesten Texten und ein Staraufgebot an Akzenten von importierten, deutsch singenden Performern (am Sympathischsten und Niedlichsten: Peggy March).


Addiert man dazu noch die herrlich sommerlichen Landschaftsaufnahmen, den Drang nach unschuldiger Händchenhalten-Romantik, eine liebenswert-einfache Inszenierung (viel mehr bekam Anfänger Billian offenbar nicht zustande, zum Ende seiner Karriere hin aber noch weniger), einige lustige Instrumental-Soli und ganz viel platten Wortwitz, unter einem Arsenal von aufreizend-herzlichen Frauen und trottelig-unterbutterten Kerlen, dann verbringt man schließlich doch ganz gerne seine Kur bei diesen altertümlichen, lustigen Weibern im sonnigen Tirol. Woher sie allerdings diesen sogenannten 'Ku-Klux-Tanz aus Amerika' aufgegriffen haben, bleibt aber wohl ein brisantes Geheimnis, auch wenn ihn jeder im Film unbeschwert vor sich her twistet.




SPUKSCHLOSS IM SALZKAMMERGUT - Ein weiterer von den 4 Heimat-Schlager-Filmen Hans Billians, allerdings hier in Zusammenarbeit mit Exploitation-Reißer-King Rolf Olsen, welcher auch einen kleinen Gastauftritt bewältigt. Wieviel an diesem Film aus seiner Feder entstammt, kann man zwar kein Stück nachvollziehen, ergibt aber offenbar ein stimmiges Bild zur Vision Billians, die sich sowieso recht stark an früheren Ergüssen aus diesem Genre seinerseits orientiert. Wer also u.a. schon Erfahrungen mit seinen 'Lustigen Weibern aus Tirol' gemacht hat, bekommt hier essenziell 'more of the same', darf sich dafür aber auch auf neue Schlagerstars, neue Knüllerhits, neue Settings, noch mehr verheizte Darsteller aus dem Dritten Reich und zudem eine gute Menge Budenzauber-Spuk freuen.


Unterstützt von einer mäßig sinnvollen Rahmenhandlung mit einer unterforderten Hannelore Auer (welche immerhin EIN Lied über Malle beisteuern darf) und einem wie immer aberwitzig-talentfreien Manfred Schnelldorfer, erleben wir im Narrativ zunächst das neckische Lieben & Zanken des Udo Jürgens mit seiner Verlobten, welche es auf die Bühnen dieser Welt drängt, während er lieber seinem Schlagerstar-Dasein frönen will. Ihre Wege trennen sich zwangsläufig, finden sich aber im besagten Salzkammergut wieder, wo Jürgens & Co. mit seiner Schlagerparade die Theateraufführung seiner Liebsten versaut und somit ein Streiche-voller Kleinkrieg zwischen beiden Parteien entbrennt - welcher sich am Ende natürlich versöhnlich auflöst und zum Happy End ansetzt. Dazwischen gibt es wie gehabt reichlich Raum für mehr oder weniger sinnvoll eingesetzte Songeinlagen, die zwar an sich schon etwas verschnarchter daherkommen, aber noch immer genauso charmant-infantil von Billian abgeschwenkt werden.


Die pfiffigste Besonderheit und ausschlaggebende Wurzel aller Faszination für diesen Film liegt aber eindeutig in der fragwürdigen, weil zu der Zeit schon echt rückständigen, Verwendung von Agfacolor, wodurch er nicht nur wie ein Werk aus den 40ern oder 50ern ausschaut, damit die seltsam-morbide Heimatfilm-Idylle jener Tage nochmal hervorbringt, sondern auch in Verbindung mit dem leichten Spuk-Szenario und seinen gefakten Schauergestalten einen besonders schön-pappigen, keimig-räudigen Charme ausstrahlt, beinahe so wie De Ossorio's 'REITENDE LEICHEN'-Reihe.


Am schönsten lässt sich das an einem Musikclip zu 'Tausend Steine' von Peggy March und Benny Thomas erkennen, der auf einem höchst klobigen Schauerset mit zerlumpten Gemäuern und eklig-blätterlosen, finsteren Dürrebäumen gedreht wurde, an sich offenbar neben einer Szene am Schilfrohrteich passieren soll, wo die Theaterleute die Bühne der Schlagerleute ansägen. Ich vermute mal, dass dieser 'Clip' und eine andere Einlage von Peggy March, '100 Jahre und noch mehr', entweder von Rolf Olsen gedreht wurden (weil sie für Billians Verhältnisse eine höhere Varianz in den Einstellungsgrößen besitzen und allgemein versierter durchgeplant sind) oder womöglich für einen anderen Film gedacht waren, weil sie im Rahmen der Handlung und auch der anderen Songs wie z.B. Jack Hammers 'Eva-Twist', die sich ja doch zumindest an den relevanten Schauplätzen des Films ereignen, nun wirklich kaum reinpassen.


Ein Kritikpunkt soll das natürlich nicht sein, schließlich ist Peggy March wie immer ein niedlich-rothaariger Augenschmaus. Man sollte sowieso nicht allzu hart ins Gericht gehen mit diesem Film, der als unbedarfte Schlagerklamotte mit seinen oberdämlich-verballerten Trottel-Gags angenehm provinziell und schrullig unterhält und so 100%-ig harmlos daherkommt, dass man ihm seine recht zerfahrene Erzählstruktur fast komplett vergibt. Wenn ich mir allerdings was für die ideale Erfahrung dazu wünschen könnte, dann auf jeden Fall mehr Auer, mehr March und weitaus mehr Spuk-Effekte, da der Film insofern nur eine (verlängerte) Sequenz zu bieten hat. Schade drum, aber als Gesamtwerk dennoch eine launige, naive Angelegenheit für Primitivlinge wie mich :)

 
Zuguterletzt ein Film, den ich eigentlich weniger mochte, über den sich aber soviel Schönes (Kritisches) schrieben ließ:




EDEN UND DANACH - Irgendwie beschleichte mich schon von Anfang an das Gefühl, dass mir dieser Film etwas unsympathisch entgegenkommen würde. Da stellt er sich mir bereits im Vorspann schon als experimentell-montiert und psychotronisch vor, meißelt die Stabsangaben in hauchender Repetition auf die Tonspur hinein und setzt da schon zu einer avantgardistischen Selbstwichtigkeit an, die sich sodann in der Vorstellung der Protagonisten offenbart: lustlos-daherblickende, lebensmüde Elitär-Studenten, die sich in ihrer Freizeit leicht sadistischen Rollenspielen ergeben, narzisstisch-verpeilt Monologe rezitieren und überhebliche Happenings in ihrem Café-Treff 'EDEN' durchführen. Die Gestaltung des Films passt sich derer perfiden Beatnik-Mentalität passgenau an, durchwandert nüchtern geometrische Formen der Baukunst und durchsetzt diese mit aufgesetzt-bedeutungsschwangeren Pop-Art-Slogans wie 'Blut ist Leben'.

 
Erst als der mysteriöse Duchemin zur Truppe vorstößt, sie radikal-aufmischt und der naiv-unbeholfenen Violette das 'Pulver der Angst' verabreicht, wird es richtig interessant - lässt mit rasanter Kraft klaustrophobe Visionen des Terrors entstehen, in Knechtschaft und Brutalität, welche unsere Violette beinahe in den Wahnsinn treiben. Schnell holt er sie aber heraus und macht damit reichlich Eindruck auf sie und ihre Kollegen. Sie verfällt seiner Magie und will ihm folgen, gerät aber sodann in ein kaltes, hartes Wunderland voller Rohre, Glassplitter und von Blut durchflossenem Schleim. An dieser Stelle und ihren magnetisch-surrealen Bildern setzte bei mir endlich ein Moment der Euphorie ein, eine Art 'Anything goes'-Erwartungshaltung - ich machte mich darauf bereit, verzaubert zu werden und zu erleben, dass Regisseur Alain Robbe-Grillet eigentlich darauf hinarbeitet, den stumpfsinnig-engstirnigen Nouvelle-Vague-Hipstern einen wunderbaren Streich der Entlarvung zu spielen.

 
Allerdings schafft es der Film im Verlauf ernüchternderweise nicht, trotz seiner neugewonnenen Metaphysik, dem existenzialistischen Snobismus seiner Protagonisten abzusprechen, welche weiterhin ihre schleimig-akademische Poesie als Voiceover verbraten dürfen und dieselben sadistischen Rollenspiele nochmals 'genussvoll' (für echten Genuss ist der Film dann doch zu kalt & steif) & zynisch durchziehen, während sie auf der Leinwand planlos-verballert umherjumpen und die oftmals ebenfalls planlos-verballerte Montage (schließlich schnitt Grillet aus dem selben Material später noch einen weiteren Film zusammen) mit aufdringlichen, gewollt-provokanten Bildern blutigster Symbolik jenes Verhalten auch noch als erhellende, magische Erfahrung abfeiert - dadurch so eine starke Faszination für den kunststudentischen Sadismus ausstrahlt, dass man sich geradezu angewidert fühlt.


Nun könnte der Film, wenn er es denn wirklich wollen würde, damit sogar gewisse Ansätze für eine Kritik über die Misshandlung von Frauen hervorbringen, so wie sie hier mit dem Fokus auf den Sadomasochismus ausnahmslos gequält und als Objekte der Fleischeslust dargestellt werden. Jedoch gelingt ihm das einerseits durch seine freiförmige, selbstverliebte Experimentierfreudigkeit nicht, welche jeglicher Stringenz, Charaktertiefe und emotionaler Resonanz bewusst aus dem Weg geht, andererseits aber auch durch seine Violette, der wir auf ihrer mentalen Reise begleiten: ihr Charakter wird als unselbstständig, leicht beeindruckbar und nervig-verträumt gezeichnet - ein typisches Produkt des umnebelten Flower-Power-Schwachsinns, welches sowohl von den Männern, als auch vom Film selbst als misshandelbaren Spielball und naives Versuchskaninchen im Wunderland gehandhabt wird.


Schaut man sich dagegen z.B. mal die Werke von Jean Rollin an, welcher ebenso metaphysische Welten mit weiblichen, verträumten Protagonisten erforschte, erkennt man wie man so etwas weit besser handhabt: die neu zu erforschende Welt scheint dort an sich auch gefährlich und finster zu sein, wird aber dennoch mit einem gewissen, lustvollen Zauber entdeckt und entpuppt sich sodann als beinahe traumhaft-idealistisches Märchenland - muss sich dabei nicht hinter kunstbesessen-sperrigen Montagen und schwachmatisch-erschlagenden Hippie-Gesten verstecken, bleibt stattdessen ganz natürlich, besitzt zwar auch Gewalt und Unterdrückung, legt sie aber nicht in den Fokus bzw. propagiert sie nicht, wie dieser Film hier. Dafür sorgen auch die Frauen in Rollins Filmen, welche durchweg menschliche Qualitäten beherbergen, zwar auch verträumt sind, aber weder einen philosophisch-politischen Stempel auf ihre Erkundungen drücken möchten noch ihren Freigeist forciert-kindisch zur Schau stellen. Da kann man sodann auch eher mit ihnen mitfühlen, sie als Menschen anerkennen und nachvollziehen.

 

Bei EDEN UND DANACH hingegen sind sie ausschließlich Mittel für mehrere unausgegorene Statements, gefangen in einem elitären, kunstwissenschaftlichen Sadismus, welcher nur sich selbst in seiner Form lieben mag und dem Zuschauer verschmitzt und überheblich ein Bein stellt, ihn an einen steifen Stuhl klemmt und ihm per Flugblatt mitteilt: 'Achtung, Achtung! Bitte jetzt mal ganz still sein - Art is in the house!'. Naja, abgesehen davon sind Bilder und Musik eigentlich sogar wirklich recht eindrücklich, in ihrer Assoziationsmacht handwerklich-geschickt aufgeteilt und kurzweilig, wie das allgemeine Tempo des Films auch - könnten in geänderter, empathischerer Konstellation durchaus eine bittere Vermittlung des Schreckens mentaler und physischer Schmerzen ausdrücken, vielleicht sogar eine optimistische Auslegung des Kunstgedankens ('Blut ist Leben', sowie die oben erwähnte 'Anything Goes'-Sequenz mit ihrer kreationell-euphorischen Blut & Urschleim-Vermengung). In dieser Form allerdings, verlässt der Film zu schnell das wahre EDEN und messt sich eher am zynischen, platt-schockierenden und wenig zauberhaften DANACH.